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Getriebemotoren werden laut Bauer-Geschäftsführer Halmuschi intelligenter

Effiziente Antriebstechnik
Getriebemotoren werden laut Bauer-Geschäftsführer Halmuschi intelligenter

Getriebemotoren sind in vielen verschiedenen Branchen zu finden, wo sie Förderbänder, Werkzeug- oder Verpackungsmaschinen und andere Geräte antreiben. Im Gespräch mit KEM Konstruktion erklärt Nader Halmuschi, der neue Geschäftsführer der Bauer Gear Motor GmbH, wieso Getriebemotoren ein Muss für jede moderne Produktionsanlage sind und wieso es so wichtig ist, die Applikation des Kunden zu verstehen.

 

» Interview: Johannes Gillar, stellvertretender Chefredakteur KEM Konstruktion

KEM Konstruktion: Herr Halmuschi, Sie haben vor kurzem die Geschäftsführung der Bauer Gear Motor GmbH übernommen. Welche Pläne haben Sie für Ihr Unternehmen, insbesondere vor dem Hintergrund der digitalen Transformation von der ja auch Hersteller von Antriebstechnik betroffen sind?

Halmuschi: Die digitale Transformation ist eine Chance. Die Übernahme der Geschäftsführung von Bauer Gear war für mich persönlich eher eine kurzfristige Angelegenheit, aber die Planung war von unserer Konzernmutter Altra und meinem Vorgänger Karl-Peter Simon sehr langfristig angelegt. Beim Thema Digitalisierung geht es nicht um die Frage ob wir es tun, sondern wie wir es tun. In dem Bereich, in dem wir uns bewegen, heißt das, dass die Produkte intelligenter werden. Große Schritte in Sachen Digitalisierung haben wir im Production Management gemacht und das bauen wir auch kontinuierlich weiter aus, indem wir unsere sogenannte endogene Digitalisierung vorantreiben. Und da laufen einige strategische Projekte, die unter anderem die Bearbeitung der Anfragen bis hin zu den fertigen Produkten auf den Kopf stellen werden. Wir brauchen noch etwas Zeit, aber es ist eine klare Ausrichtung. Und wir haben mit einigen Kunden schon enge Beziehungen, sodass diese direkt auf unsere Datenbanken beziehungsweise auch auf den kompletten automatischen Werdegang des Produktes zugreifen können. Wir arbeiten an dieser Stelle nach dem Motto, ohne Digitalisierung keine Chance. Und wir arbeiten hier sehr partnerschaftlich mit unseren Kunden zusammen. Diese Themen wollen wir ausbauen und durchgehend vom ersten Kundenkontakt bis zum After-Sales-Service arbeiten. Das heißt, wir wollen ein Komplettanbieter für den Kunden sein und nicht nur einen Motor anbieten. Dafür streben wir eine enge digitale Verzahnung mit den Kunden an. Und hier müssen wir den ersten bereits erfolgten Schritte konsequent weitere folgen lassen. Das bedeutet Bauer wandelt sich vom Komponenten- zum Systemanbieter und das heißt, wir müssen und werden die nicht-technischen Eigenschaften unserer Produkte stärker ausbauen. Denn auch die Lieferketten unserer Kunden werden kürzer – und wir dürfen nicht der Bottleneck, sondern müssen der Beschleuniger sein. Und das gilt insbesondere für uns als Lieferant von Sondergetrieben und kundenspezifischen Getrieben. Wir müssen die Verzahnung mit den Kunden enger gestalten und über die gesamte Wertschöpfungskette das richtige für ihn tun.

KEM Konstruktion: Wie denken Sie kann Ihr Unternehmen Ihre Kunden dabei unterstützen, die digitale Transformation erfolgreich voranzubringen?

Halmuschi: Wir schauen uns den gesamten Wertschöpfungsprozess des Kunden an und hören uns an, welche Anforderungen er hat. Dadurch verstehen wir die Applikation und auf dieser Basis entwickeln wir gemeinsam mit den Ingenieuren des Kunden die richtige Antriebslösung, die für die jeweilige Aufgabe entsprechend dimensioniert ist und deren Gewichtsklasse möglichst gering ist – auch bei Überlast. Das ist wichtig, weil eine falsche Dimensionierung die Lebensdauer des Motors verringert. Und wir kennen unsere Motoren natürlich bestens und können gemeinsam mit dem Kunden entscheiden, welche Lösung die Richtige ist. Kleinere Motoren zu empfehlen bedeutet zwar an der einen oder anderen Stelle einen geringeren Umsatz, aber dafür bringt diese Vorgehensweise auch eine Nachhaltigkeit in die Partnerschaft mit dem Kunden.

