Alexander Radeck, Anwendungsentwickler im Geschäftsbereich High Performance Materials (HPM) von Lanxess, erklärt„Unsere neuen Materialien sind in puncto Eigenschaften und Verarbeitung eine technisch ebenbürtige, zum Teil sogar überlegene Alternative zu ihren Pendants mit halogenhaltigen Flammschutzpaketen. Wir gehen davon aus, dass ihr Absatz künftig von globalen Trends wie Industrie 4.0, Elektromobilität oder der digitalen Vernetzung von Haustechnik, Haushaltsgeräten und Unterhaltungselektronik profitieren wird.“
Neu in der PBT-Produktreihe Pocan BFN, die bisher Materialien mit 13, 25 und 30 % