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Clemens Blum

Vorsitzender der Geschäftsleitung der Schneider Electric GmbH, Ratingen
Clemens Blum

Wie mache ich dem deutschsprachigen Markt klar, dass Schneider Electric bei der industriellen Steuerungstechnik weltweit die Nummer eins ist? Die Zentrale von Schneider Electric hat sich dazu Clemens Blum als Geschäftsführer der Deutschland GmbH geholt. Blum hat sein Handwerk als Geschäftsführer von Berger Lahr gelernt. Durch die Kombination von Erfahrung und Konzernmutter-gegebener Durchschlagskraft ist Blum zum Alphatier der Automatisierungsbranche geworden.

Das Interview führte KEM- Chefredakteur Herbert Neumann

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Herr Blum, Schneider Electric ist ein Synonym für die drei Hauptmarken Merlin Gerin, Square D und Telemecanique. Welche Marke steht in Deutschland an erster Stelle?
Blum: Weltweit betrachtet bildet die Energieverteilung mit zwei Drittel des Umsatzes den Schwerpunkt unseres Produktgeschäfts. In Deutschland liegen die Verhältnisse umgekehrt: Hier bildet die industrielle Automatisierung den Schwerpunkt. Damit ist klar, dass die Marke Telemecanique in Deutschland eine hohe Bedeutung hat, denn sie repräsentiert die komplette Palette von Produkten für die industrielle Automatisierung – von der Automatisierungstechnik über Antriebstechnik, Sensorik und Sicherheitstechnik sowie Visualisierung und den Mensch-Maschine-Dialog bis hin zu Schalt-, Befehls- und Meldegeräten. Allerdings befindet sich Merlin Gerin mit Produkten und Lösungen für die Energieverteilung im Aufwind, sie spielt durchaus auch eine wichtige Rolle.
Es gibt weitere bedeutende Konzern-Gesellschaften wie Berger Lahr, Crouzet oder MGE USV-Systeme. Was ändert sich für diese Töchter in puncto „Corporate Identity“?
Blum: Eine interessante Frage, die sich nicht pauschal beantworten lässt. Werfen wir mal einen Blick auf unsere Markenstrategie: Innerhalb des Konzerns gibt es „Eine Marke von Schneider Electric“ sowie „Ein Unternehmen von Schneider Electric“. Daneben gibt es autonome Firmen, die zwar zum Konzern gehören, die aber auf dem Markt weiterhin völlig eigenständig agieren, teilweise sogar in gewolltem Wettbewerb zu anderen Konzerntöchtern stehen. Sie sehen also, Änderungen in der „Corporate Identity“ hängen im jeweiligen Fall davon ab, wie eng eine Gesellschaft in den Konzern eingebunden wird. Außerdem ist die Einbindung ein sanfter Prozess. Die Frage nach ob und wann kann also nur für den jeweiligen Einzelfall beantwortet werden. Sie sprachen Berger Lahr an: Berger Lahr, seit 2000 „ein Unternehmen von Schneider Electric“, wird zur Zeit sehr eng mit Schneider Electric in Deutschland vernetzt. Die Vertriebsmannschaften arbeiten seit Anfang des Jahres eng unter meiner Führung zusammen, um Maschinenherstellern attraktive Lösungen bieten zu können.
Für KEM-Leser stehen Telemecanique-Produkte im Vordergrund, speziell die Modicon-SPS und der Altivar-Frequenzumrichter. Beides Evergreens. Sind sie auch ein Schlager?
Blum: Sowohl als auch! Die Familien sind Evergreens, was die bekannten Namen angeht. Und sie sind Schlager, weil natürlich ständig weiterentwickelt wird, um den Kunden eine zeitgemäße fortschrittliche Lösung für ihre Aufgabenstellungen bieten zu können. Richten wir unser Augenmerk einmal auf die Altivar-Familie: Hier sind in den letzten anderthalb Jahren drei neue Baureihen vorgestellt worden, die den Anwender massiv unterstützten durch eine breite Palette integrierter Funktionen und leistungsfähige Hilfsmittel für die Inbetriebnahme. Die neuen Modelle werden vom Markt gut angenommen und entwickeln sich mit zweistelligen Wachstumsraten prächtig. Ähnliches gilt für die Automatisierung, auch hier wird konsequent weiterentwickelt. Ein schönes Beispiel ist die Automatisierungsplattform Unity: Das gesamte Know-how des Anwenders, das sich in seiner Applikationssoftware dokumentiert, ist selbstverständlich weiter nutzbar. Dazu kommt die Leistungsfähigkeit der für Unity neu entwickelten Prozessoren, die einerseits für Kontinuität stehen, andererseits neue Möglichkeiten erschließen.
