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Mit jeder Faser

August Mink KG, Göppingen
Mit jeder Faser

250 000 unterschiedliche Bürsten nach Kundenwunsch, dazu noch einmal 120 000 Standardprodukte: Das ist das Portfolio der August Mink KG. Der weltweit führende Hersteller technischer Bürsten blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück – und sieht das größte Potenzial in der Zukunft.

Exklusiv in KEM Jens-Peter Knauer, Redakteur der KEM

„Die Bürste steht erst am Anfang.“ Der Mann, der das sagt, muss es wissen: Peter Zimmermann, Geschäftsführender Gesellschafter der August Mink KG, lenkt den traditionsreichen Familienbetrieb seit 1975 in der siebten Generation. Unter seiner Leitung entwickelte sich das Göppinger Unternehmen zum Weltmarktführer in der modernen Faser- und Bürstentechnologie.
Die Ursprünge reichen bis ins Jahr 1845 zurück: August Mink gründet in der Stuttgarter Königstraße – heute die zentrale Einkaufsmeile der Landeshauptstadt – eine Bürstenbinderei. 1883 wird die Manufaktur zum königlichen Hoflieferanten ernannt. Fortan profiliert sie sich mit Bürsten aller Art. Dazu gehören Parkett- und Bohnerbürsten genauso wie Besen und Handfeger, Pferdekardätschen oder Bürsten für das Reinigen der Innenwände von Weinfässern. Toiletten- und Parfümerie- Artikel bereichern das Angebot – ein einträgliches Geschäft, das bis zu den Bombennächten des zweiten Weltkriegs Bestand hat.
Drei Jahre nach der Zerstörung des Firmengebäudes wagt das Unternehmen in Uhingen einen Neuanfang, weitere 20 Jahre später tritt Peter Zimmermann in den Betrieb ein. Als er 1975 die Nachfolge seines Vaters antritt, beschäftigt Mink rund 20 Mitarbeiter – und Zimmermann trifft die Entscheidung, die Firma auf die Entwicklung und Herstellung hochwertiger technischer Bürsten im Bündelsystem zu spezialisieren. Damit legt er den Grundstein für den Aufstieg zum Weltmarktführer.
Wohl niemand ahnt in diesen Zeiten, wofür die August Mink KG heute steht. „Das kriegst du nie voll“, denkt Zimmermann noch 1980, als das Unternehmen an den heutigen Standort Jebenhausen umzieht und das erste Produktionsgebäude einweiht. Hier irrt der Firmenlenker ausnahmsweise einmal – die Halle von damals ist nur noch eine von vielen. Und ein Ende der Expansion ist nicht abzusehen: Bis Ende 2013 soll das Werk III um weitere 3500 m2 Produktionsfläche auf rund 10 000 m2 wachsen. Somit erhöht sich die gesamte Produktionsfläche auf 18 500 m2. Parallel entsteht als Neubau der sogenannte Campus, ein in viel Grün eingebettetes Ensemble aus Verwaltungsgebäude, Parkhaus und Mitarbeitercasino.
Von der Oberflächenbearbeitung bis zum Design
Viel Platz, den das Unternehmen aber auch braucht: 120 000 Standardbürsten umfasst das Mink Sortiment, dazu kommen 250 000 unterschiedliche Bürsten nach Kundenwunsch. Die Anwendungen reichen von der Oberflächenbearbeitung über das Abdichten, Transportieren und Breitstrecken bis zum Design. „Theoretisch könnten wir auch Zahnbürsten herstellen“, erklärt Peter Zimmermann, „doch wir wollten nie Komplettanbieter sein.“ Das Kerngeschäft – technische Bürsten für die Industrie – bietet genügend Potenzial, um die Kreativität und Innovationsfreude der Mitarbeiter anzustacheln. So finden Bürsten heute Anwendungen, die es vor zehn Jahren noch gar nicht gab.
Beispiel Möbelindustrie: Ein großer Küchenhersteller hatte mit Qualitätsproblemen zu kämpfen, weil die hochglanzlackierten Schranktüren und Seitenwände auf den Transportwägen leicht verkratzten. Mink entwickelte daraufhin ein Fixiersystem, das den schonenden Transport der empfindlichen Teile 100 % zuverlässig ermöglicht. Die hohe Investition im sechsstelligen Bereich hat sich längst amortisiert, und auch die Wettbewerber des Küchenfabrikanten nutzen inzwischen die Bürstentechnologie von Mink.
Das Beispiel zeigt, wie man mit ausgeklügelten Ideen einen Markt bereiten kann, den es eigentlich noch gar nicht gibt, und das ist sicher eines der Erfolgsgeheimnisse des schwäbischen Unternehmens. „Augen auf und zuhören!“, lautet daher die Devise bei Mink. „Die unbequemen Kunden sind die interessantesten“, verdeutlicht der Firmenchef, „denn sie bringen uns voran.“ So ist man auch bereit, sich für ungewöhnliche Problemstellungen und Ideen zu begeistern und zu engagieren, selbst wenn am Ende kein Auftrag dabei herausspringt.
Auf die Faser kommt es an
Andererseits ist es häufig der Fall, dass die Mink Techniker erst sehr spät im Entwicklungsprozess einer Maschine oder Anlage hinzugezogen werden. Dann müssen sie natürlich Sonderlösungen entwickeln, wo es sonst vielleicht auch ein Standardprodukt getan hätte. Das zeigt, dass die Bürste mit ihren vielfältigen Möglichkeiten noch immer nicht als die Hochtechnologie wahrgenommen wird, die sie eigentlich ist.
Von außen betrachtet, besteht eine Bürste nur aus zwei Teilen: Faser und Körper. Die Kunst liegt darin, ein Produkt zu entwickeln, dessen speziell angeordnete Fasern flexibel, anpassungsfähig und temperaturbeständig und je nach Anwendung hart, weich oder anschmiegsam sind. Üblicherweise bestehen sie aus Nylon, doch auch Straußenfedern, Ziegenhaar oder Draht kommen zum Einsatz. „Die Faser“, unterstreicht Zimmermann, „ist das Wichtigste.“ Schon heute arbeitet Mink an Anwendungen, die erst in naher oder fernerer Zukunft zur Marktreife gelangen werden. Ob Energie-, Agrar-, Bau- oder Pharmaziesektor – es sind in der Regel Wachstumsbranchen, auf die sich die Entwicklung konzentriert.
Beim Blick auf das große Ganze ist sich der Firmenlenker immer seiner unternehmerischen Verantwortung bewusst. Rund 330 Menschen arbeiten bei Mink, die Ausbildungsquote liegt bei beachtlichen 12 %. Produziert wird ausschließlich in Göppingen, auch ein Großteil der Zulieferer ist in der Region beheimatet. „Als Chef eines Familienunternehmens darf man sich selbst nicht so wichtig nehmen, muss aber zum Wohl des Unternehmens fürsorglich und verlässlich handeln und die richtigen Entscheidungen treffen“, beschreibt Peter Zimmermann seinen Führungsstil. „Am Ende zählt nur der Erfolg.“ I
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