KEM Konstruktion: Wie verändern sich die Geschäftsbeziehungen zu Ihren Kunden vor dem Hintergrund der aktuellen Pandemie-Situation?

Halmuschi: Sie gestalten sich intensiver. Und hierbei spielt auch die Digitalisierung eine ganz entscheidende Rolle. Denn wir können uns die Applikation beim Kunden ja momentan nicht vor Ort anschauen, sondern nutzen dafür unsere Simulationsprogramme. Insbesondere wenn wir Produkte gemeinsam mit dem Kunden entwickeln, tun wir das auf Basis von Simulationen beziehungsweise Modellen, die daraus entstehen. Wir arbeiten hier sehr eng zusammen, denn viele Kunden hatten angesichts der Situation natürlich Bedenken, wie unsere Lieferanten-Kette aussieht. Jedes Unternehmen hat auch einen eigenen Risk-Management-Plan und Bauer konnte seinen Kunden aber Schritt für Schritt klar machen, dass unsere Lieferanten-Kette auch in der digitalen Welt global funktioniert. Auf diese Weise fungieren wie als Bindeglied zwischen unseren Lieferanten und unseren Kunden. Dadurch ist das Arbeiten noch einmal intensiver geworden. Nichts desto trotz versuchen wir dort, wo die Möglichkeit besteht, Kunden zu besuchen oder zumindest via Videokonferenzen und sogar mit Shared Database zu arbeiten, um den Kontakt zu halten. In diesem Bereich haben wir in Sachen Digitalisierung große Fortschritte gemacht, ganz speziell mit langjährigen Kunden für die wir bereits spezielle Lösungen gemeinsam entwickelt haben.

KEM Konstruktion: Welche Auswirkung hat die Digitalisierung auf die technische Entwicklung von Getriebemotoren? Stichworte sind hier Simulations-Technologien oder der Digitale Zwilling. Wie ist Bauer diesbezüglich lösungstechnisch aufgestellt?

Halmuschi: Simulationen sind in der Motorenentwicklung Stand der Technik. Dank der Simulations-Technologie kommen wir sehr schnell zu Ergebnissen, weil unsere Ingenieure und Techniker diese Methode beherrschen. Simulationsprogramme helfen uns, die Komplexität zu beherrschen und auch dabei zu beurteilen, wo wir in welchem Bereich schneller und agiler Lösungen gemeinsam mit dem Kunden herbeiführen können. Darüber hinaus ermöglicht die Integration der Design Tools, dass jeder Beteiligte an seinem Abschnitt arbeitet und das gesamte Ergebnis dann am Ende zusammengefügt wird. Ich spreche hier über 3D-Modelle. Deren Vorteil ist unter anderem, dass man damit eine Kollisionserkennung machen kann, also wie weit kann der Motor in den Anschlag gehen, wie bewegt sich ein gewisses Teil im Motor, oder wo hakt etwas? Und das lässt sich nicht nur im Betrieb simulieren, sondern entlang der gesamten Wertschöpfungskette bis hin zur Installation der Einheiten, was die Arbeit unserer Kunden und Partner vereinfacht. Bisher benötigte man für solche Dinge spezielle Sonderwerkzeuge oder musste bestimmte Teile aus der Maschine ausbauen, um entsprechende Erkenntnisse zu gewinnen. Und dass wir von Anfang an beim Kunden gemeinsam mit ihm seine Anlage oder Maschine designen, macht den Unterschied aus. Diesen Ansatz umzusetzen, ist der Anspruch, den ich auch an unsere Vertriebsmitarbeiter und -Partner habe. Wir möchten den Kunden abholen und mit ihm gemeinsam die Reise zur fertigen Applikation machen.

KEM Konstruktion: Die Vorteile von Simulationsprogrammen und 3D-Modellen in der Designentwicklung erklären sich in der Tat fast von selbst. Wie sieht es aber aus, wenn die Motoren im Feld eingesetzt werden. Lassen sich auch raue Umgebungsbedingungen am Rechner simulieren?

