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Jutta Humbert

Geschäftsführerin, Getriebebau Nord GmbH & Co. KG, Bargteheide/Hamburg
Jutta Humbert

Schlicht und einfach nur „Nord“ nennen sich die Antriebsspezialisten aus Schleswig-Holstein. Ebenso kurz und knackig scheinen die Global Player ohne viel Wind aber mit ständig frischer Brise ihre Unternehmensziele „Kundenorientierung und Technologieführerschaft“ umzusetzen. KEM sprach mit Geschäftsführerin Jutta Humbert über die dazu nötigen flachen Strukturen, die weltweite und dennoch lokale Präsenz sowie die Technologie-führerschaft.

Das Interview führte KEM- Redakteurin Angela Scheufler

„Unsere Firmenkultur ist laut unserer Kunden sehr positiv durch die einheitlich hohe Motivation unserer weltweit tätigen Mitarbeiter geprägt.“
Norddeutsche Bescheidenheit und Expansion in die kleinsten Winkel der Welt, wie passt das zusammen?
Humbert: Bescheidenheit ist sicher eine Eigenschaft der Norddeutschen. Darüber hinaus sind sie jedoch durch eine sehr offene Weltanschauung geprägt. Hamburg hat als Tor zur Welt eine lange Handelstradition. Der Handel mit fremden Ländern und Kulturen ist damit fast selbstverständlich. Gerade unser Unternehmen zeichnet ein hohes Interesse und eine große Begeisterung für die unterschiedlichsten Menschen und Kulturen auf dieser Welt aus. Unsere Firmenkultur ist laut unserer Kunden sehr positiv geprägt durch die einheitlich hohe Motivation unserer weltweit tätigen Mitarbeiter.
Bereits vor Jahren hat Ihr Vater G. A. Küchenmeister den Generationswechsel eingeleitet und die Geschäfte auf Sie und Ihren Bruder Ullrich Küchenmeister übertragen. Wie sind die Aufgaben heute verteilt?
Humbert: Mein Bruder und ich gestalten und lenken bereits seit über 15 Jahren die Entwicklung des Unternehmens in der Geschäftsführung. Mein Vater hat sich vor Jahren aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen und steht uns heute als Berater regelmäßig zur Verfügung. Mein Schwerpunkt ist der kaufmännische Bereich, es besteht jedoch keine linienbezogene klare Abgrenzung der Aufgaben. Wir arbeiten übergeordnet und sehr stark projektbezogen. Dazu steht uns weltweit ein gutes Team von Fach- und Führungskräften zur Verfügung. In den eigenständigen Tochterunternehmen legen wir großen Wert auf eine lokale Geschäftsführung, die die Marktbedingungen vor Ort kennt und den Kunden eine lokale Bedeutung gibt.
Alle sprechen über den Einzug der Mechatronik. Welche Bedeutung hat für Getriebebau Nord noch die Mechanik?
Humbert: Wir bauen sehr stark auf die Mechanik, schließlich wurde Nord 1965 als reiner Getriebehersteller gegründet. Auch wenn wir heute die gesamte Bandbreite der Antriebstechnik bieten, verrät unser Angebot noch, wo unsere Wurzeln liegen. Ein Beispiel ist das Blockgehäuseprinzip, nach dem all unsere Getriebemotoren konstruiert sind. Wir haben seinerzeit den Getriebebau mit diesem Gehäusegussblock quasi revolutioniert: Erstmals gab es integrierte Lagerstellen, wodurch drehmoment- oder querkraftbelastete Dichtflächen völlig entfielen. Die vorher üblichen Halbschalen sind seither vom Markt verschwunden.
Zu den Entwicklungen der letzten Jahre zählt unser Universal-System, mit dem sich aus einer kleinen Anzahl an Bausteinen schnell beinahe jedes gewünschte Schneckengetriebe konstruieren lässt. Dies ermöglicht deutliche Verbesserungen in Logistik, Montage und Service.
Auch wenn das Getriebe den größten Umsatzanteil und der Motor als Komponente nur etwa ein Drittel des Gesamtpreises ausmacht, legen wir trotz aller traditionellen Mechanik einen besonderen Schwerpunkt auf die Weiterentwicklung der Elektronik. Hier haben wir sehr viel in neue Entwicklungs- und Fertigungskapazitäten investiert.
Wohin wird sich das Zusammenspiel von Mechanik und Elektronik in den nächsten Jahren in Ihren Produkte entwickeln?
