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Dr. Eberhard Veit

Vorstand Strategisches Produkt- und Technologiemanagement, Sprecher des Vorstands, Festo AG, Esslingen
Dr. Eberhard Veit

Die ausgezeichnete Unternehmenskultur, engste Partnerschaft zu den Kunden, ausgeprägte Globalisierung, Technologieführerschaft, umfassende Mitarbeiter-Orientierung und Verantwortungsbewusstsein für den deutschen Nachwuchs – das sind die Eigenschaften der Festo AG. Der Automatisierungsspezialist scheint nichts dem Zufall zu überlassen. KEM sprach mit dem Vorstands-Sprecher Dr. Eberhard Veit.

Das Interview führte KEM- Redakteurin Angela Scheufler

„Nicht das Unternehmen zahlt die Löhne der Mitarbeiter, sondern der Kunde.“
KEM: Sie zählen ja schon zu den „Alten Hasen“ im Vorstand der Festo AG. Welche Höhen und Tiefen haben Sie während Ihrer Tätigkeit in Esslingen durchlebt?
Dr. Veit: Ich bin seit 1997 im Unternehmen und habe seither nur Höhen erleben dürfen. Die Zeit war durch den Ausbau der Partnerschaft zu unseren Kunden, dem Vorantreiben der Globalisierung und technologischen Quantensprüngen geprägt. Ich persönlich schätze besonders die globale Partnerschaft zu großen Kunden. Diese lebe ich auch sehr gern als Person in meiner Rolle als Vorstand.
KEM: Als Pneumatikspezialist bietet Festo mittlerweile zunehmend elektropneumatische und elektronische Produkte an. Wie wird sich diese Entwicklung fortsetzen?
Dr. Veit: Die Pneumatik wird in dem Zusammenspiel mit der Elektronik eine Renaissance erleben. Heute folgt die Automatisierungstechnik dem ganzheitlichen Ansatz der Mechatronik: Funktionen werden in Geräte integriert, Schnittstellen, die früher vom Anwender bedient wurden, sind in den Geräten effizienter integriert und reduzieren dadurch die Komplexität. Ein gutes Beispiel hierfür ist unsere intelligente Ventilinsel CPX, die Pneumatik mit Elektronik vereint. In diesem Zusammenhang sprechen wir von Embedded-Control-Technik. Dabei setzen wir konsequent auf den Plattformgedanken. Werden alle unsere Geräte auf diese Plattform aufgesetzt, ist die Interoperabilität garantiert. Wir ergänzen die Pneumatik mit neuen Features wie der Diagnosefähigkeit von Komponenten. Durch unsere Inhouse-Elektronikkompetenz bieten wir zudem intelligente Produkte mit wettbewerbsfähiger Time-to-market. Im Sinne von ganzheitlicher Systempartnerschaft liefern wir alles aus einer Hand, von der Einzelkomponente bis hin zum aus Pneumatik, Elektronik und Elektromechanik bestehenden System.
KEM: Festo lebt eine sehr ausgeprägte moderne und sicher auch kostspielige Unternehmenskultur. Wie rechnet sich der hohe finanzielle Aufwand?
Dr. Veit: Welche Bodenschätze hat Deutschland außer seinen Menschen, seinem Wissen und seiner überproportionalen Innovationskraft? Wenn Menschen gut ausgebildet, motiviert und frei sind, um kreativ sein zu können, ist den Unternehmen und damit dem Standort Deutschland geholfen. Laut unseren Mitarbeiterbefragungen haben wir einen überproportional hohen Anteil an hochmotivierten Mitarbeitern. Im Benchmarking zählen wir zu den Top 10 Prozent befragter Unternehmen von Infratest. Auch der Eindruck, den ein Unternehmen auf den Kunden hinterlässt, ist heute sehr wichtig.
KEM: Die Hannover Messe steht vor der Tür, was erwartet die Fachbesucher an Ihrem Messetand?
Dr. Veit: Wir präsentieren jährlich etwa hundert Neuheiten in Hannover. In diesem Jahr stellen wir die Industrie- und Prozessautomatisierung in den Mittelpunkt der Messe. Schwerpunktmäßig werden Produkte vorgestellt, aber auch die Präsentation von Systemen und Services wird immer wichtiger. Wir stellen Lösungen zur wirtschaftlichen Optimierung und die Globalität unseres Unternehmens als Partner vor. „Plug and work“ Zusammenarbeit mit Komplementäranbietern ist ein weiteres Thema. Im Bereich Prozessautomatisierung werden wir die Diagnose herausstellen, mit besonderem Augenmerk auf Condition Monitoring und die Optimierung der Prozessabläufe. Ein weiterer Schwerpunkt ist unser Geschäftsbereich Didactic.
KEM: Sie haben über 40 Jahre Erfahrung mit Festo Didactic sammeln können. Welchen Stellenwert nimmt sie ein?
