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Projekt SE4OWL macht Unternehmen fit für Systems Engineering

SE im Mittelstand
Das Projekt SE4OWL macht Unternehmen fit für Systems Engineering

Das Projekt SE4OWL macht Unternehmen fit für Systems Engineering
SE-gerechte IT-Strukturen – im SElive Lab am Fraunhofer IEM werden die IT-Konzepte des Projekts SE4OWL künftig validiert
Bild: Fraunhofer IEM
Bei vereinzelten Lösungen soll es im Systems Engineering nicht bleiben, weshalb nun in Ostwestfalen-Lippe ein neues Forschungsprojekt startet, das das Große und Ganze mitdenkt: Das it’s OWL-Projekt SE4OWL (Systems Engineering für OWL) sammelt Erfahrungen und Erfolge bisheriger Aktivitäten, damit auch kleine und mittlere Unternehmen SE langfristig und ganzheitlich in der eigenen Organisation verankern können.

Kirsten Harting, Senior PR-Referentin, Fraunhofer IEM, Paderborn

Inhaltsverzeichnis
1. KMU haben es nicht so leicht
2. SE4OWL: Abschauen und mitmachen erwünscht!
3. Hintergrund zum Projekt SE4OWL

Wer komplexe technische Systeme auch in Zukunft mit Erfolg auf den Markt bringen möchte, benötigt den Überblick über die vielverzweigten Zusammenhänge und Abhängigkeiten in seinem Entwicklungsprojekt. Systems Engineering (SE) bietet ein ganzes Bündel aus Methoden und Werkzeugen, um sich dieser Herausforderung zu stellen. Mit dem Erwerb eines cleveren Software-Werkzeugs oder der Umstrukturierung einer einzelnen Entwicklungseinheit ist es nicht getan.

Um SE langfristig im Unternehmen zu verankern, muss der Ansatz nicht nur in der gesamten Organisation, sondern auch in der Kultur ankommen. „Systems Engineering muss in der gesamten Organisation gelebt werden, sonst klappt es nicht. Einzelne Umsetzungen und Insellösungen haben zwar Pioniercharakter und sind gerade zu Beginn wichtig. Unterm Strich ist SE aber ein Ansatz, der erst im Zusammenspiel aller Abteilungen richtig erfolgreich ist“, sagt Nico Michels, Senior Vice President, Business Processes & Systems bei Claas.

Zusammen mit seinem Team arbeitet Michels seit 2015 daran, Systems Engineering für die Entwicklung künftiger Landtechnik nutzbar zu machen. Den Startpunkt bildeten das Anforderungsmanagement und der Einsatz von Model-Based Systems Engineering. Ausgehend von der Elektronikentwicklung ist das Anforderungsmanagement mittlerweile für das gesamte Unternehmen erarbeitet und befindet sich in der unternehmensweiten Einführung. Systems Engineering wird bei Claas zentral im Bereich Digital Product Engineering koordiniert.

KMU haben es nicht so leicht

Selbst Entwicklungsverantwortliche in Großunternehmen leisten viel Pionier- und Überzeugungsarbeit, bevor neue organisatorische und technologische Ansätze umgesetzt und akzeptiert werden und bevor aus kleinen Piloten unternehmensweite Strategien werden. Mittelständische Betriebe haben es da noch schwerer. Oft fehlen die Kapazitäten, um über kleinere, meist technologische Pilotprojekte hinauszugehen und eine umfassende SE-Strategie aufzusetzen.

Mit 135 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entwickelt und fertigt Harting Applied Technologies Sondermaschinen für die Montagetechnik. In Projekten des Spitzenclusters it’s OWL lernte das Unternehmen SE-Grundlagen und Methoden anhand eigener Produkte und Projekte kennen. Zusammen mit anderen Mittelständlern lotete es die Möglichkeiten von SE für Produkte mit Losgröße 1 aus und erarbeitete KMU-gerechte Ansätze zur Verknüpfung von Systems-Engineering-Methoden mit agilen Arbeitsweisen.

„Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Bereichen Entwicklung, Auftragsvorbereitung und Service haben sich in mehreren Tagesveranstaltungen mit dem SE-Ansatz vertraut gemacht. Ihr Feedback zeigte uns: Das hat Potenzial! Trotzdem ist es für uns zwischen Tagesgeschäft und dem nächsten Liefertermin nicht so einfach, ausreichend Kapazitäten freizumachen, um SE umfangreich fürs ganze Unternehmen zu betrachten und dann einzuführen“, schildert Dr. Volker Franke, Geschäftsführer Harting Applied Technologies, die Herausforderung des mittelständischen Betriebes.

SE4OWL: Abschauen und mitmachen erwünscht!