Humbert: Hier bestimmt die Nachfrage die Entwicklung des Angebots: Unsere Kunden verlangen zunehmend nach kompletten Antriebslösungen. Kaum jemand kauft noch einzelne Getriebe oder Frequenzumrichter. Seit einigen Jahren entwickeln und produzieren wir Paketlösungen, bei denen Mechanik und Elektronik ineinander greifen. Entsprechend nennen wir uns seit einiger Zeit „Getriebebau Nord Drivesystems“. Etabliert hat sich zum Beispiel der dezentral integrierte Antrieb „Nordac trio SK 300 E“, bei dem Motor, Getriebe und Frequenzumrichter eine kompakte Einheit bilden. Während die Mechanik wächst, wird die Elektronik noch stärker wachsen. In unserem Werk in Italien fertigen wir bereits einen Großteil unserer Motoren seit 1997 selber. Künftig werden wir in größeren Maßen Motoren in Nordamerika und China montieren. Unser Know-how entwickeln wir ständig weiter, damit wir unserem Anspruch gerecht werden, Technologieführer zu bleiben.
Was bieten Sie denn als Technologieführer, was andere nicht haben?
Humbert: Wir bieten das umfangreichste Produktspektrum. Dabei setzen wir immer wieder neue Maßstäbe. Das schon erwähnte Blockgehäuse ist heute gängiger Standard im Getriebebau. Zudem fertigen wir lagerbezogen aus einem Baukasten, bestehend aus Komponenten, die wir in Serienfertigung herstellen. Damit können wir millionenfache Varianten erzeugen. Sobald ein auftragsbezogenes Produkt von mehren Kunden nachgefragt wird, wird es sehr schnell eine Katalogware.
Unsere besondere Stärke ist das Gesamtpaket, bestehend aus qualitativ hochwertigen Produkten, die in weltweit einheitlichen Standards gefertigt und mit einheitlichen Service- und Liefermodalitäten vermarktet werden. Dies geschieht in einer Gesamtstruktur aus Tochterunternehmen, Vertriebsstandorten, Vertretungen, Montage- und Produktionswerken.
Auch nehmen wir seit 1997 mit der weltweit größten Antriebstechnik-Website eine führende Rolle im Internet ein. Dort bieten wir unter anderem unsere selbst entwickelten Softwaretools zum Download an.
Sie sind mit über 30 Montagezentren und Vertretungen in mehr als 60 Ländern tätig. Welchen Einfluss hat diese globale Aufstellung auf Ihre Geschäfte?
Humbert: Unsere Firmenpolitik zielte schon immer auf flache Hierarchien, verteilte Standorte und eine überschaubare Unternehmensgliederung ab. Unsere ersten Auslandsgesellschaften entstanden 1979 in den USA, Schweden und Frankreich. Das kommt uns heute umso mehr zugute, da angesichts der Globalisierung eine internationale Präsenz zwingend notwendig ist, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Daher weiten wir unsere Aktivitäten verstärkt auf Wachstumsmärkte aus. Ein aktueller Schwerpunkt ist Suzhou in China, wo wir 2005 ein neues Montagezentrum eröffnet haben. In Pune in Indien entsteht zurzeit ebenfalls eine neue Gesellschaft mit Montagewerk. Und in Nowa Sol in Polen haben wir vor kurzem den Grundstein für eine mechanische Fertigung und Getriebemontage gelegt. In den nächsten Jahren werden wir zudem in Tschechien mit einer eigenen Montage sowie in Mexiko und Vietnam tätig sein. Besonders Vietnam ist ein kleiner, aber sehr interessanter Markt, der sich künftig gut weiterentwickeln wird.
Welche größeren Projekte sind produktbezogen akut bzw. in der Planung?
Humbert: Einer unseren wichtigsten Schwerpunkte ist der Explosionsschutz. In diesem Bereich erweitern wir zurzeit unser Motoren- und Getriebeprogramm. Weitere Neuerungen wird es bei den Elektronik-Komponenten, speziell bei den Servoreglern geben. Erweiterte Sicherheit und Motion-Control-Funktionen werden in den Automatisierungsbaukasten integriert.
Welche Highlights werden Sie auf der Motek ausstellen?
Humbert: Neben einem repräsentativen Querschnitt der Nord-Produktpalette, der neuen Nordbloc-Getriebereihe, Atex-Sicherheitstechnik und Dezentralen Antriebssystemen wird der Schwerpunkt in der Automatisierungstechnik liegen. Wir möchten nicht „„nur“ Produkte zeigen, sondern vielmehr mit unseren Besuchern gemeinsam Antriebslösungen erarbeiten – intelligente anwendungsspezifische Systemlösungen zum Nutzen unserer Kunden schaffen.
Motek: Halle 6, Stand 6020
Firmensteckbrief:
  • Mitarbeiter Deutschland: 1000, weltweit: 1750
  • voraussichtlicher Umsatz 2006: > 250 Mio. €
  • Wachstum 2005: 15 % global
  • Produkte: Getriebe, Elektromotoren, Frequenzumrichter, Servoregler
  • Montagezentren weltweit: 30
  • Firmengruppe: 43 Unternehmen weltweit in 60 Ländern
  • Fertigungsstätten: 8
  • Kunden: 20 000
Getriebemotoren bis zu 100 000 Nm KEM 410
Elektromotoren bis 200 kW KEM 411
Frequenzumrichter bis 160 kW KEM 412
Servoregler KEM 413
Systems Engineering im Fokus

Ingenieure bei der Teambesprechung

Mechanik, Elektrik und Software im Griff

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