Halmuschi: Auch das können diese Tools simulieren, aber den Grad der Verschmutzung oder der Feuchtigkeit lässt sich natürlich nicht simulieren. Dafür brauchen wir das Wissen unserer Ingenieure, die beispielsweise den Gradienten der Temperaturverschiebung bewerten können und daraus ableiten, dass weniger oder mehr Kühlung benötigt wird. Und das ist unser Core Asset, ein das Wissen, das wir wie unseren Augapfel hüten. Denn wenn ich ein Simulationstool nutze, heißt das noch nicht, dass das Ergebnis richtig ist. Der Output wird durch den Input bestimmt, und mit einem falschen Input stimmt auch das Ergebnis nicht. Die Summe aus Simulationsdaten und Bauchgefühl führt zur richtigen Entscheidung. In gewisser Weise ist das ein Vier-Augen-Prinzip: die Augen ‚im Bauch‘ und die Augen im Kopf ergeben am Ende das, was man gemeinhin den gesunden Menschenverstand nennt. Dadurch nutzen wir sozusagen das Beste aus beiden Welten und erzielen so das optimale Ergebnis.

KEM Konstruktion: Welche Bedeutung hat mit Blick auf Ihr Lösungsangebot Software?

Halmuschi: Eine große Bedeutung. Ohne die Software kommen wir heute nicht mehr voran. Es muss nicht unbedingt die Software in unseren Produkten sein, sondern es ist auch die Engineering-Software, unter anderem Dinge wie der digitale Zwilling, den unsere Ingenieure gemeinsam mit denen unserer Kunden entwickeln. Dazu kommt das Thema Embedded Software, also die Integration von Intelligenz in die Motoren. Oft sieht der Kunde aus heutiger Sicht nicht sofort den Nutzen, aber es ist ein notwendiger erster Schritt, um einen Mehrwert für den Kunden zu schaffen. Um das zu erreichen müssen wir selbst Erfahrungen in diesem Bereich sammeln und in das Thema reinwachsen. Auch unsere Vertriebsmitarbeiter arbeiten mit den Kunden mithilfe von Engineering-Software und anderen Programmen zusammen –auch hier wieder entlang der Wertschöpfungskette bis hin Inbetriebnahme beim Kunden. Die Zeiten von ‚den Motor einschalten und gut‘ sind vorbei. Und unsere Mitarbeiter verstehen das und das müssen sie heutzutage auch. Allein schon aufgrund der Energieeffizienz ist das eine Notwendigkeit. Da geht es um Dinge wie einen sanften Motorstart, um die Anlage nicht ruckartig anzufahren und somit Energie zu sparen und die Standzeiten zu verlängern. Das hilft dabei einen neutralen oder positiven Carbon Footprint für die Gesamtanlage zu erzielen. Und das dafür notwendige Design und das Rightsizing der Motorengröße finden mittlerweile per Software statt. Unser Ziel ist es, dem Kunden das Richtige zu empfehlen, sei es ein Motor mit dem richtigen IE-Standard oder dem entsprechenden IP- oder Explosionsschutz. All das müssen wir berücksichtigen, denn wir können uns hier keine Fehler erlauben und ohne Software, Digitale Zwillinge oder Selektionen, die dem Kunden die Freiheit geben, selbst damit zu arbeiten, geht es nicht. Am Ende ist es nur Strom, der die Achse dreht, aber bis das passiert, sind viele Schritte mit der Software und durch die Software notwendig.

KEM Konstruktion: Viele Antriebstechnikhersteller nutzen sogenannte Smart Sensors, um ihre Motoren für die vorbeugende Instandhaltung kontinuierlich zu überwachen. Hat Bauer Gear Motor ebenfalls solche Sensoren im Angebot?

Halmuschi: Bezüglich der vorbeugenden Instandhaltung beziehungsweise Predictive Maintenance stoßen wir in zwei Richtungen vor. Nummer eins: Wir haben mit unserer integrierten Elektronik Torque Control 4.0 diesbezüglich bereits ein erstes Produkt entwickelt. Allerdings ist das wirklich nur der allererste Schritt, denn Predictive Maintenance findet nicht im Motor statt, sondern ergibt sich aus den Daten die der Motor übermittelt, und den Informationen die man aus diesen herausfiltert. Das geschieht in der Cloud, egal ob in einer lokalen Cloud On-Premise oder in einer neutralen Cloud. Hierbei spielt aber eine ganze Reihe an Partnern eine wichtige Rolle. Wir sind heute noch nicht so weit, aber der es gibt einige Anbieter, auch viele Start-ups, die die in diesem Bereich eine Brücke schlagen zwischen uns als Motorenlieferanten und den Softwareanbietern. Denn letztere haben keine große Erfahrung in Antriebstechnik und wir nicht in der Datenübertragung, sondern nur mit dem Herausfiltern der Informationen aus diesen Daten. Die Ergebnisse, die wir auf Basis dieser Zusammenarbeit erzielen, nehmen wir mit zu unseren Kunden, um damit die nächste Inkarnation des Designs für die Lösung beim Kunden herbeizuführen. Das heißt, es ist ein notwendiges und ein integriertes Vehikel für unseren nächsten Schritt, die richtigen Partner zu finden und sich auf die Zusammenarbeit mit ihnen einzulassen. Letztendlich ist die Applikation entscheidend. Auf der anderen Seite, wir müssen auch noch Hausaufgaben in der Hardware machen.

KEM Konstruktion: Die Entwicklung von Getrieben und Getriebemotoren ist auf der mechanischen Seite weit fortgeschritten. Die Potenziale hinsichtlich Materialien, Bauformen sowie daraus resultierend den Wirkungsgraden sind weitgehend ausgeschöpft. Wo sehen Sie vor diesem Hintergrund das Innovationspotenzial bei Getriebemotoren?

Halmuschi: Die Frage ist, wie wettbewerbsfähig ist eine einteilige Charge (One Piece Batch) am Markt. Bauer Gear Motor produziert nicht auf Lager, sondern hat eine Auftragsfertigung. Das heißt, wir arbeiten die Aufträge in kürzester Zeit in bestimmten Kategorien ab. Das Entscheidende daran ist, dass, wenn ich die richtige Lösung finden möchte, dann muss ich auch die richtige Fertigungstechnologie dafür finden. In diesem Zusammenhang stellt sich unter anderem die Frage, welche Rolle der 3D-Druck in Zukunft spielen wird. Darauf kann ich Stand heute noch keine Antwort geben. Es gibt einige Ansätze, aber da stehen wir am Anfang. Auf der einen Seite bietet 3D-Druck Vorteile im Leichtbau, andererseits hat das Verfahren aber auch Nachteile in Bezug auf Standfestigkeit der Bauteile. Für Bauer ist letzteres schlecht, denn unsere Motoren kommen häufig in sehr rauen Umgebungen zum Einsatz und Reparaturen sollten nicht zu oft vorkommen. Denn diese kosten nicht nur Geld, sondern sind für die Mitarbeiter, die sie vor Ort durchführen müssen, gefährlich. Also wir gehen mit Augenmaß vor, was die Materialien betrifft. Neben der Wahl der Materialien und der entsprechenden Fertigungstechnologie sind die zwei Kriterien Standardisierung und vor allem Applikation wichtig. Bauer hat den Anspruch auch dort weiterzumachen und Applikationslösungen umzusetzen, wo andere aufhören. Wir lehnen auch Losgröße 1 nicht ab, was natürlich Herausforderungen für die Fertigung bedeutet. Das Thema Software ist auch in der Fertigung ein großes Thema, auch vor dem Hintergrund, dass wir eine sehr große Fertigungstiefe haben. Und damit wir auch diese geringen Produktionsmengen beherrschen, spielt Software ebenfalls eine ganz große Rolle für unsere Werkzeugmaschinen und unser Fertigungs-Equipment. Und da Bauer weltweit an unterschiedlichen Standorten fertigt, die oft gleiche Produkte produzieren, ist für uns Durchgängigkeit ganz wichtig, sowohl hinsichtlich der Softwarelösung, als auch bei der Fertigungstechnologie.

KEM Konstruktion: Sie betonen ja insbesondere das Thema Energieeffizienz: Spielt hier die Energieeffizienz der einzelnen Komponenten noch eine wichtige Rolle oder ist nicht vielmehr die Gesamtkonzeption entscheidend?