So wie Claas und Harting Applied Technologies arbeiten im Technologienetzwerk it’s OWL seit 2012 Unternehmen jeder Größe an Fragestellungen des Systems Engineering. Die Förderinitiative setzt auf die Zusammenarbeit von Forschungseinrichtungen und Industrieunternehmen und blickt inzwischen auf 29 mehrjährige Innovationsprojekte und 44 drei- bis viermonatige Transferprojekte zurück.

„Da sind Unmengen an SE-Wissen und Erfahrung zusammengekommen, viele einzelne SE-Pionierarbeiten. Uns liegen kleinere Lösungen für Methoden und Werkzeuge, aber auch große strategische Initiativen für die unternehmensweite Einführung vor“, resümiert Dr.-Ing Lydia Kaiser, Abteilungsleiterin Systems Engineering am Fraunhofer IEM. Bei Pionierarbeiten soll es nicht bleiben: Künftig sollen auch kleine und mittlere Unternehmen SE langfristig und ganzheitlich in der eigenen Organisation verankern.

Für die neue Förderung des Themenfeldes Systems Engineering strukturieren die Ostwestfalen deshalb die bisherigen Ergebnisse und Erfahrungen und bereiten sie wissenschaftlich auf. Industrieunternehmen erarbeiten – unterstützt durch die methodische Expertise der Unity AG und des Fraunhofer IEM sowie durch den SE-Toolanbieter Two Pillars – ein Instrumentarium mit Leitfäden für die ganzheitliche Gestaltung von Systems Engineering in der Organisation. Dabei betrachten sie die folgenden Bereiche.

  • Skalierbarkeit der Methoden und Werkzeuge:
    SE-Methoden und Werkzeuge wurden bisher oft rein technologisch gedacht, sodass viele Akteure im Unternehmen sie als zu kompliziert empfinden. Hier muss ein Umdenken erfolgen, sagt das Team von SE4OWL: Methoden und Werkzeuge müssen künftig immer in Erwägung der Bedürfnisse und Arbeitswelten ihrer künftigen Anwender entwickelt werden.
  • Organisation und IT:
    Ein erfolgreiches Systems Engineering setzt die interdisziplinäre Zusammenarbeit über verschiedene Bereiche wie Konstruktion, Elektrotechnik und Softwaretechnik voraus. Um dies zu ermöglichen, müssen Unternehmen sowohl ihre Organisation als auch die benötigten IT-Systeme überdenken und neu strukturieren – und das mit Blick auf individuell gewachsene Strukturen und aktuelle Herausforderungen. Da dieser Gesamtblick durchaus herausfordernd ist, plant SE4OWL, ein Muster-SE-Unternehmen zu konzipieren – Abschauen erwünscht!
  • Kultur und Qualifikation:
    Systems Engineering erfordert Veränderungen, sowohl in der übergeordneten Organisation als auch in Arbeitsprozessen und -inhalten der Belegschaft. Hier benötigen Unternehmen Methoden, um eine breite Akzeptanz zu schaffen und langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entsprechend weiterzubilden. Für dieses Ziel ist eine Zusammenarbeit mit ganz neuen Disziplinen notwendig.
  • SE-Demonstrator:
    Welche Auswirkungen haben ein Wandel in Organisations- und Arbeitsformen, Methoden und Tools auf ein Unternehmen? Um diese Frage zu beantworten, wenden die Projektpartner die erarbeiteten Instrumente auf ein fiktives Unternehmen an. Die Konzepte werden so validiert und mit verschiedenen Formaten (Lego-Modell, Website, Live-Demo der IT-Infrastruktur) vermittelt.

Unternehmen nutzen die Ergebnisse von SE4OWL künftig in Form von Leitfäden und Methoden, können sich am SE-Muster-Unternehmen praktische Umsetzungstipps abschauen und Fragen und Erfahrungen in der Fachgruppe Systems Engineering austauschen. Auch eine konkrete Zusammenarbeit mit den Forschungseinrichtungen des Technologienetzwerks it’s OWL über mehrere Monate ist möglich, in der Raum für individuelle Fragestellungen ist. Wer hier Interesse hat, kann sich an Lukas Bretz vom Fraunhofer IEM wenden (E-Mail: lukas.bretz@iem.fraunhofer.de). (ik)

Weitere Informationen zu den aktuellen und abgeschlossenen it‘s OWL-Projekten


Hintergrund zum Projekt SE4OWL

Systems Engineering für OWL (SE4OWL) ist ein vom Land NRW gefördertes Projekt im Technologienetzwerk it’s OWL. In einer dreijährigen Förderphase (2020-2023) entsteht ein Instrumentarium zur unternehmensweiten Einführung und Verstetigung von Systems Engineering im Mittelstand. Das Projekt hat drei Handlungsfelder, Stakeholder-gerechte Methoden- und Werkzeuganpassungen, ITS-gerechte Engineering-Strukturen sowie die individuelle und organisatorische Akzeptanz von Systems Engineering und stellt einen mittelstandsgerechten Transfer der Ergebnisse sicher.

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