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Kontaktlos stark

Torsten Wegner, Geschäftsführer Novotechnik Messwertaufnehmer OHG, Ostfildern (Ruit)
Kontaktlos stark

Führungswechsel bei einem der Marktführer in Sachen Potentiometer: Anfang 2010 löste Torsten Wegner den langjährigen Geschäftsführer Martin Oppold bei Novotechnik ab. Doch die Ausrichtung des Traditionsunternehmens wird damit nicht in Frage gestellt. Das Ziel lautet: Die Marktposition bezüglich potentiometrischer Sensorik halten und hinsichtlich kontaktloser Sensorik kontinuierlich weiter ausbauen.

 

Herr Wegner, seit Anfang 2010 haben Sie die Zügel von Novotechnik in der Hand. Mit welcher Zielsetzung sind Sie angetreten?

Wegner: Ich denke mit der gleichen Zielsetzung, mit der jeder Geschäftsführer erst einmal antreten sollte: Das Unternehmen stetig weiter entwickeln und den Standort Deutschland, in unserem Fall also Ostfildern, stärken. Zudem ist es für mich natürlich wichtig, Novotechniks Position am Markt bezüglich potentiometrischer Sensorik zu halten sowie hinsichtlich kontaktloser Sensorik kontinuierlich weiter auszubauen.
Unser Fokus wird nicht auf der Entwicklung von Elektronischen Komponenten zur Nutzung physikalischer Effekte liegen, sondern eher in der Implementierung und Nutzung von, auf dem Markt befindlichen, Komponenten. Auch werden wir verstärkt Partnerschaften eingehen, um Ressourcen optimal zu nutzen. Unsere Philosophie ist es, die für den Endanwender am besten geeignete Applika-tionsentwicklung durchzuführen und in bester Qualität zu liefern. Es ist sehr wichtig, als verlässlicher Partner am Markt zu gelten.
Mehr als ein Jahr haben Sie Hand in Hand mit dem langjährigen Geschäftsführer Martin Oppold zusammengearbeitet. Welche „guten Ratschläge“ gab er mit auf den Weg?
Wegner: Es ging dabei nicht um gute Ratschläge, sondern vielmehr darum, eine gute Einführung in das Unternehmen Novotechnik zu gewährleisten sowie das Verständnis für den Siedle-Konzern zu bekommen. Es ist nicht unwichtig, als neuer Mann an einer Unternehmensspitze auch dessen spezifischen Werte zu kennen. Martin Oppold hat mir seine Erfahrungen und sein Wissen in dieser Zeit dargelegt, mir aber frühzeitig und kontinuierlich mehr und mehr Verantwortung über- tragen.
Novotechnik wird oftmals mit Potentiometern gleichgesetzt. Ist diese Ausschließlichkeit gerechtfertigt?
Wegner: Nein, keinesfalls. Von einer Spezialisierung kann man nicht sprechen. Zwar ist es richtig, dass die Potentiometer bei Novotechnik nach wie vor den wesentlichen Anteil bilden, dennoch gibt es Serienprodukte, die mit anderen kontaktlosen Verfahren arbeiten. Beispiele dafür sind Hall, Magnetostriktion, Induktion oder Produkte auf magneto-resistiver Basis. Neuentwicklungen laufen stark in diese Richtung.
In Sachen Potentiometer gehört Novotechnik unbestritten zu den Marktführern. Jetzt wollen Sie im Bereich kontaktlose Sensorik eine vergleichbare Marktposition erreichen. Wird es eine Zeit geben, in der das Potentiometer ausgedient hat?
Wegner: Sollte es diesen Zeitpunkt je geben, sind wir noch weit davon entfernt. Es ist richtig, dass die Zuwächse bei kontaktloser Sensorik größer sind als bei der Potentiometer-Technologie, nach wie vor gibt es jedoch Applikationen, in denen ein Potentiometer auch heute noch aus technischer Sicht die beste Wahl ist. Zudem ist der Kostenvorteil gegenüber diversen kontaktlosen Verfahren ein nicht zu unterschätzendes Argument.
Dieses Jahr, aber auch schon im Jahr 2009, hat man Novotechnik auf keiner der einschlägigen deutschen Messen gefunden. Im Ausland zeigt sich ein anderes Bild. Welche Strategie steckt dahinter?
Wegner: Es ist nur dann sinnvoll zu investieren, wenn man sich daraus einen entsprechenden Vorteil verschaffen kann. Zu diesen Investitionen gehören bei uns auch Messeauftritte mit all der dazugehörigen Planung und Vorbereitung, denn nur dann ist ein maximaler Erfolg zu erzielen.
Basierend auf der Wirtschaftskrise sowie der Situation, dass wir im Jahr 2009 keine grundsätzlich neuen Technologien vorzustellen hatten, haben wir von den großen einschlägigen Messen Abstand genommen. Wir werden den Markt verstärkt über unsere Vertriebspartner angehen, die, wie Sie richtig bemerkten, uns auf diversen Messen vertreten sowie unsere Präsenz im Internet und in der Presse ausbauen. Der Kunde wartet heute keine Messe ab, um die Produkt- oder Lieferantenauswahl zu treffen. Er benötigt Informationen sehr zeitnah zu seiner Entwicklungsentscheidung. Insofern nutzen wir andere Wege, um den Markt möglichst zeitnah und aktuell zu informieren und zu interessieren. Grundsätzlich sind wir jedoch weiterhin offen für zukünftige Messeauftritte.
Novotechniks Weg- und Winkelsensoren sind aus dem Automobil nicht mehr wegzudenken. Da die Krise insbesondere auch die Automobilindustrie und deren Zulieferer getroffen hat, ist davon auszugehen, dass Novotechniks Großkunden deutlich weniger Geräte abnahmen als erwartet. Stimmt das so?
Wegner: Nein. Zwar haben wir besonders im ersten Quartal 2009 die Krise verstärkt zu spüren bekommen. Dennoch hat unser grösster Kunde letztes Jahr mehr Teile von uns abgenommen als in den Jahren davor. Wir konnten von der globalen Entwicklung profitieren, die durch Zuwächse in Asien stattfand.
Will Novotechnik aufgrund der aktuell andauernden Krise neue Geschäftsfelder erschließen? Wenn ja, welche?
Wegner: Wir erfahren die Krise wie jedes andere Unternehmen auch, wollen uns aber dennoch in unserem Handeln nicht von ihr diktieren lassen. Speziell den Aufbau neuer Geschäftsfelder machen wir von einer umfangreichen Marktanalyse abhängig. Es gibt Ansätze die momentan in Untersuchung sind.
Es ist aber noch zu früh, um heute darüber zu sprechen.
Präzision und Zuverlässigkeit sind wesentliche Voraussetzungen für messtechnische Spitzenleistungen. Wie stellen Sie daher die Kompetenzen ihrer Mitarbeiter sicher?
Wegner: Um Mitarbeiter ständig „Up to date“ zu halten, nutzen wir verschiedene Möglichkeiten. Dazu zählen Schulungen – angepasst an die Situation – auch in house. Zu nennen sind hier sicherlich die richtige Kombination von erfahrenen und neuen Mitarbeitern in einem Team, um von einander zu lernen. Motivation und Führung haben bei uns einen hohen Stellenwert. Außerdem zählen wir auf hohe Eigeninitiative unserer Mitarbeiter.
Das Interview führte KEM- Redakteurin Denise Fröhlich
Fotograf: Frank Herrmann
Online-Info

