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Neff-Gewindetriebe

Hartmut Wandel, Geschäftsführer der Neff Gewindetriebe GmbH, Weil im Schönbuch
Im Zentrum steht die Gewindespindel

Die Herstellung von Gewindespindeln hat bei Neff Tradition: Seit 1905 werden Gewinde geschnitten, gerollt, gewirbelt oder geschliffen. Wie aus dieser großen Erfahrung Kundennutzen wird und was die Herausforderungen der Zukunft sind, darüber sprach Hartmut Wandel im Interview mit der KEM.

 

KEM Konstruktion: Herr Wandel, das Familienunternehmen Neff gibt es seit mehr als 100 Jahren. Wie waren die Anfänge?

Wandel: Gegründet wurde die Firma Neff im Jahr 1905 durch Wilhelm Neff. Bemerkenswert ist der Weitblick des Gründers: Seine erste Investition damals war der Bau eines Wasserkraftwerkes. Damit konnte das junge Unternehmen seinen Energiebedarf selbst gewinnen und war vom Stromnetz unabhängig. In der Fertigung stand schon seit Beginn die Gewindespindel im Mittelpunkt. Zunächst wurden Spindeln für Hobelbänke, Klavierstühle oder Wagenbremsen hergestellt. Später wurden ganze Geräte mit dem zentralen Bauteil Gewindespindel gefertigt wie zum Beispiel handbetriebene Wäsche- oder Mostpressen.

KEM Konstruktion: Wofür steht der Name Neff heute?

