Um Rotorblätter für Windkraftanlagen zu transportieren, sind intelligente Lösungen gefragt. Dabei hat sich der Einsatz sogenannter Nachläufer-Kombinationen durchgesetzt. Das Unternehmen Enercon transportierte so den neuen XXL-Windflügel-Prototypen für die Anlage E-175 EP5 von Wilhemshaven nach Aurich. Zum Einsatz kam eine Kombination aus Jeepdolly, Hubadapter und Nachläufer des deutschen Spezialfahrzeugbauers Doll.
Inhaltsverzeichnis
1. Nachläufer-Kombination besser als Telesattel
2. Ohne tiefhängenden Teleskopbalken
3. Absenkbarer Hubadapter bringt Windflügel sicher ans Ziel
4. Hohe Wendigkeit und Flexibilität der Nachläufer-Kombination
5. Straßentransport verlief ohne Verzögerungen
6. Fahrzeugdetails und Ausstattung
Die Rotorblätter von Windturbinen werden immer größer, was mehr Erntefläche und damit höhere Energieerträge bringt. Der Spezialist für Windenergietechnik Enercon hat einen neuen Rotorblatt-Prototypen für ein solches XXL-Windkraftwerk entwickelt. Die Anlage E-175 EP5 hat eine Nennleistung von mehr als 6 MW und einem Rotordurchmesser von 175 m. Jeder einzelne Windflügel hat eine Länge von 86 m.
Nachläufer-Kombination besser als Telesattel
Die Herausforderung: Der sichere Straßentransport des großen Prototypens von Wilhelmshaven zum Zielort Aurich, wo sich der Rotorblatt-Teststand von Enercon befindet. Die erste Etappe vom Blattwerk in Portugal nach Wilhelmshaven legte das Rotorblatt auf dem Seeweg zurück. Danach ging es auf die Straße. 60 Kilometer – teilweise über schmale Landstraßen. Angesichts der riesigen Produktdimensionen eine enorme Herausforderung für die Logistik. Mit diesem anspruchsvollen Transport beauftragte Enercon die Spedition Transannaberg. Dieser Dienstleister setzt für solche Aufgaben auf das Rotorblatt-Transportequipment von Doll, bestehend aus einem hydraulischen Hubadapter auf einem 2-Achs-Jeepdolly und einem vierachsigen „Doll vario“-Nachläufer.
„Der Transport von immer größer werdenden Rotorblättern ist in Deutschland mit den herkömmlichen Telesatteln nicht mehr durchführbar“, erläutert Lukas Freericks, Technical Engineering & Support der Enercon Logistik. „Nur das Nachläufersystem macht den Transport der größten Komponenten gegenwärtiger Enercon-Windenergieanlagen möglich.“
Ohne tiefhängenden Teleskopbalken
Auch diese Faktoren spielten eine Rolle bei der Entscheidung für die Doll-Transportlösung, da das System über eine hohe Bodenfreiheit verfügt. Im Gegensatz zu einem Mehrfach-Teleskop-Sattelauflieger befindet sich bei diesem Windflügeltransportsystem kein tiefhängender Teleskopbalken unter dem Transportgut. Deshalb mussten Hindernisse auf der Transportroute – wie z.B. Leitplanken, Zäune oder Mauern – nicht zeit- und kostenaufwendig demontiert werden. Die Ladung lief einfach darüber hinweg.
Absenkbarer Hubadapter bringt Windflügel sicher ans Ziel
Auch Schilderbrücken auf der Autobahn hielten den Transport, wegen seiner geringen Gesamthöhe nicht auf. Der absenkbare Hubadapter erlaubt ein niedriges Ankoppeln des Wurzelgestells. Auf diese Weise konnte der Windflügel in maximal geduckter Weise zum Beispiel auch unter Brücken durchtauchen. Wenn das Fahrzeug über eine Verkehrsinsel setzen muss, kann der Fahrer den hydraulischen Hubadapter auf die erforderliche Höhe anheben. Das Rotorblatt der Anlage E-175 EP5 ist das längste, das Enercon bislang entwickelt und produziert hat. Die Rotorkreisfläche macht 24.000 m² aus – fast 60 % mehr als beim bisher meistverkauften Enercon-Anlagentyp E-138 EP3.
Hohe Wendigkeit und Flexibilität der Nachläufer-Kombination
Ein weiterer Faktor für die zügige Durchführung des Windflügel-Transports: die hohe Wendigkeit der Fahrzeugkombination. Der vierachsige Nachläufer ist mit der Doll-eigenen hydraulischen Lenkung ausgestattet und verfügt über einen Drehkranz mit bis zu 85 Grad Schemeleinschlag nach links und rechts. So behält der Fahrer auch bei engsten Fahrmanövern stets die Kontrolle und kann im Extremfall sogar seitlich versetzt fahren. Gleichzeitig verfügt der Nachläufer über ein niedriges Eigengewicht und ermöglicht auch bei größer und schwerer werdenden Rotorblättern die Fahrt auf gewichtsbeschränkten Strecken.
Außerdem bietet das Doll- System den Transportunternehmen eine hohe Flexibilität. Es ist für den Transport von Windflügeln aller gängigen Hersteller, wie Nordex, Siemens-Gamesa, GE, Vestas, Enercon und Suzlon, zugelassen. Es werden nur auf das jeweilige Rotorblatt angepasste Anbauteile und Adapter benötigt. Dazu arbeitet Doll eng mit dem langjährigen Partner Hawart zusammen, mit dem auch Enercon kooperiert.
Straßentransport verlief ohne Verzögerungen
Die sorgfältige Planung zahlte sich aus: Das Rotorblatt wurde sicher an seinen Zielort gebracht. Der Windflügeltransporter legte die 60 Kilometer lange Strecke in unter zwei Stunden zurück. Trotz der enormen Gesamtzuglänge von rund 100 m verlief der Straßentransport ohne Verzögerungen.
„Nicht nur die extremen Dimensionen des Rotorblatts unserer neuen Anlage E-175 EP5 stellten eine Herausforderung für die Logistik dar“, so Freericks. „Da es sich um den Transport einer Prototyp-Komponente handelte, standen auch für Rotorblatt-Logistiker ‚normale‘ Engstellen wie Abzweigungen und Kreuzungen unter besonderer Beobachtung.“ (eve)
Fahrzeugdetails und -ausstattung
- Nachläufer mit 4 und 5 Achsen, erweiterbar durch Jeep Dolly mit 2 Achsen
- Optional: starre, mechanische oder hydraulische Adapterlösung
- Mit Zugmaschinen jedes Herstellers kompatibel
- Niedriges Ankuppeln mit einer Sattellast von bis zu 32 t
- Hubadapter direkt auf dem Lkw oder auf dem Jeep Dolly montierbar
- Schraubbare Wipplagerung mit individueller Anpassung der Durchschwenkradien
- Schlauchpaket platzsparend im Hubadapter verstaubar
- Hochwertiger Lackaufbau nach Wahl: 2-Schicht-Lack oder Spritzverzinkung