Welche Feldbus-Lösung favorisiert Schneider Electric?
Blum: Hier müssen wir zwischen Komponenten- und Systemgeschäft unterscheiden: Im Komponentengeschäft passen wir uns den regionalen Standards an. Im Systemgeschäft setzen wir auf Ethernet auf Basis von Modbus/TCP. Damit lassen sich Kommunikationsarchitekturen aufbauen, die bis hinunter in die Feldebene mit dezentraler E/A reichen. Daneben favorisieren wir speziell für Maschinen-Lösungen stark den CANopen als kostengünstigen leistungsfähigen Maschinen-Feldbus. AS-Interface inklusive AS-i Safety rundet die Palette ab.
In Europa wird nur 49 Prozent des Umsatzes erzielt. Welche Rolle spielt der asiatische Markt?
Blum: Europa ist nach wie vor unser Kernland. Allerdings haben wir es hier mit etablierten Märkten zu tun, die stark vom Verdrängungswettbewerb geprägt und in hohem Maße von Exportgeschäften abhängig sind. Dennoch verzeichnen wir zur Zeit auch hier zweistelliges Wachstum. Der asiatische, aber auch der amerikanische Markt spielt für uns eine bedeutenden Rolle. Zum einen verfolgen wir das Ziel, ein gutes Gleichgewicht zwischen den vom Euro bzw. vom Dollar bestimmten Märkten herzustellen. Zum anderen bietet gerade Asien hervorragende Chancen für organisches Wachstum. Vor allem in China und Indien werden Wachstumsraten weit jenseits der 20-Prozent-Marke erzielt. Aus diesem Grund haben wir in Shanghai und auch in Indien in Bangalore Entwicklungszentren mit mehreren hundert Mitarbeitern eröffnet. Insgesamt arbeiten in China ca. 7000 Mitarbeiter.
Schneider Electric ist an der Pariser Börse notiert. Ermöglicht der Shareholder die reklamierte Diversifizierungsstrategie?
Blum: Mit der Strategie, neben Energieverteilung und industrieller Automatisierung auch auf angrenzende Geschäftsfelder zu setzen, wie zum Beispiel Gebäude-Installa- tion und -Automatisierung, fährt Schneider Electric sehr gut. Die Ergebnisse des vergangen Jahres unterstreichen dies. Zum einen bietet diese Strategie sehr gute Wachstumsmöglichkeiten, zum anderen macht sie das Unternehmen unabhängiger von konjunkturellen Schwankungen in einzelnen Geschäftsbereichen. Dies hat dazu geführt, dass die Ergebnisse in den vergangenen Jahren immer hervorragend waren. Die Aktionäre profitieren davon in hohem Maße und honorieren diese Vorgehensweise.
Laut Homepage liegt der größte Block der Inhaberanteile mit 42 Prozent in Frankreich. Wem gehört Schneider Electric?
Blum: Schneider Electric gehört größtenteils Europäern: 42 Prozent des Aktienbesitzes sind in Frankreich angesiedelt, 26 Prozent im restlichen Europa. Etwa 20 Prozent der Aktien besitzen Amerikaner. Schneider Electric selbst besitzt 3,6 Prozent, die Mitarbeiter weitere 3,3 Prozent der Aktien. Knapp 90 Prozent der Aktien werden öffentlich gehandelt, wobei sich nicht genau sagen lässt, wer Schneider Electric nun tatsächlich besitzt – ganz im Sinne der französischen Bezeichnung für Aktiengesellschaft, nämlich „S.A. – Société Anonyme“. Großaktionäre im klassischen Sinne gibt es nicht.
Porträt
  • Mit rund 92 000 Mitarbeitern in über 130 Ländern und einem Umsatz von 11,7 Mrd. € im Jahr 2005 gehört Schneider Electric zu den führenden Anbietern von Energie- und Automatisierungstechnik
  • Schwerpunkt: innovative Lösungen zur Verteilung elektrischer Energie, zur Gebäudeinstallation, zur Maschinen- und Industrieausrüstung sowie zur Automatisierung
  • Schneider Electric ist in 130 Ländern präsent, weltweit 13 000 Stützpunkte. In Deutschland arbeiten in den Schneider Electric Unternehmen ca. 2800 Mitarbeiter.
Produkte Telemecanique KEM 410
Produkte Merlin Gerin KEM 411
Produkte Square D KEM 412
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