Dr. Veit: Die Didactic ist ein wichtiger Eckpfeiler der Unternehmensstrategie. Laut VDMA werden uns in den nächsten fünf Jahren die Ingenieure ausgehen. Wir erachten es daher als dringend notwendig, dass alle Unternehmen die Aus- und Weiterbildung am deutschen Standort noch intensiver betreiben, um ihn langfristig zu sichern. Auch Festo wird seine Didactic-Aktivitäten massiv vorantreiben. Wir bieten Hardware zum Trainieren, Software zum Lernen, Seminare, Kooperationen mit dem Kunden und den Hochschulen. Wir bieten dem Kunden an, seine Probleme mit uns gemeinsam zu analysieren und zu lösen. Abgeleitet durch das Wissen, das wir zusammen aufbauen, erhöhen wir seine Wettbewerbsfähigkeit und sein Verständnis für moderne Produktion. Wir gehen in die Schulen, um das Technikinteresse insbesondere auch von jungen Frauen zu fördern. Die Didactic gibt es aber auch in allen 55 weiteren Ländern, jeweils ausgerichtet auf die einzelne Region.
KEM: Nach der Werkserweiterung in St. Ingbert im Juni letzten Jahres stehen heute immer noch Teile des neuen Gebäudes leer. Wieso investiert gerade ein schwäbisches Unternehmen bereits vor dem Bedarf?
Dr. Veit: Wir haben hier mit 30 Millionen Euro in einen neuen Gebäudekomplex und damit in die produktivste Komponentenfertigung Europas investiert. Produktivitätssteigerungen und Kundenorientierung stehen im Mittelpunkt der flexiblen „Produktion on demand“ bis hin zur Losgröße eins. Mit dieser Investition tragen wir unserer langfristigen Strategie bis 2008 Rechnung. Die Aktuatoren sind die Stärken des Werkes, die wir Zug um Zug ausbauen werden. Zudem wachsen die elektrische Antriebs- und Handhabungstechnik überproportional. Extrapoliert man dieses Wachstum, wird das Werk bereits im Sommer diesen Jahres ausgelastet sein. Die Zusatzkosten für die übergangsweise vorhandenen Freiflächen sind daher viel geringer als ein Verzicht auf eine optimierte „Produktion on demand“ und nachträgliche bauliche Anpassungen auf nicht aufeinander abgestimmte Teilschritte.
KEM: Was verbirgt sich hinter Ihrer Strategie?
Dr. Veit: In engster Partnerschaft unsere Kunden noch besser verstehen, die Globalisierung vorantreiben und noch mehr Dienstleistungen im Sinne von Systemen, Produkten und Services bieten. Sehr viele unserer Mitarbeiter kommen aus den Branchen unserer Kunden. Dadurch können sie deren Probleme verstehen und ein Vorausdenken realisieren. Von der Konzeption bis hin zur fertigen Lösung haben wir durchgängig für alle Länder Softwarepakete entwickelt, um diese Entwicklungspartnerschaft effizient abwickeln zu können. Wir haben mittlerweile Datenbanken, die auch technische Problemlösungen elektronisch bis hin zur technischen Zeichnung aufzeigen.
KEM: Weltweit sind Sie sehr zahlreich aufgestellt. Welche Pläne verfolgen Sie diesbezüglich für die Zukunft?
Dr. Veit: Wir haben in den letzten Jahren unsere Organisation an die veränderten Rahmenbedingungen angepasst und konsequent in den Ausbau seines weltweiten Entwicklungs-, Produktions- und Logistikverbundes sowie in die neuen Geschäftsfelder Elektrische Antriebe und Prozessautomation, Biotech und Pharma investiert. Wir werden unsere Aktivitäten in China, Indien, Russland und dem nordamerikanischen Markt weiter verstärken. Die Präsenz vor Ort ist heute entscheidend. Dem tragen wir durch dezentrale Dienste im Vertrieb, im Engineering und im kundenspezifischen Montieren Rechnung. Wir haben heute 56 Landesgesellschaften, angestrebt sind 60. Unser Konzept steht auch für globale Produktionswerke, die mit hoher Qualität innerhalb von 24 beziehungsweise 72 Stunden die Montage der Module ermöglichen. Wir werden hier unsere Fertigungstechniken noch mehr im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit optimieren.
Firmenporträt:
  • Gegründet: 1925
  • Standort: Esslingen
  • Produkte: pneumatische und elektrische Automatisierungs- technik und Didactic
  • Produktionsstandorte: 12
  • Gesellschaften weltweit: 56
  • Umsatz 2005: 1,4 Mrd. €
  • Mitarbeiter: 11 500
Festo – das Unternehmen KEM 420
Neuheiten 2006: Produkte & Services KEM 421
Angebot zur Aus- und Weiterbildung KEM 422
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Mechanik, Elektrik und Software im Griff

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