Auch bei der Eisenbahn denkt man über Schlankheitskuren nach, um Treibstoffverbrauch und -kosten zu reduzieren und den Kohlendioxidausstoß zu senken. Deshalb stellt Bayer Materialscience ein neues Sandwichmaterial vor, das für die Einhausung von Dieselmotoren sehr gut geeignet ist. Das fertige Bauteil ist um 35 % leichter und um 30 % kostengünstiger als das Gegenstück aus Stahl und Aluminium.
Die Einhausung befindet sich im Zug unterhalb der Fahrgastzelle und oberhalb der Schienen. Dort muss sie den Motor vor Steinschlag schützen, also mechanisch hoch belastbar sein. Auch an die chemische Beständigkeit werden hohe Anforderungen gestellt, denn das Bauteil soll ein mögliches Auslaufen von Öl in das Gleisbett verhindern. Die größte Herausforderung ist jedoch die Einhaltung der strengen Brandschutzvorschriften gemäß der europäischen Norm CEN/TS 45545. Alle genannten Anforderungen werden von dem Verbundwerkstoff mit dem Polyurethan-Sprühsystem „Baypreg“ gut erfüllt.
Gleich hin zur dreidimensionalen, komplexen Form
Bisherige Sandwich-Konstruktionen im Leichtbaubereich basieren meist auf glasfaserverstärkten Strukturen mit Hartschaumkern. Die Bauteile werden in einem aufwändigen Verfahren und unter Verwendung konventioneller Epoxid- oder Polyesterharze produziert. Nach dem neuen Konzept werden die Teile mit einem Sprüh-Press-Prozess gleich in der dreidimensionalen, komplexen Form hergestellt. Es können Bauteile mit einer maximalen Fläche von bis zu 4 Quadratmetern realisiert werden – ein Rekord für dieses Herstellverfahren. Trotz der großen Teiledimension ermöglicht das Verfahren durch eine exzellente Formbeständigkeit eine passgenaue Montage in der finalen Baugruppe. Zusätzliche Funktionen und Elemente können einfach integriert werden. Hierdurch wird die Anzahl an Teilen einer Baugruppe deutlich reduziert.
Die Sandwich-Struktur basiert auf einem Wabenkern, der oben und unten mit Glasfasermatten belegt wird. Er wird von beiden Seiten mit dem Baypreg-System besprüht, das ein Flammschutzmittel und optional geschnittene Glasfasern enthält. Der noch feuchte Verbund wird in eine Form gelegt, wo er bevorzugt bei 130 °C verpresst wird. Das Polyurethansystem reagiert und schäumt leicht auf, wobei sich alle Komponenten fest und dauerhaft zusammenbinden.
Bereits nach zwei Minuten entformen und entgraten
Bereits nach rund 2 min kann das Teil entformt und entgratet werden. Die Lackierung ist der letzte Schritt. Alternativ könnten auch Oberflächen-Technologien wie das In-Mold-Coating oder Varianten mit zum Beispiel Polycarbonat-Folien zum Einsatz kommen.
Bei dem vorgestellten Projekt „Purtrain“ geht es um eine Machbarkeitsstudie zur Einhausung von Dieselmotoren für den Itino Zug, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wurde. Bei dem Projekt arbeitete Bayer Materialscience eng mit den Firmen Bombardier, Kraussmaffei Kunststofftechnik, der DECS GmbH und dem DLR Institut für Fahrzeugkonzepte zusammen. Außerdem waren das Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie, die Universität Stuttgart und das Karlsruher Institut für Technologie beteiligt.
Bayer Materialscience; Telefon: 0214 30-25363; E-Mail: frank.rothbarth@bayer.com
Unsere Whitepaper-Empfehlung
Technische Keramik effektiv einsetzen und konstruieren: Wie ein einzigartiger Werkstoff technische Systeme optimieren kann.
Teilen: