Vor genau 100 Jahren, im August 1914, passierte das erste Schiff den 82 km langen Panamakanal und verkürzte damit die Schiffsreise vom Pazifik in den Atlantik um viele tausend Seemeilen. Aktuell wird die Wasserstraße ausgebaut, weil die Schleusen für die aktuellen Handelsschiffe zu klein sind. Es ist geplant, im August die ersten Rollschütze für die deutlich vergrößerten Schleusenbecken zu montieren. Das Antriebs- und Steuerungssystem mit 158 anwenderspezifischen Hydraulikaggregaten und Zylindern stammt von Bosch Rexroth.
Der Autor: Hendrik W. Perdijk, Projektleitung Panamakanal, Bosch Rexroth, Lohr am Main
Über 13 600 Schiffe passierten 2013 den Panamakanal. Dabei können derzeit mehr als 60 % der Welthandelsflotte den Kanal gar nicht nutzen. Darum hat 2007 die Panama Canal Authority mit einer umfassenden Vergrößerung und Modernisierung des gesamten Kanals begonnen. Die neuen Schleusen fassen Schiffe mit einer Länge von bis zu 366 m und einer Breite bis zu 49 m. 2015 ist die Neueröffnung geplant.
Innerhalb eines Konsortiums unter der Führung eines spanischen Bauunternehmens hat Bosch Rexroth die Verantwortung für die Projektierung und Realisierung der hydraulisch angetriebenen Rollschütze mit seiner Steuerung übernommen. Der Spezialist für Großprojekte kennt den Panamakanal bereits sehr gut, hat er doch erst zur Jahrtausendwende die Antriebs- und Steuerungstechnik der bisherigen Schleusen modernisiert.
Seit der Auftragsvergabe Ende 2010 hat Rexroth innerhalb kurzer Zeit u. a. insgesamt 158 anwenderspezifische Aggregate und Antriebszylinder für den Betrieb der teilweise mehr als 30 t schweren Rollschütze konstruiert und gefertigt. Diese Ausgleichsverschlüsse regeln den Zufluss zu den Schleusenkammern und Sparbecken.
Neue Wassersparschleusen
Das Schleusendesign folgt einem in Deutschland entwickelten und umgesetzten Konzept, an dem Bosch Rexroth ebenfalls beteiligt war. Jede Schleusenkammer ist über kommunizierende Röhren mit je drei Wassersparbecken verbunden. Zum Anheben der Schiffe öffnen die Rexroth-Antriebe die entsprechenden Zuleitungen und das Wasser aus dem Gatunsee sowie aus den Sparbecken füllt per Schwerkraft die Schleusenkammer. Anders als bei der bisherigen Technik fließt das Wasser nach dem Schleusenvorgang in die Becken zurück. Lediglich 40 % der für eine Schleusung notwendigen Wassermenge kommen aus dem künstlich angelegten Gatunsee. So senkt der Ausbau trotz wesentlich größerer Schleusenkammern den Frischwasserverbrauch gegenüber den bestehenden Schleusen sogar um 7 % und entlastet damit den regionalen Wasserhaushalt nachhaltig.
Verfügbarkeit 99,9 %
Jedes Rollschütz besitzt einen Antriebszylinder, redundant ausgeführte SPS-Steuerungstechnik und ein zugehöriges Aggregat. Insgesamt verfügen die Hydraulikaggregate über eine installierte Leistung von fast 20 000 kW (inklusive Redundanz).
Besonders hoch sind die Anforderungen an die Verfügbarkeit, die vom Auftraggeber mit 99,9 % spezifiziert worden ist. So sind alle wichtigen Teile redundant ausgeführt. Für die Entleerung eines Wassersparbeckens sind beispielsweise nur zwei Rollschütze notwendig. Jedes der insgesamt neun Wassersparbecken einer Schleuse verfügt aber über vier Verschlüsse. Das bedeutet, dass gleichzeitig zwei Rollschütze eines Wassersparbeckens ausfallen könnten, ohne den Betrieb zu beeinträchtigen.
Weltweite Ressourcen gebündelt
Für dieses Projekt nutzte Bosch Rexroth die Vorteile eines Großunternehmens, das weltweit Ressourcen bündeln kann. Mitarbeiter in Deutschland übernahmen u. a. das Engineering und Projektmanagement, in den Niederlande entwickelten Spezialisten die Hydraulikzylinder, die in China produziert wurden. Die Fertigung und Konstruktion der Hydraulikaggregate nebst zugehörigen Steuerungen erfolgte in den Bosch-Rexroth-Werken in den USA und Korea. I
Info & Kontakt
Bosch Rexroth AG
Tel.: 09352 18-0
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