Faserbasierte Rohre, Bänder und Filter leiten in Anlagen, Maschinen und Fahrzeugen flüssige und gasförmige Medien, isolieren Motoren und säubern Wasser wie Luft. Die Techtextil zeigt vom 9. bis zum 12. Mai in Frankfurt am Main, warum sich die oft im Verborgenen arbeitenden technischen Textilien nicht verstecken müssen.
Elektrisch leitfähige „Smarte Textilien“ ziehen derzeit als leuchtende, wärmende und interaktive Bekleidung viele Blicke an. Geht es nach Forschern des RWTH Aachen Instituts für Textiltechnik (ITA), sollen künftig auch im Diskreten tätige technische Textilien smart werden. Sie präsentieren auf der Techtextil einen „PolyTube“ genannten Demonstrator eines selbstheizenden, antistatischen und überwachten Rohres aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK). „Wir wollen ein Baukastensystem entwickeln, mit dem sich GFK-Rohre je nach Anforderung funktionalisieren lassen“, erklärt ITA-Forscher Christian Möbitz, der im Forschungsprojekt eng mit dem Rohrleitungsbauer FKT Faßbender aus Remagen zusammenarbeitet. Die elektrische Leitfähigkeit bringt das Industrie-Forschungs-Duo mit recycelten Carbonfasern ein. Künftig sollen die „smarten Rohre“ in Industrie- und Chemieparks Leckagen schneller orten, zähe Flüssigkeiten in Pipelines fließfähig halten und in explosionsgefährdeten Umgebungen Funkenschlag vermeiden.
Auch die Bandweberei Amohr Technische Textilien aus Wuppertal hält sich in Frankfurt bereit für „smarte“ Anfragen. Der international tätige Anbieter technischer Bänder, darunter Wickelbänder für Schläuche in Anlagen und Isolationsbandagen für Windradgeneratoren, spürt den steigenden Bedarf an textiler Funktionalisierung. „Kontaktierungsbänder für Sitzheizungen, selbstklebende Feuchtigkeitssensoren oder Bänder zur Lichtsteuerung – da bildet sich langsam ein eigener Schwerpunkt heraus“, sagt Amohr-Geschäftsführer Christoph Mohr, der inzwischen in enger Absprache mit Maschinenbauern, Anlagenherstellern und elektrischen Ausrüstern Leitfähigkeit in seine Bänder hinein bringt.
Innovativer Vliesstoff-Einsatz
Etwas herauszubekommen ist hingegen der Zweck des textilen Absorptionssystems „Ölmanta“, das Forscher des Instituts für Textil- und Verfahrenstechnik (ITV) aus dem schwäbischen Denkendorf auf der Techtextil erstmals zeigen. Mit dem faserbasierten Öl-Havariesystem soll nach Unfällen Öl aus Binnengewässern gefiltert werden. In seiner Funktionsweise ähnelt es dem Mantarochen, der Kleinstlebewesen wie Plankton aus dem Meerwasser filtert und überschüssiges Wasser durch seine Kiemen ausstößt. Genauso der Ölmanta, der dank eines speziellen, offenen Vliesstoffes das Öl „frisst“, während das Wasser passieren kann. „Derzeitige Ölleit- und chemische Bindesysteme sind oft nur bei geringer Anströmung effizient“, sagt ITV-Umwelttechnik- und Bionik-Chef Dr. Thomas Stegmaier. Steige die Fließgeschwindigkeit über 0,3 Meter pro Sekunde, komme es zu Verwirbelungen an der Wasseroberfläche und Unterströmung. „Dann fließt das Öl unter der Barriere entlang“, so Stegmaier, der das mit dem Ölmanta verhindern will.
Auch auf dem Messe-Sonderareal „Living in Space“ werden neuartige Einsatzmöglichkeiten von Vliesstoffen gezeigt. Weil dort die Anwendungsbreite technischer Textilien am Beispiel einer künftigen Marsmission demonstriert werden, wird das Unternehmen Freudenberg aus dem baden-württembergischen Weinheim einen Vliesstoff vorstellen, der in Lithium-Ionen-Batterien die Pole voneinander trennt. Der „Safety Separator“ aus ultra-dünnem, mit Keramikpartikeln imprägnierten Polyester-Vliesstoff schrumpft auch bei Temperaturen von bis zu mehreren hundert Grad Celsius nicht. Erst kürzlich wurden an der ISS, die täglich 16 Mal die Erde umfliegt, einige ältere Nickel-Wasserstoff-Batterien durch neue Lithium-Ionen-Batterien ersetzt.
Auf der Techtextil präsentieren allein 750 der rund 1.400 Aussteller Neuentwicklungen für den Bereich „Indutech“. bt
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