Firmenstenogramm
  • gegründet: 1947
  • Gesamtumsatz: etwa 30 Mio. €, davon etwa 30 % Kfz-Anteil, Rest Industriesensorik
  • Produkte: Sensoren und Sensorsysteme zur Weg- und Winkelmessung
  • Anwendungen (Auszug): Maschinenbau (Spritzgieß-, Zieh-, Verpackungsmaschinen), Automotive (Motormanagement, Fahrpedal und Lenkwinkel und Radvektorerfassung), Sonderfahrzeuge (Schneeräumgeräte, Mobile Arbeitsmaschinen Vierrad-Lenkungskontrolle), Schiffs- und Schienenfahrzeugbau, regenerative Energien (Blattwinkeleinstellung bei Windturbinen, Solarpanel-Verstellung)
  • Exportanteil: etwa 55 % vom Gesamtumsatz
  • Mitarbeiter: rund 200

  • Quergefragt
    Fußballweltmeister 2010 wird …
    … wer zu dem Zeitpunkt am besten und glücklichsten trifft. Ich hoffe Deutschland.
    Das Flugverbot über Europa war …
    … überraschend und so – zumindest für mich – nicht vorstellbar.
    Der Rücktritt Bischof Mixas …
    … ist ein sehr schwieriges Thema, zeigt für mich aber einmal mehr, dass man besonders in Führungspositionen sich nicht nach der Redensart „Wasser predigen aber Wein trinken“ verhalten sollte.
    Ein Ruder in schwierigen Zeiten zu übernehmen …
    … ist eine sehr spannende und reizvolle Heraus- forderung.
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