Werkzeugmaschine transparent

Das Interview führte Dr.-Ing. Ralf Beck, Redakteur der KEM

KEM: Schaeffler als Werkzeugmaschinenaussteller auf der EMO – haben wir da bei der Marktbeobachtung etwas verpasst?

Hesse: Nein, dass im Zentrum unserer Präsentation die gläserne Werkzeugmaschine steht, heißt nicht, dass wir in den Werkzeugmaschinenbau einsteigen. Es sollen vielmehr Einblicke direkt ins Herz einer Werkzeugmaschine gewährt werden, dahin wo Kräfte und Momente übertragen werden. Das Design der gläsernen Werkzeugmaschine, das Genauigkeit und Funktionalität vermittelt, ermöglicht die Visualisierung einer großen Zahl verschiedener Schaeffler-Produkte, die alle speziell für Werkzeugmaschinen ausgelegt sind. Diese kommen aus den Bereichen Lineartechnik, Werkzeugmaschinen- und Spindellagerungen oder Direktantriebstechnik unserer Tochter INA Drives & Mechatronics AG & Co. KG (IDAM).

KEM: Welche Botschaft transportiert Ihr Messemotto „Revolutions that work!“?

Hesse: Das diesjährige Messemotto beleuchtet unser Leistungsportfolio für Werkzeugmaschinen recht griffig. Dahinter stehen viele evolutionäre Fortschritte, aber auch die eine oder andere sogar revolutionäre Standardverschiebung. Unsere Lagerlösungen, Direktantriebe und Serviceleistungen bieten einen messbaren Nutzen für unsere Kunden. Sie sind in technischer wie in wirtschaftlicher Hinsicht optimiert und auf die Anforderungen von Werkzeugmaschinen zugeschnitten.

KEM: Gibt es ganz besonders erwähnenswerte Messe-Highlights?

Hesse: Besonders hervorheben möchte ich die konsequente Weiterentwicklung der Messsystemintegration in ein Rundtischlager. Das neue Rundtischlager YRTSMA mit absolutem Winkelmesssystem ist auf die Anforderungen direkt angetriebener, hochdynamischer und präziser Rundachsen in Werkzeugmaschinen abgestimmt. Auch die Erhöhung der Standzeit bei fettgeschmierten Spindellagern bei sehr hohen Drehzahlen oder auch die neue Generation von Profilschienenführungen stellen neue Lösungen für die Werkzeugmaschine dar.

KEM: Warum messen Sie der Entwicklung des YRTSMA eine so hohe Bedeutung zu?

Hesse: Erstmals und weltweit einzigartig wurde mit der INA-Baureihe YRTSMA ein absolutes Messsystem direkt in ein Rundtischlager integriert. Im Gegensatz zu einem inkrementellen Messsystem liegt hier die absolute Winkelinformation sofort nach dem Einschalten der Maschine vor. Das YRTSMA vereint hohe Messgeschwindigkeit und -genauigkeit – die Systemgenauigkeit ist der optischer Winkelmesssysteme ebenbürtig – mit einer signifikanten Bauraumreduzierung und Robustheit. Es ist unempfindlich gegenüber Verschmutzungen und bietet einen freien Mittendurchgang in der Rundachse ohne zusätzliche Ausrichtarbeiten des Messsystems. Maßgeblich für die Präzision einer Rundachse ist die Gesamtsystemgenauigkeit, die sich aus dem Zusammenspiel aller Faktoren ergibt. Hier ist ein direkt ins Lager integriertes Absolutwert-Winkelmesssystem unschlagbar.

KEM: Sie erwähnten die schnellste Rundachse der Welt – nennen Sie uns dazu konkrete Werte.

Hesse: Im Zusammenspiel der drehzahloptimierten RKI-Torquemotoren von IDAM mit dem INA-High-Speed-Rundtischlager ZKLDF realisiert man durch deren Einsatz die leistungsstärksten Rundachsen der Welt. Beim Einsatz in der Gehäuseherstellung von Mobiltelefonen werden zum Beispiel Drehzahlen von weit über 3500 min-1 erreicht. Die rotativen Direktantriebe der Serie RKI verfügen gegenüber herkömmlichen Torquemotoren über ein um 30 % höheres Moment. Die Drehzahl ist um das Vierfache und die mechanische Leistung um das Fünffache gesteigert. Die Innenkonstruktion des zweireihigen Axial-Schrägkugellagers ZKLDF wurde so weit optimiert, dass eine Verdopplung der Grenzdrehzahl erreicht wird – „Revolutions that work!“. I

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