Inhaltsverzeichnis
1. Den „letzten Meter“ in die Maschine beherrschen
2. Security eröffnet Chancen der Digitalisierung
3. Maschinendatenerfassung ohne großen Aufwand realisieren
4. Digitalisierung über offene Plattformen
5. Workshop-Tipp: Security „einschalten“
Den „letzten Meter“ in die Maschine beherrschen
KEM Konstruktion|Automation: RSConnect adressiert im Rahmen der OT-IT-Integration insbesondere den „letzten Meter“ hin zur Maschine – und macht über die Datenerfassung die Nutzung der Daten möglich. Wo liegt die Herausforderung?
Rainer Schmutte (RSConnect): Gerade bei der Vernetzung eines heterogenen Maschinenparks – und der findet sich in der Mehrzahl der Unternehmen – stellt das Vernetzen und Digitalisieren die Beteiligten vor eine Reihe von Herausforderungen. Kaum eine Maschine ist wie die andere, die Softwarestände sind verschieden, der Schaltschrankaufbau individuell – das Abgreifen der Daten ist also immer eine Herausforderung. Bei den Betreibern kommt dazu, dass sie zwar auf gut geschultes Instandhaltungspersonal setzen können, die technische Expertise bis tief in die Maschine aber fehlt. Wir adressieren deswegen diesen „letzten Meter hin zur Maschine“ – aber nicht nur den: Es gibt auch noch „den letzten Meter hin zur IT“. Der ist nicht weniger komplex, weil unterschiedliche Softwaresysteme die Daten gerne in verschiedenen Formaten hätten und unterschiedliche Kommunikationsprotokolle zum Einsatz kommen. Die beiden „letzten Meter“ gehören zusammen und wir unterstützen zu beiden Bereichen.
Wie gehen wir das Thema an – nun, wir haben uns bewusst dagegen entschieden, eigene Software anzubieten. Unser Lösungsansatz ist, Live-Daten zusammenzuführen und über ein Dashboard sichtbar zu machen. Dafür gibt es viele verschiedene Tools, die sich kundenspezifisch einsetzen lassen. Nutzen lässt sich ein Shopfloor-Tool genauso wie ein ERP-System – je nachdem, welchen Ansatz der Kunde wählt und welche Auswertetools er dann nutzen will. Unser Know-how ist, wie sich die Daten auf verschiedene Art und Weise aus der Maschine holen lassen, wie man etwa auf die Steuerungsdaten zugreifen kann. Häufig könnte beispielsweise schon OPC UA als Kommunikationsstandard genutzt werden – aber das Konzept fehlt, Automatisierungstechnik (OT) und Informationstechnik (IT) miteinander zu verbinden. Hier können wir helfen – vor allem schnell helfen, ohne dass dazu langwierige Integrationsprojekte durchgeführt werden müssen.
Security eröffnet Chancen der Digitalisierung
KEM Konstruktion|Automation: An welcher Stelle kommt dabei die Sicherheit (Security), also insbesondere der Schutz vor bösartiger Manipulation zum Tragen?
Schmutte: Die Digitalisierung bietet zahlreiche Chancen – nutzen kann ich sie aber erst durch die Verbindung von OT und IT. Will ich diese Durchgängigkeit aus der Feldebene bis in die IT hinein erreichen, geht das nur per Vernetzung. Gerade im Fertigungsumfeld sind allerdings die Systeme sehr vielfältig. Einige Maschinen verfügen auch bereits über VPN-Zugänge und damit Internetzugang – etwa für die Fernwartung. Und: Oft finden sich „alte Schätzchen“, die sich nur schwer bis gar nicht in moderne Security-Konzepte einbinden lassen. Das ist aber der entscheidende Punkt: Will ich die Chancen der Digitalisierung nutzen, um meine Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, muss ich mein OT-IT-Umfeld absichern. Speziell die OT-Security ist dabei eine Herausforderung – aber die gute Nachricht ist: OT-Security ist kein Hexenwerk – man muss es nur machen!
KEM Konstruktion|Automation: Wie macht man es?
Schmutte: Setzen wir eine Vernetzung um, liegt unser Fokus immer auch auf der Security. Ein aktuell sehr sicherer Weg führt über Zertifikate zum Absichern der Datenverbindungen – etwas, das jeder aus seinem Browser kennt. Die Aufgabe ist also schlicht, das Handling der Zertifikate auch in einer OT-Umgebung zu realisieren – was durchaus organisatorisch oft eine Herausforderung darstellt.
