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Gast der KEM: Gerhard Bachmann

Geschäftsführer der G. Bachmann Electronic GmbH, A-Feldkirch
Gast der KEM: Gerhard Bachmann

Das traditionelle High-Tech-Unternehmen G. Bachmann Elektronik ist führender Anbieter von High-Performance-Steuerungen für MSR-Aufgaben. Dabei strebt man ständig nach Technologie-, Kosten- und Marktführerschaft im Segment der anspruchsvollen Steuerungstechnik. Vater dieses Erfolges nach 30-jähriger Geschäftstätigkeit ist der Firmengründer, Inhaber und „Automatisierungsguru“ Gerhard Bachmann.

 

Das Interview führte Horst Böhland, Red. KEM

KEM: Herr Bachmann, Ihren 1970 im Privatwohnhaus gegründeten Einmannbetrieb wandelten Sie nach neun Jahren in eine GmbH, stellten die erst eigene SPS-Steuerung 1982 vor und erzielten mit bereits 106 Mitarbeitern erstaunliche 15 Mio. DM Umsatz im Jahre 1986. Welche Produkte und Technologien standen dahinter?
Bachmann: Das waren hauptsächlich Steuerungen für Spritzgießmaschinen, die wir ab 1980 entwickelt und ab 1982 erfolgreich verkauft haben. Diese SPSen waren Mikroprozessorsteuerungen, beginnend mit der Ein-Bit-Technologie und mit Flachdisplays auf LCD-Basis. Diesen folgte 1984 der erste großindustrielle Einsatz von Elektrolumineszenzdisplays durch uns. Also Steuerungen mit Visualisierung unter Nutzung modernster Technologien.
KEM: Fünfzehn Jahre später sind bereits mehr als 30 000 komplette Bachmann-Steuerungen weltweit im Einsatz. Ihren für 2001 mit 140 Mitarbeitern erwarteten Umsatz beziffern Sie aber nur auf 28 Mio. DM. Ist das nicht Stagnation und zu wenig für einen Technologieführer?
Bachmann: Die Markteinführung einer neuen Steuerungsgeneration erfordert auch noch heute mehrere Jahre. Wir be-finden uns mit unserer neues-ten Steuerungsgeneration, der Hochleistungssteuerung M1, mitten in der Einführungsphase und haben mit ihr bereits fixe Umsatzzusagen für 60 Mio. DM pro Jahr akquiriert. Al-so, keine Stagnation, sondern überproportionales Wachstum.
KEM: Im Jahre 1990 erhielten Sie für Ihre Steuerungen auf Softwarebasis den Österreichischen Staatspreis als innova-tivstes Unternehmen. Welche damaligen Technologieinnovationen nutzen Sie noch heute?
Bachmann: Das war das zentrale Softwarekonzept, nämlich alle Vorgänge, die eine Steuerung bedienen muss wie Steuern, Messen, Regeln, Archivieren und Kommunizieren auf einer einzigen CPU ablaufen zu lassen. Diese Innovationsleis-tung haben wir auch bei unserer neuesten Steuerung M1 ausgebaut und sind hier mit einem risigen Know-how-Vorsprung tätig.
KEM: Diesen Know-how-Vorsprung und Ihre Technologieführerschaft dokumentieren Sie gerne an den harten Fakten dieser PC-basierten, im Mikrosekundenbereich arbeitenden Hochleistungssteuerung M1 mit Dezentralisierung, abgeschlossen 1999. Was ist noch immer einzigartig an dieser M1?
Bachmann: Einzigartig ist die konzipierte und erreichte Echtzeitfähigkeit von unter zwei Mikrosekunden, auch von dezentralen Komponenten, durch Einsatz unseres dafür eigens entwickelten Fast-Busses. Die M1 vereint die Vorzüge von klassischer SPS und PC-Technik in einer kompakten Hardwarelösung, deren Herzstück ein Intel Pentium-Prozessor in Industrieausführung ist. Das Vernetzungskonzept läuft unter TCP/IP und ist damit intranet- und internet- und somit besonders zukunftsfähig.
KEM: Trotz M1 stagnierte Ihr Umsatz bei 23 Mio. DM in den Jahren 1999 und 2000. Waren Sie zu sehr Techniker, zu wenig Kaufmann?
