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Ideen hinter dem Roboter-Modulbaukasten ATRO von Beckhoff

Interview: Roboter-Module von Beckhoff
„Der Roboter wird ein Teil der Maschine“

Welche Möglichkeiten der neue Industrie-Roboter-Baukasten ATRO (Automation Technology for Robotics) von Beckhoff KonstrukteurInnen eröffnet, erläutert Uwe Bonin, Produktmanager des ATRO-Systems bei Beckhoff Automation, im Interview mit KEM Konstruktion. Klar wird auch, welche strategischen Ziele dahinter stecken und wie sich die Robotermodule ins Beckhoff-Ökosystem einfügen werden.

» Interviewfragen: Nico Schröder, Korrespondent KEM Konstruktion, Augsburg

Inhaltsverzeichnis
1. Steigert die Performance: der Roboter als Teil der Maschine
2. Entwicklungsschritte hinter dem Roboter-System ATRO von Beckhoff
3. So will sich Beckhoff vom Markt abheben
4. ATRO-Roboter-Module kommen 2024 auf den Markt

KEM Konstruktion: Herr Bonin, welche konstruktiven Optionen eröffnen die neuen ATRO-Module von Beckhoff?

Uwe Bonin: Das ATRO-System bietet dem Anwender einen einzigartigen, modularen und flexiblen Industrieroboter-Baukasten. Dieser Baukasten umfasst Basismodule, die als Sockel für den Roboter dienen, Motormodule für die aktiven Robotergelenke sowie Linkmodule, die als mechanische Verbindung zwischen den Gelenken fungieren und die Reichweite definieren. Mit diesen Modulen lassen sich zum Beispiel Traglast und Reichweite des Roboters genau auf die Anforderungen der Applikation anpassen. Die Anzahl der Freiheitsgrade ist ebenfalls nicht auf eine 6-Achs-Kinematik festgelegt. Bei Bedarf können auch weniger oder mehr Motormodule eingesetzt werden.

Steigert die Performance: der Roboter als Teil der Maschine

KEM Konstruktion: Adressiert Beckhoff maschinenzentrierte Robotik oder eher Stand-alone-Lösungen / geschlossene Systeme?

Bonin: Die zugrunde liegende Idee ist, dass der Roboter ein Teil der Maschine wird. Daraus leitet sich auch der modulare Ansatz ab. Ein ATRO-System kann so angepasst werden, dass es sich optimal integrieren lässt. Außerdem entfällt durch die Möglichkeit, Maschine und Roboter mit derselben Steuerung zu betreiben, die Notwendigkeit, verschiedene Systeme miteinander koppeln zu müssen. Dies führt zudem zu einer hohen Synchronität zwischen allen Komponenten und steigert somit die Performance des Gesamtsystems. Selbstverständlich kann ATRO auch als Stand-alone-Lösung eingesetzt werden. Dafür wird es vordefinierte Modulsets inklusive der passenden Steuerung geben.

ATRO_Roboter_Beckhoff
Mit ATRO sollen Anwender von abgestimmten Soft- und Hardwarekomponenten aus einer Hand profitieren.
Bild: Beckhoff

KEM Konstruktion: Welche Möglichkeiten der Integration stehen innerhalb und außerhalb der „Beckhoff-Welt“ zur Verfügung?

Bonin: Alle ATRO-Module verwenden EtherCAT als standardisierte Schnittstelle und fügen sich dadurch nahtlos in das Beckhoff-Ökosystem ein. Auf diese Weise kann ein ATRO-Roboter beliebig mit allen anderen Komponenten des Beckhoff-Portfolios kombiniert werden. Durch die vollständige Integration in das Beckhoff-Automatisierungssystem stehen zudem automatisch alle Feldbusschnittstellen von TwinCAT zur Verfügung, sodass sich alle gängigen Steuerungen anderer Hersteller anbinden lassen.

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Uwe Bonin, Produktmanager von ATRO bei Beckhoff Automation
Bild: Beckhoff

„Die zugrunde liegende Idee ist, dass der Roboter ein Teil der Maschine wird. Daraus leitet sich auch der modulare Ansatz ab. Ein ATRO-System kann so angepasst werden, dass es sich optimal integrieren lässt. Außerdem entfällt durch die Möglichkeit, Maschine und Roboter mit derselben Steuerung zu betreiben, die Notwendigkeit, verschiedene Systeme miteinander koppeln zu müssen.“

Entwicklungsschritte hinter dem Roboter-System ATRO von Beckhoff

KEM Konstruktion: Welche wichtigen Entwicklungsschritte hinter ATRO betreffen die Aspekte Bildverarbeitung und Machine Learning?

