Das aktive Radsatzsteuerungssystem namens „Licas“ (Liebherr Controlled Axle Steering) hat seine erste Feldtestphase erfolgreich abgeschlossen. Herzstück ist ein kompakter, hydraulischer Stellantrieb, der die gleiche Größe und Form wie eine herkömmliche Schwingenbuchse hat und daher in viele derzeit eingesetzte Drehgestelle integriert werden kann. Darüber hinaus wird für das System pro Drehgestell eine hydraulische Versorgungseinheit mit integrierter Elektronik benötigt.
Mit den Tests sollte belegt werden, dass Licas die Infrastruktur schützen kann, also den Verschleiß von Schienen und Rädern im Vergleich zu konventionellen Fahrwerken deutlich verringert.
Die Eisenbahnverkehrsunternehmen könnten damit sowohl bei den Trassengebühren pro Kilometer als auch bei den Betriebs- und Wartungskosten sparen, da die Wartungsintervalle der Räder verlängert werden können. Für den Test wurde ein BT10-Fahrwerk eines Mark-3-Wagens von Grand Central mit der aktiven Radsatzsteuerung ausgestattet.
Die Testfahrten auf der 18 Meilen langen Weardale Railway in Großbritannien bestätigten die erwarteten positiven Auswirkungen auf das Verhalten des Drehgestells, wie sie zuvor durch Mehrkörpermodellierung und Simulation berechnet worden waren.
Licas verringert den Angriffswinkel bei engen Kurven
Insbesondere wurde nachgewiesen, dass Licas den sogenannten „Angriffswinkel“ selbst bei engen Kurven deutlich verringert. Das bedeutet, dass die Abnutzung von Rad und Schiene in den entsprechenden Kurven mit kleinen Radien deutlich reduziert wird und Streckenabschnitte mit Weichen und Kreuzungen einer deutlich geringeren mechanischen Belastung unterworfen werden. Die Simulationen und Versuchsergebnisse zeigten, dass die Reibungsenergie bei Drehgestellen mit aktiver Radsatzsteuerung je nach Kurvenradius um mindestens 50 % reduziert wird. Neben dem Schutz der Infrastruktur können daher die Wartungsintervalle für die Radsätze um bis zu 30 % verlängert werden.
Das Konsortium
Entwickelt wurde Licas von einem Konsortium aus Liebherr-Transportation Systems, der Newcastle University und der britischen Eisenbahngesellschaft Grand Central. Finanziert wurde das Projekt vom Rail Safety and Standards Board UK im Rahmen eines Wettbewerbs zur Entwicklung innovativer Fahrzeugdynamiklösungen. (ks)
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