Firmen im Artikel
Inhaltsverzeichnis
1. Preis-Leistung-Verhältnis von IT-Werkzeugen in der Konstruktion und Produktentwicklung
2. Trends in der CAD/CAM- und PDM/PLM-Konstruktion
3. Die Konstruktion und Produktentwicklung im Sinne von Sustainability/Nachhaltigkeit mit IT unterstützen
4. Konstruktionsdesign als Schlüssel zu mehr Nachhaltigkeit
5. Neu eröffneter IT-Campus
KEM Konstruktion: Herr Haas, was ist das Kerngeschäft von Inneo?
Ludwig Haas: Neben CAD-Lösungen bieten wir Lösungen zum Produktdatenmanagement (PDM/PLM), zur Berechnung und Simulation sowie zur digitalen Fertigung (CAM) an. Zudem kümmern wir uns um Themen wie digitale Realität, Informationstechnologien – inklusive Storage, Workstations oder Cloud- und Managed-Services – sowie Industrial IoT. Bei Letzterem nutzen wir auch die Thingworx-Plattform von PTC. Diese Unternehmensbereiche drehen sich alle um die Produktentwicklung unserer Kunden und haben sich im Laufe der Zeit aus unserer Wurzel, dem CAD, heraus entwickelt. An Letzterem kann man die rasante Entwicklung der Technologie nachvollziehen: So war vor 40 Jahren der Wechsel vom Reißbrett ins 2D-CAD der Technologiefortschritt schlechthin. Neben der Hardware – von Workstations so groß wie Schreibtischen bis hin zu Laptops – hat sich auch die Software ins 3D-Modellieren entwickelt, und zwar mit immer mehr Funktionen. Heute reden wir beispielsweise über Software wie Onshape von PTC. Das vollkommen cloudbasierte CAD läuft auf Tablets und wird vom Hersteller verwaltet. Somit muss man sich um nichts kümmern.
KEM Konstruktion: Entwickeln Sie Workstations noch selbst?
Haas: Nein. Workstations haben wir nur damals entwickelt, weil es noch niemanden gab, der die Produkte hergestellt hat, die wir brauchten. Als aus der Hardwareproduktion große Konzerne entstanden sind, haben wir unsere Best-in-Class-Philosophie entwickelt: Wir suchen uns den Partner am Markt, der wirklich Top-Produkte hat. Neben dem Verkauf seiner Produkte, reichern wir das Thema mit eigenen Services wie Consulting, Schulungen und IT-Dienstleistungen an. Mit diesem Ansatz, gute Produkte zu individuellen Lösungen zu kombinieren und anzureichern, haben wir unser aktuelles Portfolio entwickelt: Rund um die Konstruktion und Produktentwicklung bieten wir alles aus einer Hand.
Preis-Leistung-Verhältnis von IT-Werkzeugen in der Konstruktion und Produktentwicklung
KEM Konstruktion: Wie hat sich das Preis-Leistungs-Verhältnis Ihrer Sicht nach entwickelt?
Haas: Preis und Leistung sind den Lösungen von früher weit überlegen. Die Gesamtkosten sind tatsächlich um Welten günstiger geworden. Wenn man eine CAD-Workstation von vor 30-40 Jahren nimmt, hat diese zwischen 200.000 bis 300.000 D-Mark gekostet. Heute reden wir bei einem Onshape-Arbeitsplatz von einer Hardware in Form eines Tablets mit 500 bis 1.000 Euro an Kosten. Und die Software liegt bei knapp über 2.000 Euro. Neben dem Preisunterschied bietet die moderne Hard- und Software ein Vielfaches an Leistung und Funktionalität.
Trends in der CAD/CAM- und PDM/PLM-Konstruktion
KEM Konstruktion: Welche Kundenbedürfnisse nehmen Sie aktuell im Bereich CAD/CAM-Konstruktion wahr?
Haas: Aus den Themen der ständigen Weiterentwicklung sticht momentan das Thema Model-based Definition beziehungsweise ISO GPS heraus. Der Hintergrund: Durch die Veröffentlichung neuer Normen sind jetzt theoretisch alle Zeichnungen, wie sie bisher gemacht worden sind, veraltet. Das kann sowohl intern als auch in der Lieferkette zu Problemen führen. Angestoßen von dieser Veränderung glaube ich, dass sich der Prozess verändern wird. Bisher erstellt der Konstrukteur ein 3D-Modell, erzeugt dann eine Zeichnung, bemaßt diese und gibt das Ganze als PDF oder Austauschformat aus. Im Folgeschritt gibt es wiederum jemanden, der die Datei interpretiert, um sie der Maschine weiterzugeben. Die Frage lautet nun: Warum erstellen wir nicht gleich ein Modell, das die Maschine versteht? Damit ließen sich nicht nur einige Prozessschritte einsparen, es wäre auch möglich, das Thema Automatisierung besser zu nutzen. Vor diesem Hintergrund sehe ich in ISO GPS mit dem Mashine readable/ Human readable Part einen Zukunftstreiber in der Konstruktion.
Ich sehe in ISO GPS mit dem Mashine readable/ Human readable Part einen Zukunftstreiber in der Konstruktion.