Zu zeigen, wie wichtig OT-Security ist und wie einfach man sich dem Thema aber nähern kann, ist Ziel unseres Workshops „OT-Security für Maschinen- und Shopfloorvernetzung“, den wir anlässlich des Automatisierungstreffs 2024 in Heilbronn zusammen mit Wago anbieten (Anm. d. Red.: Details siehe Kasten). Transparenz in der OT ist dabei häufig ein guter Grundstein für ein solides Security-Konzept.
OT-Assets sollten gemanagt werden, um zunächst einen Überblick über die im Einsatz befindlichen Geräte und Services zu erhalten – denn erst mit diesem Wissen zum Gesamtsystem können wirkungsvolle Sicherheitsmaßnahmen implementiert werden. Konkret lassen sich dann Steuerungen „härten“, Security-Einstellungen an den Geräten aktivieren und Authentifizierungsmechanismen nutzen – und ich betone gerne noch einmal: Das alles ist komplex, aber kein Hexenwerk. Wer weiß, wie er vorgehen muss, kann seine Fertigungsumgebung schützen. Das erfordert ohne Zweifel eine Investition – aber eine, die sich lohnt. Denn ohne Security lassen sich die Chancen der Digitalisierung nicht nutzen. Gerade angesichts der hohen Energiekosten lässt sich zum Beispiel der Energiebedarf des eigenen Maschinenparks messen und die Effizienz bewerten.
Maschinendatenerfassung ohne großen Aufwand realisieren
KEM Konstruktion|Automation: Benötige ich dazu denn nicht eigene Messtechnik – und treibt das die Zahl der Geräte, die ich im Blick behalten muss, nicht nach oben?
Schmutte: Das genau ist unser Ziel – wir wollen die Datenerfassung immer mit so wenig Hardware wie möglich umsetzen. Wie sich vorhandene Messtechnik effizient und nachhaltig nutzen lässt, konnten wir gerade im Rahmen eines Projekts zur Maschinendatenerfassung bei der Enneatech AG zeigen, einem der führenden Hersteller von Kunststoffregranulaten. Innerhalb von nur vier Wochen konnten wir eine umfangreiche Datenauswertung zentral und dezentral über ein Webdashboard für elf Produktionsmaschinen, verteilt auf sechs Hallen realisieren. Die MDE/BDE-Connectivity-Lösung basiert nur auf unserer GREY.Box – die teilweise vorhandene Energiemesstechnik wurde dabei mit einbezogen.
KEM Konstruktion|Automation: Um was für ein Gerät handelt es sich bei der genannten Box?
Schmutte: Bei der GREY.Box selbst handelt es sich um ein robustes und industriefähiges Edge Device, das dank kompakter und lüfterloser Bauweise problemlos in jedem Schaltschrank Platz findet und eine breite Konnektivität zur Verfügung stellt. Bei Bedarf lassen sich auch KI-Prozesse direkt auf dem Gerät hosten – eine Anbindung in die Cloud ist dazu nicht erforderlich, gleichwohl möglich.
Digitalisierung über offene Plattformen
KEM Konstruktion|Automation: Gerade für die OT-IT-Integration werden ja inzwischen von den Automatisierern eine Reihe von offenen Plattformen angeboten – und dabei das Thema Security gleich mitgezogen. Erleichtert das zukünftig den Einstieg in die Digitalisierung?
Schmutte: Ja, auf jeden Fall – das sind wertvolle Technologien. Allerdings können sie noch keine hundertprozentige Lösung liefern, da wir in der Fertigungstechnik so viele Sonderlösungen sehen. Einen großen Mehrwert bietet aber vor allem die Datenstandardisierung – vor allem auf Basis der OPC UA Companion Specifications für bestimmte Branchen und Gerätetypen. Aber auch da gilt: Wichtig ist, dass sich der Anwender zunächst Gedanken macht, was er erreichen will – und diese Ziele dann konkret angeht inklusive der so wichtigen OT-Security.
Workshop-Tipp: Security „einschalten“
Im Rahmen des Automatisierungstreffs 2024 zeigt RSConnect zusammen mit Wago im Workshop „OT-Security für Maschinen- und Shopfloorvernetzung“, wie sich Daten aus verschiedenen Steuerungen über OPC UA zusammenführen lassen. Dabei stehen die Risiken bezüglich der OT-Security im Fokus – sowie Lösungsansätze, diese Sicherheit zu erreichen.
- WTZ-Tagungszentrum Heilbronn
- 16. April 2024
- 10:00 – 16:00 Uhr