Halmuschi: Beides trifft zu. Das eine wird durch die Standards bestimmt. Die IE3-Norm steht vor der Tür und da kommt keiner daran vorbei, was auch gut ist so. Über das zweite, also die Energieeffizienz der Gesamtkonzeption, entscheidet die Applikation. Diese beantwortet die Frage, nehme ich einen Umrichter-gesteuerten Antrieb oder nehme ich einen Fest-Drehzahl-Antrieb? Wenn ich Dauerbetrieb benötige, dann ist der Umrichter nicht energieeffizient. Wenn wir in der Applikation mit hohen Anfahrgeschwindigkeiten und nicht gegen irgendwelche Bremsen oder ähnliche mechanische Begrenzer agieren, dann ist ein Umrichter die bessere Lösung. Getriebemotoren kommen mit beidem zurecht. Der Punkt ist nur, wenn wir unsere Kunden bei ihrer Applikations-Reise begleiten, müssen wir dieses verstehen und mit ihnen gemeinsam die richtige Entscheidung für die Applikation treffen. Letztendlich entscheidet die Applikation ‚wall-to-wall‘ über die richtige energieeffiziente Lösung. Ein Beispiel: Sie können mit dem Auto mit Vollgas und angezogener Handbremse fahren oder Sie steuern die Geschwindigkeit mit dem Gaspedal. Aber wenn Sie nur auf dem schnellsten Weg von A nach B kommen wollen, weil Sie in einem Feuerwehrwagen zu einem Einsatz unterwegs sind, dann fahren Sie mit Vollgas, wenn es die Straßenverhältnisse erlauben. Auf den ersten Blick ist das nicht energieeffizient, aber wenn ich rechtzeitig vor Ort bin und der Brand gelöscht werden kann, dann verringere ich den Gesamt-CO2-Fußabdruck, denn durch das Feuer erzeugt das Hundertfache an CO2, als der vollgasfahrende Feuerwehrwagen. Und das meine ich damit. Deswegen ist es die Applikation, die entscheidet und das ist, wo wir hinwollen. Deswegen liefern wir unseren Kunden nicht einfach einen Antrieb und sagen ‚Mach‘. Nein, wir müssen verstehen, welche Applikation der Kunde hat. Wir sind nicht die Experten für seine Werkzeugmaschine, das ist auch nicht unser Anspruch, aber unser Anspruch ist es, so viel davon zu verstehen, dass wir dem Kunden die bestmögliche Lösung bereitstellen können – über seine gesamte Wertschöpfungskette von der Planung, Produktion und Lieferung über die Inbetriebnahme der Maschine bis hin zu Service und Refurbishment. Und das ist auch Effizienz über die gesamte Wertschöpfungskette und nicht nur einfach über einen Punkt.

Permanentmagnet-Synchronmotor von Bauer verbessert Effizienz

KEM Konstruktion: Welche aktuellen Schwerpunkte ergeben sich durch Energieeffizienz und die Betrachtung der Kunden-Applikation bei der Entwicklung Ihrer eigenen Getriebemotoren?

Halmuschi: Es ist maßgeblich, die richtige energieeffiziente Lösung beziehungsweise die Best-Fit-Lösung für den Kunden zu konzipieren und diese bei ihm zu implementieren. Und dafür müssen wir – ich wiederhole mich – die Applikation betrachten und von Anfang an in die Entwicklung unserer Getriebemotoren mit einbeziehen.

KEM Konstruktion: Bauer verfügt über eine umfassende Produktpalette für die unterschiedlichsten Branchen. Naheliegend unterscheiden sich beispielsweise die Anforderungen an Getriebemotoren für die Fördertechnik von denen für die Wasseraufbereitung oder für die Lebensmittelindustrie (Hygienic Design) – überwiegen in der Summe dennoch die Gemeinsamkeiten oder braucht jede Branche ihre speziellen Lösungen?

