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Empa-Forscher präsentieren kompostierbare Batterie

3D-Druck für das Internet of Things
Die biologisch abbaubare Batterie

Immer mehr Mikrogeräte senden Daten, etwa Verpackungen oder Sensoren in der Transportlogistik. Weil alle diese Geräte elektrische Energie brauchen, haben Empa-Forscher einen kompostierbaren und damit umweltschonenden Mini-Kondensator entwickelt. Er besteht aus Kohlenstoff, Zellulose, Glycerin und Kochsalz – und soll zuverlässig funktionieren.


Inhaltsverzeichnis
1. Mini-Kondensator treibt Digitaluhr an
2. „Batterie“ wird biologisch abgebaut
3. Stromspeicher könnten in der Umwelt verbleiben

Die Fabrikationsanlage für die Batterie-Revolution sieht recht harmlos aus: Es ist ein modifizierter, handelsüblicher 3D-Drucker, der bei den Materialforschern im Laborgebäude der Schweizer Empa steht. Die eigentliche Innovation liegt im Rezept für die gelatinösen Tinten, die dieser Drucker auf eine Oberfläche spritzen kann. Die Mixtur, um die es dabei geht, besteht aus Cellulose-Nanofasern und Cellulose-Nanokristalliten, dazu kommt Kohlenstoff in Form von Ruß, Graphit und Aktivkohle. Um all dies zu verflüssigen, benutzen die Forscher Glycerin, Wasser und zwei verschiedene Sorten Alkohol. Dazu eine Prise Kochsalz für die ionische Leitfähigkeit.

Mini-Kondensator treibt Digitaluhr an

Um aus diesen Zutaten einen funktionierenden Superkondensator zu bauen, brauchen die Wissenschaftler vier Schichten, die alle nacheinander aus dem 3D-Drucker fließen: eine flexible Folie, eine stromleitende Schicht, dann die Elektrode und zum Schluss der Elektrolyt. Das Ganze wird dann wie ein Sandwich zusammengefaltet, mit dem Elektrolyten in der Mitte.

Was herauskommt, ist ein ökologisches Wunder: Der Mini-Kondensator aus dem Empa-Labor kann über Stunden Strom speichern und schon jetzt eine kleine Digitaluhr antreiben. Er übersteht tausende Lade- und Entladezyklen und voraussichtlich auch jahrelange Lagerung, selbst bei frostigen Temperaturen. Außerdem ist der Kondensator resistent gegen Druck und Erschütterung, teilen die Schweizer mit.

„Batterie“ wird biologisch abgebaut

Das Beste daran: Wenn man ihn nicht mehr braucht, kann man ihn in den Kompost werfen oder einfach in der Natur zurücklassen. Nach zwei Monaten ist die Bio-Batterie in ihre Bestandteile zerfallen, nur ein paar sichtbare Kohlepartikel bleiben von ihm übrig. Auch das haben die Forscher bereits ausprobiert.

„Das klingt recht einfach, das war es aber ganz und gar nicht“, sagt Xavier Aeby von der Empa-Abteilung „Cellulose & Wood Materials“. Lange Versuchsreihen seien nötig gewesen, bis alle Parameter stimmten, bis alle Komponenten zuverlässig aus dem Drucker flossen und der Kondensator schließlich funktionierte. Aeby: „Als Forscher wollen wir ja nicht nur herumprobieren, sondern auch verstehen, was im Inneren unserer Materialien geschieht.“

Gemeinsam mit seinem Chef Gustav Nyström hat Aeby das Konzept des bioabbaubaren Stromspeichers entwickelt und umgesetzt. Aeby hat Mikrosystemtechnik an der EPFL studiert und ist für seine Doktorarbeit an die Empa gewechselt. Nyström und sein Team forschen seit Jahren an funktionalen Gelen auf Basis von Nanozellulose. Das Material ist nicht nur ein umweltfreundlicher, nachwachsender Rohstoff, sondern durch seine innere Chemie äußerst vielseitig einsetzbar.

„Das Projekt eines kompostierbaren Stromspeichers lag mir schon lange am Herzen“, so Nyström. „Wir haben uns mit unserem Projekt ‚Printed Paper Batteries‘ um Empa-interne Forschungsgelder beworben und konnten dann mit diesen Mitteln unsere Aktivitäten starten. Nun haben wir ein erstes Ziel erreicht.“

Stromspeicher könnten in der Umwelt verbleiben

Der Superkondensator könnte bald zu einem Schlüsselbaustein für das „Internet of Things“ werden, erwarten Nyström und Aeby. „In Zukunft könnte man solche Kondensatoren etwa mit Hilfe eines elektromagnetischen Feldes kurz aufladen, dann würden sie über Stunden Strom für einen Sensor oder Mikrosender liefern.“ So könnte man zum Beispiel den Inhalt einzelner Pakete während des Versandwegs überprüfen. Auch die Stromversorgung von Sensoren im Umwelt-Monitoring oder in der Landwirtschaft ist denkbar – man muss diese Batterien nicht wieder einsammeln, sondern könnte sie nach verrichteter Arbeit einfach in der Natur belassen.

Zur wachsenden Zahl elektronischer Kleinstgeräte werde auch die patientennahe Labordiagnostik („Point of Care Testing“) beitragen, die derzeit boomt. Kleine Testgeräte für den Einsatz am Krankenbett oder Selbsttestgeräte für Diabetiker zählen etwa dazu. Auch für solche Anwendungen könnte sich der kompostierbare Zellulose-Kondensator gut eignen, ist Gustav Nyström überzeugt. (os)

Empa
Überlandstrasse 129
CH-8600 Dübendorf
Schweiz
Tel.: Telefon +41 58 765 11 11
www.empa.ch

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