Bachmann: Im Laufe der Zeit hatten wir uns zu einem Einkunden-System entwickelt, das uns keine Zeit zum Aufbau anderer Märkte ließ. Unser Bestreben war damals wie heute das selbe, nämlich unseren Kunden zu einer Technologieführerschaft in ihrem Marktsegment zu verhelfen. Dabei hatten wir uns komplett auf die Tech-nik konzentriert, da die restli-che Welt in Ordnung war. Dieser Kunde, der am Schluss zirka 94 Prozent unseres Umsatzes generierte, ist uns nach fast 20-jähriger Partnerschaft plötzlich weggebrochen. Ab die-sem Zeitpunkt mussten wir ganz von vorn anfangen, eine Steuerung für den allgemeinen Markt entwickeln und dafür einen Markt aufbauen. In diesen auch für mich sehr schweren Zeiten mussten wir alle Regis-ter für´s Überleben ziehen und leider auch Personal abbauen.
KEM: Während dieser schweren Zeiten haben Sie als Fünfzig-jähriger nochmals die Entwickler-Ärmel hochgekrempelt und die M1 konzipiert. Mit welchem neuen Leistungsansatz sollte diese die Märkte angehen?
Bachmann: Mit einem modularen Konzept, das auf höchster Echtzeit- und Leistungsfähigkeit basiert. Der Maschinenbauer sollte nicht mehr von der Steuerungsseite, sondern nur noch von seiner Maschinen- und Antriebskonzeption her begrenzt werden. Damalige Steuerungen ermöglichten es nicht, die physikalische Seite der Maschinen voll auszufahren. Unser Steuerungskonzept wurde so aufgebaut, dass ihr Leistungsüberschuss über Elektronik und Software machinen-, antriebs- und prozesstechnische Mängel verbessert, also mehr aus der Maschine herausholt. Rückblickend ist dieses Konzept voll aufgegangen. Wir haben seither für diese Steuerung 40 neue OEM-Kunden in unterschiedlichen Branchen gewonnen.
KEM: Getreu Ihrem Image des Einsatzes modernster Technologien entwickeln Sie nun auch Lösungen für die Nutzung von Java unter dem Echtzeitbetriebssystem Vxworks. Wie ist der Entwicklungsstand?
Bachmann: Java ist für Steuerungen theoretisch hervorragend geeignet. Um den Komfort von Java und die selben Geschwindigkeiten wie bei unseren Hochleistungssteuerungen zu bieten, ist noch sehr viel zu tun. Ein Schwerpunkt dabei ist die echtzeitfähige Einbettung von der Virtuel Machine auf dem Zielsystem. Diese muss, wie auch das Betriebssystem, echtzeitfähig sein, wenn vom Gesamtsystem Echtzeitfähigkeit gefordert wird. Wir sind mitten drin, dafür etwas Gescheites zu bringen.
KEM: Wann könnte die erste hochwertige Java-Lösung implementiert sein?
Bachmann: Vorausssichtlich im ersten oder im zweiten Quartal 2002 bei unsererem ersten Pilotkunden.
KEM: Wie könnte eine Bachmann-Steuerung, mit Blick auf künftige Marktanforderungen, im Jahre 2005 aussehen?
Bachmann: Das Konzept und auch die Bauausführungen werden die gleichen sein wie bei der M1, die wir ja für das neue Jahrtausend entwickelt haben. Zusätzlich können aber höhere PC-Leistungen und Java genutzt werden für integrierte Visualisierung und Steuerungsaufgaben.
(Fotos: Frank Herrmann)
Internet
Ausführliche Informationen
Steuerungssystem M1
KEM 401
Steuerungssystem M1
– Modularer Hochleis-tungs-Steuerungs-, Regelungs- und Netzwerkbaukasten auf PC-Basis
– verbindet SPS- und PC-Lösung mit Bestandsschutz
– Synchronisationszeit kleiner zwei Mikro-sekunden
– Datenübertragungsrate 120 Megabit/s
– entwickelt für das dritte Jahrtausend seit 1997
– Weiterentwicklung mit z. Z. 40 Entwicklern
– 40 OEM-Kunden vieler Branchen
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