KEM Konstruktion: Und welche Kundenbedürfnisse im Bereich PDM/PLM?
Haas: Zum einen sollten Informationen dort zur Verfügung stehen, wo sie benötigt werden. Der Gedanke der wirklich professionellen Datenverwaltung über den gesamten Lebenszyklus kommt mehr und mehr in die Umsetzung. Zum anderen wird beispielsweise immer mehr Elektronik und Software Bestandteil mechanischer Produkte. Dementsprechend müssen die einzelnen Abteilungen wirklich super zusammenarbeiten – Stichwort: Mechatronik.
KEM Konstruktion: Wie gebrauchen Sie den Begriff “Metaverse”?
Haas: Das Metaverse kann vieles sein. Es ist ein tolles Buzzword, mit dem jeder etwas anderes verbindet. Gewisse Aspekte davon bedienen wir bei Inneo auf jeden Fall – nicht das Consumer-Thema, aber den industriellen Kontext natürlich. Gerade Aspekte zum effizienten Schulen von Mitarbeitern – in der Montage oder im Service – sind für unsere Kunden relevant. PTC spricht hier ja vom Industrial Metaverse und nutzt mit Spacial Computing eine vielversprechende Technologie. Die Story rund um das Industrial Metaverse ist für mich schlüssig. Man kann den Begriff also nutzen, sollte ihn jedoch abgrenzen.
Die Konstruktion und Produktentwicklung im Sinne von Sustainability/Nachhaltigkeit mit IT unterstützen
KEM Konstruktion: Sustainability/Nachhaltigkeit sind in aller Munde. Welches softwareseitige Potenzial steckt gerade auch dahinter?
Haas: Zwei Aspekte können wir betrachten: Zum einen gibt es Unternehmen, die grüne Technologien weiterentwickeln, also beispielsweise einer unserer Kunden, der sich mit der Hydrolyse von Wasserstoff befasst. An der Stelle geht es darum, eine „neue“ Idee aus dem Konstrukteurs-Kopf in die Realität umzusetzen. Da passen wir mit unseren Werkzeugen für innovative Produktentwicklung und auch Unternehmensprozesse natürlich super dazu. Zum anderen kann Nachhaltigkeit auch heißen, bestehende Produkte zu re-designen. Der Footprint eines Produktes wird zu 80 Prozent von den Entscheidungen in der Konstruktion bestimmt. Aufgrund dieser hohen Relevanz sehen wir in unseren Softwareprodukten eine wichtige Rolle, um Konstrukteure bei ihrer Nachhaltigkeitsmission optimal zu unterstützen. Dabei finden sich unsere Lösungen in den Themen wie neue Materialien, Simulation, Recycling oder Wiederverwendung von universellen Komponenten wider. Über die Konstruktion hinaus bietet auch der Ansatz des PLM die Chance, bewusst mit dem Nachhaltigkeitsaspekt des eigenen Produktes umzugehen. Anhand der Lebenszyklusphasen kann man gut analysieren, wo Verbesserungspotenziale am Produkt vorhanden sind. Auch physische Prototypen können mit unseren Lösungen durch digitale Visualisierungen ersetzt werden, wodurch deutlich weniger Ressourcen verbraucht werden. Unterm Strich bieten wir also eine Fülle an Software, die eine nachhaltigere Welt gestalten kann.
Konstruktionsdesign als Schlüssel zu mehr Nachhaltigkeit
KEM Konstruktion: Auf der diesjährigen Liveworx hat PTC ja die Partnerintegration mit Ansys und Apriori bekannt gegeben. Sicherlich ein schlüssiger Schritt in Bezug auf das Konstruktionsdesign, das früh-zeitig für Nachhaltigkeitsaspekte maßgeblich ist, oder?
Haas: Das passt hervorragend zum bereits angesprochenen Fakt, dass bis 80 Prozent des späteren Footprints bereits im oder durch das Design mitentschieden werden. Wenn hier zum Beispiel sichtbar wird, welches Material sich später wie auswirkt, ist das absolut nützlich. Und Apriori macht insgesamt sichtbar, wie hoch die Belastung und insbesondere auch die Kosten durch CO2 sind. Dies gibt den KonstrukteurInnen ein Werkzeug an die Hand, um ihre Designs besser abschätzen zu können. Darin sehe ich eine Möglichkeit, einen wirklichen Unterschied erwirken zu können und nicht nur „Greenwashing“ zu betreiben. PTC setzt hier meiner Ansicht nach ein sehr gutes Signal.
Mehr Infos zu den ISO-GPS-Normen und zum Schulungsangebot von Inneo
Neu eröffneter IT-Campus
Im Juli ist in Ellwangen der größte IT-Campus der Region Ostwürttemberg eröffnet worden. Das Systemhaus Inneo Solutions findet am neuen IT-Campus zusammen mit dem Lösungsanbieter und Softwarehersteller FNT Platz für seine rund 175 Mitarbeitenden. Zudem bietet der IT-Campus Wachstumsmöglichkeiten: Das neue Inneo-Gebäude bietet Platz für bis zu 250, der gesamte IT-Campus für rund 450 Mitarbeitende.