Wandel: Natürlich haben sich seit dieser Zeit die Anwendungen ganz entscheidend geändert. Durch die Kugelumlaufspindeln in den 1970er-Jahren sind ganz neue Anwendungsfelder für Gewindetriebe hinzugekommen. Viele unserer Antriebssysteme gehen in den Bereich Handling und Fertigungsautomatisierung, in die Holz- oder Medizintechnik oder unsere Kunden benötigen eine komplette Antriebseinheit. Gleich geblieben ist die Gewindespindel als Kernprodukt, auf dem alle Endprodukte aufsetzen.
KEM Konstruktion: Ihre Bestellung zum Geschäftsführer zum 1. Oktober 2011 wird mit dem Begriff Generationswechsel verbunden – und Sie sind ja auch noch relativ jung an Jahren …
Wandel: Das Alter halte ich hier nicht für entscheidend. Wichtiger ist, dass mir das Unternehmen seit vielen Jahren bekannt ist. Nach dem Studium war ich die letzten zwölf Jahre in der Zulieferbranche verantwortlich tätig. Schon während dieser Zeit habe ich die Firma Neff und viele Mitarbeiter intensiv kennengelernt. Zudem steht Neff schon immer für Kontinuität und Verlässlichkeit. Dies spiegelt sich auch in langfristigen Planungen wieder.
KEM Konstruktion: In welche Richtung wollen Sie das Unternehmen entwickeln, steht Wandel für Wandel?
Wandel: Verwandeln im Sinne von „alles muss anders werden“ möchte ich das Unternehmen nicht. Mit Sicherheit werden sich aber einige Dinge ändern. Dies liegt begründet im weiteren Wachstum, das wir anstreben, aber auch in den Aufgabenstellungen unserer Kunden. Es werden zunehmend Komplettsysteme nachgefragt, Systeme nicht nur mit den mechanischen Antriebseinheiten, sondern auch mit den Elementen der elektrischen Antriebstechnik: Motoren, Regelgeräte und Steuerungen. Hier ist noch ein weites Feld. Hinzu kommt die Sensorik, die mit unseren Produkten kombiniert werden kann, um einen Zusatznutzen für den Anwender zu generieren.
KEM Konstruktion: Was sind Ihre Produkte und in welchen Branchen werden sie eingesetzt?
Wandel: Das Kernprodukt ist nach wie vor die Gewindespindel. Sowohl bei den Kugelgewindespindeln als auch bei den Trapezgewindespindeln haben wir die Standards als Stäbe am Lager. Viele Kunden nehmen die Stäbe mit den Muttern ab und konfektionieren selbst. Ebenso liefern wir die Spindel einbaufertig mit kundenspezifischen Einbaumaßen. Kugelgewindemuttern führen wir standardmäßig sowohl in zylindrischer Form als auch als Flanschmutter mit verschiedenen Einbaumaßen – als „KGM-D“ nach DIN- oder als „KGM-N“ nach Neff-Norm. Hinzu kommen kundenspezifische Sonderlösungen bei Spindeln und natürlich bei Gewindemuttern. Ausgehend von der Gewindespindel sind die Spindelhubgetriebe eine weitere große Produktgruppe. Hier haben wir uns von Anfang an auf die kubische Form konzentriert und liefern diese je nach Baugröße mit Hubkräften bis 500 Kilonewton.
KEM Konstruktion: Was gibt es Neues aus dem Hause Neff?
Wandel: Als Innovation haben wir auf der Motek im September 2011 das Spindelhubgetriebe „Blix“ vorgestellt. Dieses Getriebe aus nichtrostendem Stahl zeichnet sich dadurch aus, dass es aus zwei Blech-Halbschalen gefertigt ist. So kann die aufwändige Fertigung des Edelstahlgehäuses aus dem Vollen umgangen werden. Zusätzlich kann das Blechgehäuse, wenn es entsprechend ausgelegt wird, bereits an die Einbausituation angepasst werden und so zusätzliche Bauteile einsparen.
KEM Konstruktion: Wo sind Ihre Märkte, wo erwarten Sie ein Wachstum?
Wandel: Derzeit sind unsere Märkte vor allem im Euro-Raum. Hier erwirtschaften wir etwa 80 Prozent der Umsatzerlöse. Die restlichen 20 Prozent entfallen auf Osteuropa und Asien. Sie sehen, hier ist schon noch Potenzial vorhanden. ‚In unseren Produkten verbinden sich konsequente Anwenderorientierung, schwäbischer Erfindergeist und kompromisslose Qualität‘, heißt es auf Ihrer Website.
KEM Konstruktion: Können Sie das näher ausführen?
Wandel: Unser Ziel ist es, möglichst nahe am Kunden zu sein. Darum stehen auch die 3D-Modelle unserer Standardprodukte in einem Online-Katalog zum Download bereit. Über unsere Homepage gelangen Sie direkt zu den entsprechenden Produktgruppen. Viele unserer Kunden kommen aber mit einem speziellen Problem zu uns oder mit einer früheren Lösung, die für ihren Anwendungsfall nicht optimal ist. Hier sehen wir unsere Stärken. Wir möchten die langjährige Erfahrung weitergeben, neue Lösungsansätze aufzeigen und diese dann auch für unsere Kunden umsetzen. Speziell für die Entwicklung haben wir dazu eine Rapid-Prototyping-Anlage im Haus, damit aus 3D-Modellen möglichst flexibel und schnell handfeste Muster werden.
KEM Konstruktion: Wie ist Ihr Betrieb maschinell ausgestattet?
Wandel: Wir rollen auf derzeit drei Linien Gewindespindeln. Mehrere hydraulische Richtbänke, Sägen und Trennmaschinen stehen für die Weiterbearbeitung der Spindeln zur Verfügung. Hinzu kommt die mechanische Bearbeitung mit CNC-Drehen, Fräsen und Schleifen für die Spindel-Endenbearbeitung und die Mutternfertigung.
KEM Konstruktion: Mit welchen Herausforderungen kämpfen Ihre Entwicklungsingenieure derzeit?
Wandel: Natürlich entwickeln wir parallel an vielerlei Aufgabenstellungen. Speziell arbeiten wir derzeit an einem Entwicklungsprojekt zur Heliostatenverstellung für die Solarindustrie. Mittels Wireless-Verbindung wird jeder einzelne Spiegel so eingestellt, dass das Sonnenlicht sich in einem Brennpunkt konzentriert und dort Dampf erzeugt. Basierend auf den Blix-Spindelhubgetrieben kommen hier Edelstahlantriebe für den Außenbereich zum Einsatz.
KEM Konstruktion: Was ist Ihr USP im großen Feld Ihrer Wettbewerber?
Wandel: Absolute Kundenorientierung. Es ist uns wichtig, dass der Kunde direkt mit dem richtigen Ansprechpartner in unserem Hause in Verbindung kommt. Erst dadurch können wir die jeweils bestmögliche Lösung schnell anbieten. Denn häufig ist der Faktor Zeit ganz entscheidend.
Fotograf: Frank Herrmann
Das Interview führte KEM- Redakteur Dr. Ralf Beck
Neff Gewindetriebe
Telefon: 07157 53890-0

Quergefragt
Familientradition …
… halte ich für wichtig, ist aber nicht alles. Jede Generation sollte die Möglichkeit haben, ihre eigenen Ideen zu verwirklichen.
Stuttgart 21 …
… hat die Region Stuttgart tief gespalten. Ich hoffe, dass das eindeutige Votum der Volksabstimmung vom November 2011 vor allem dem Frieden dient. Schließlich geht es ja um einen Bahnhofsneubau und nicht um die wirklich wichtigen, globalen Fragen der Menschheit.
Valentinstag …
… ist ein Anlass, meine Frau zu beschenken und jedes Jahr eine gelungene Marketingkampagne der Floristikbranche.

FIRMEN- STENOGRAMM
  • 1905 Gründung der Firma Neff in Waldenbuch durch Wilhelm Neff
  • Ab 1975 Eigenentwicklungen im Bereich Kugelgewindetriebe
  • 2006 Umzug der Neff Gewindetriebe GmbH nach Weil im Schönbuch
  • Hersteller von Kugelgewindetrieben, Trapezgewindespindeln und Gleitgewindetrieben, dazu eine breite Palette an Spindelhubgetrieben und speziellen Kundenlösungen
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