Halmuschi: Es ist beides zutreffend. Wir bieten sowohl standardisierte Produkte als auch Sonderlösungen für die verschiedenen Branchen. Als Grundlage dient ein umfassender Standardprodukt-Baukasten, aus dem wir Getriebemotoren für die angefragte Aufgabe auswählen. Sind branchenspezifische Anforderungen vorhanden, wählen wir die entsprechenden Komponenten und Motoren, beispielsweise unseren Aseptic Drive für die Lebensmittelindustrie. Natürlich kann ich den Aseptic Drive auch in eine andere Branche verkaufen, die Achse wird sich drehen. Aber ist das effizient? Nein, denn für eine Applikation zum Beispiel in der Fördertechnik ist dieser Motor oversized. Oder nehmen wir ein ganz normales Getriebe, das in einer Maschine zum Einsatz kommt. Wenn wir das in der Pharmaindustrie einsetzen wollten, würde es nicht zu den Applikationsanforderungen oder den geforderten Standards passen. Das heißt, wir bedienen uns teilweise aus einer Toolbox, aber die finale Anpassung erfolgt branchen- und kundenspezifisch. Und das ist es, was Bauer ausmacht, dass wir für die verschiedensten Branchen Lösungen herbeiführen.

Aseptikantriebe von Bauer schützen den Antrieb bei rauen Reinigungszyklen

KEM Konstruktion: Gilt das mit Blick auf die Digitalisierung gleichermaßen oder sind auch hier jeweils spezielle Branchenlösungen gefragt?

Halmuschi: Die physikalischen Größen nach denen ein Motor entwickelt und konstruiert wird, sind überall identisch. Unterschiede ergeben sich am Ende aus den Branchen-Spezifika. Das hat mit der Digitalisierung wenig zu tun. Wenn wir digitalisieren, speziell im produktiven internen Bereich, dann sollten wir die physikalischen Größen messen, auswerten, Informationen daraus aggregieren und dann die richtige Entscheidung treffen. Sehr spannend ist in diesem Zusammenhang das Thema, wie erhalte ich Referenzwerte für die Motoren oder für den Antriebsstrang und vergleiche ich die immer die gleichen Applikationen quer über die ganze Welt? Mit diesen Informationen könnten wir den nächsten Schritt machen in Bezug auf die das richtige Design. Wir werden uns auch daran gewöhnen müssen, dass ein Antriebsstrang nicht mehr nur aus einem Motor, einem Getriebe und einem Umrichter besteht. In Zukunft werden wir auch Themen wie Cybersecurity, Datenübertragung, Data Mining oder die Cloud berücksichtigen müssen. Und dafür benötigen wir dann Partner beziehungsweise Service-Provider mit den entsprechenden Kenntnissen.

KEM Konstruktion: Welche Bedeutung haben vor diesem Hintergrund kundenspezifische Sonderlösungen und wie gehen Sie an diese Aufgabe heran? Ist gegebenenfalls sogar ein Ausbau von Beratungs- und Engineering-Kapazitäten geplant, um auch hier immer kundenindividuellere Produkte bereitstellen zu können?

Halmuschi: Die Individualität unserer Kunden ist unser tägliches Brot. Wenn ich das nicht beherrsche, entziehe ich unserem Unternehmen das wichtigste Nahrungsmittel. Wir haben keinen Katalog-Vertrieb. Unser Vertrieb geht zum Kunden, versteht die Applikation und empfiehlt dann nach tiefgehenden Diskussionen mit dem Kunden am Objekt das richtige Produkt. Das heißt, die Qualifikation unserer Mitarbeiter steht und fällt mit dem Verständnis, was der Kunde benötigt, Das die Kollegen einen Motor auslegen können, das versteht sich per se. Um dem Thema Digitalisierung gerecht zu werden, entwickeln wir die Kenntnisse unserer Vertriebsmitarbeiter und auch unserer gesamten Mannschaft weiter, damit sie die Anliegen unserer Kunden auch bezüglich der Digitalisierung verstehen und mitreden können, speziell wenn es um Dinge wie Remote Services oder Predictive Maintenance geht. Auf der einen Seite gehen wir damit horizontal mehr in die Breite und bauen dort unser Wissen aus, andererseits erweitern wir unser Wissen auch vertikal in Richtung Applikationen.

Details zu den Getriebemotoren von Bauer Gear Motor:
hier.pro/sfk0C

Kontakt:
Bauer Gear Motor GmbH
Eberhard-Bauer-Straße 37
73734 Esslingen
Tel. +49 711 3518–0
info@bauergears.com
www.bauergears.com

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