Bonin: Sowohl Bildverarbeitung als auch Machine Learning gewinnen zunehmend an Bedeutung in der Automatisierungstechnik. Beide Themen werden deshalb schon in TwinCAT angeboten und können aufgrund der flexiblen Architektur auch für die Robotik verwendet werden. Dadurch sind auch komplexe Applikationen wie das Handling ungeordneter Bauteile – Stichwort „Griff in die Kiste“ – möglich. Das Thema Machine Learning wird in der Robotik beispielsweise bei der Optimierung von Bewegungen eine Rolle spielen.

KEM Konstruktion: Welche Möglichkeiten innerhalb von TwinCAT existieren, um die Programmierung für den Anwender – bis hin zu Teach-in – zu erleichtern?

Bonin: Intuitive Funktionen verbessern die einfache Bedienung eines Roboters für den Anwender. Bei ATRO dient beispielsweise das Handführen des Roboters beim Teach-in der einfachen Einrichtung der Applikation oder zur Störungsbeseitigung. Das System sollte zudem dabei unterstützen, Fehler zu vermeiden. Die Verwendung von Tools wie Blockly zur Ablaufbeschreibung verhindert beispielsweise syntaktische Fehler bei der Programmierung. Ein weiteres Beispiel für die Vereinfachung zur Handhabung des Systems ist das visuelle Feedback der Roboterbewegung. Die grafische Darstellung der gesamten Anlage inklusive des Roboters in TwinCAT zeigt dem Anwender direkt, wie sich das Programm verhalten wird.

So will sich Beckhoff vom Markt abheben

KEM Konstruktion: Wie hebt sich Beckhoff mit ATRO vom Markt ab? Was sind die USPs?

Bonin: Das ATRO-System ist wie erwähnt ein modularer Industrieroboter-Baukasten, mit dem individuell und flexibel optimale Roboterstrukturen für unterschiedliche Applikationen zusammengestellt werden können.

  • Alle Module verfügen über eine innenliegende Medienführung für Daten, Energie und Fluide (Vakuum, Luft und Wasser), die über das ATRO-Interface am Endeffektor verfügbar werden. Dadurch können zum Beispiel unterschiedliche Werkzeuge wie mechanische, pneumatische oder elektrische Greifer problemlos integriert werden.
  • Der besondere Vorteil ist, dass alle Mediendurchführungen konstruktiv so gelöst sind, dass die endlose Drehung der Achsen und des Werkzeugs erhalten bleibt.
  • Durch die Integration in die Beckhoff-Systemarchitektur benötigen Anwender nur noch ein Steuerungssystem für alle Roboter-Applikationen.
  • Die Verknüpfung mit den intelligenten Transportsystemen XTS und XPlanar sowie die einfache Integration aller Beckhoff-Komponenten in das Robotiksystem erlauben völlig neue Maschinenkonzepte.

KEM Konstruktion: Welche Strategie der Portfolio-Erweiterung steckt hinter ATRO?

Bonin: Beckhoff verfolgt das Ziel, vollständige Automatisierungslösungen aus einer Hand zu bieten. Die Robotik war bisher ein Bereich, in dem wir zwar Software und elektronische Komponenten, jedoch keine eigene Mechanik anbieten konnten. Diese Lücke wird nun durch ATRO geschlossen.

Beckhoff_Atro.jpg
Mit Atro stellt Beckhoff einen modularen Baukasten vor, aus dem sich flexibel für jede Anwendung die passende Roboterkinematik zusammenstellen lässt.
Bild: Beckhoff

ATRO-Roboter-Module kommen 2024 auf den Markt

KEM Konstruktion: Ab wann ist ATRO bestellbar und wann verfügbar beziehungsweise lieferbar?

Bonin: ATRO soll ab der zweiten Jahreshälfte 2024 in Serie lieferbar sein.

KEM Konstruktion: Wie ist das Markt-Feedback und wie ist die Kundenresonanz seit der Vorstellung auf Automatica im Juni dieses Jahres?

Bonin: Während und nach der Automatica haben wir sehr positives Feedback erhalten. Viele Anwender glauben, dass mit ATRO etwas Neues entsteht, und entwickeln Ideen, wie sie ATRO in ihre Anlage oder Maschine integrieren können. Dadurch erhalten wir frühzeitig wertvolle Anregungen, die wir in das Produkt einfließen lassen können.

Kontakt:
Beckhoff Automation GmbH & Co. KG
Hülshorstweg 20
33415 Verl
Tel.: +49 5246 963–0
Mail: info@beckhoff.com
www.beckhoff.com/atro



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