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EMSR: Einheitliche Dokumentation für ein komplexes Projekt

E-CAE-Software
Einheitliche Dokumentation

Am Lubminer Ostseestrand schlägt das automatisierungstechnische Herzstück der größten europäischen Energieinfrastrukturinvestition der vergangenen Jahre. Dort erreicht die Nord-Stream-Pipeline deutschen Boden und liefert bis zu 6,6 Mio. m3/h russisches Erdgas zur Anlandestation in Lubmin. Der Planer und Betreiber der komplexen Station hat die Dokumentation der gesamten EMSR-Technik standardisiert und alle Lieferanten auf Eplan Electric P8 verpflichtet.

Der Autor: Gerald Scheffels, freier Fachjournalist, Wuppertal

Die Anlandestation Lubminer Heide bei Greifswald ist das logistische Bindeglied zwischen der 1224 km langen Nord-Stream-Pipeline und dem europäischen Fernleitungsnetz. Die Planungsabteilung der Gascade Gastransport GmbH, ein Gemeinschaftsunternehmen von BASF und Gazprom, hat diese Anlage in allen Fachdisziplinen geplant. Für den sicheren Betrieb der Anlandestation ist die Betriebsabteilung als technischer Betriebsführer verantwortlich.
In der Station wird das Gas von möglichen Fremdstoffen gereinigt und auf eine definierte Temperatur gebracht, um Kondensation beim Weitertransport zu vermeiden. Dann wird das Erdgas über die beiden Anschlusspipelines Opal und NEL in das europäische Fernleitungsnetz verteilt. Auf der Anlage sind 13 Elektroschalträume mit über 320 Schaltschränken verteilt. Dies gibt einen Eindruck von dem Aufwand an elektrischer Steuerungs-, Mess- und Regeltechnik. Neben Filtern und Vorwärmern sind viele Armaturen installiert, die Gasdruck und -menge regulieren. Außerdem sind in einem separaten Anlagenbereich Messstrecken errichtet worden. Sie ermitteln für Opal und NEL per Ultraschallzähler den aktuellen Gasdurchsatz und die Gasbeschaffenheit, bevor das Erdgas die Station über die Transportleitungen verlässt.
E-CAD: Standardisierung als Ziel
Wie plant man eine solche Anlage, an der viele Gewerke beteiligt sind und bei der fast alle Lieferanten in irgendeiner Weise Neuland betreten? Projektleiter Ralf Hartmann, bei Gascade für die Planung und Inbetriebsetzung der gesamten EMSR-Technik der Anlandestation Greifswald verantwortlich, hat zuvor bereits weltweit Großprojekte unterschiedlicher Art geleitet und legte von Beginn an großen Wert auf eine einheitliche Datenbasis: „2009 hatten wir die Konzeptplanung der Lubminer Anlage abgeschlossen und haben begonnen, die Spezifikationen zu erstellen und Angebote für die verschiedenen EMSR-Teilgewerke einzuholen. In verschiedenen Teilanlagen wurden über 20 EMSR-Aufträge vergeben und die Lieferanten beim Detail-Engineering und der Lieferung betreut. Zuvor hatten wir – mit Unterstützung durch das Eplan Consulting – einen Standard festgelegt, nach dem jeder Zulieferer die Elektro-, Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik (EMSR)-Dokumentation erstellen muss.“ In 2008 hatte Hartmann nach interner Abstimmung und viel Überzeugungsarbeit den neuen Eplan-Weg bei Gascade eingeschlagen.
Lieferantenhandbuch für Elektro-Engineering als Basis
Die grundlegende Vorgabe lautete: Die EMSR-Planung muss mit Eplan Electric P8 erfolgen. In einem firmeninternen Ingenieurhandbuch, das eigens für die Anlandestation erweitert wurde, definierte Gascade die Struktur eines Basisprojektes. Ferner erhielten die Zulieferer ein beispielhaftes Basisprojekt, in dem alle Daten und Einstellungen sowie Standard-Typicals enthalten waren. Darüber hinaus wurden auch Formulare z. B. für Artikel, PLT-Stellenlisten, Kabellisten usw. entwickelt, die von den Zulieferern zu übernehmen waren. Auch Excel-Schnittstellen für den Datenimport wurden definiert.
Warum diese strikte Regulierung? Hartmann: „Zu unseren Aufgaben als Anlagenbetreiber gehört es, eine saubere Dokumentation der kompletten Anlage zu führen und auf aktuellem Stand zu halten, wenn es Umbauten oder Erweiterungen gibt. Das ist ohne einen einheitlichen Standard kaum möglich, zumal wir vor Ort nur mit einem kleinen Stamm an Mitarbeitern tätig sind.“ Auch negative Erfahrungen aus einem früheren Projekt veranlassten den Projektleiter, bei der Standardisierung keine Kompromisse einzugehen: „In einem früheren Projekt wurde die Dokumentation in teils sechs verschiedenen Planungssystemen geliefert. Das hatte lange Nacharbeiten zur Folge. Einen solch heterogenen Datenstand zu konsolidieren und zu pflegen, ist nahezu unmöglich – vor allem bei einer europaweit einzigartigen Anlage, deren EMSR-Dokumentation mehr als 9000 Ein- und Ausgänge einbezieht.“
20 Gewerke – ein Planungstool
Neben der breiten Akzeptanz im Markt sprach auch ein weiteres Argument für Eplan als Basis-Tool der EMSR-Dokumentation: „Die Anlandestation ist sehr komplex und verfügt aus Sicht der Elektroplanung über sehr unterschiedliche Komponenten – und alle sollten mit ein- und demselben Werkzeug geplant werden. Neben den großen Niederspannungs- und Mittelspannungsanlagen gehört auch eine 110-kV-Schaltanlage und ein 40-MW-Generator zur Station. Die Prozessleittechnik mit vielen komplexen Prozessen nimmt einen großen Anteil der EMSR-Planung ein. Zudem gehören die Gasmessanlage, Kesselanlagen, die technische Gebäudeausrüstung sowie die Heizungs-, Klima- und Lüftungstechnik dazu. Insgesamt wurden rund 20 Gewerke mit Eplan Electric P8 geplant.“ Dabei waren die Abläufe der Zusammenarbeit zwischen Gascade und den Lieferanten ebenso klar strukturiert wie die Dokumentation. Die Zulieferer reichten ihre Schaltschrankplanung in Form von P8-Dokumenten ein. Gascade erteilte die Schaltschrankbaufreigabe, der Lieferant setzte die Pläne in die Praxis um und installierte die Schaltschränke vor Ort. Dann folgten Loop Check und Inbetriebnahme. Im nächsten Schritt wurde die Rotstrich-Revision in die As-built-Dokumentation umgesetzt, die dann – wiederum mit Eplan-Tools – geprüft und letztlich freigegeben wurde.
Inzwischen ist die Anlandestation seit zwei Jahren in Betrieb, und es hat diverse Optimierungen an der EMSR-Technik gegeben. Immer aber bewährt sich die einheitliche Datenbasis. I

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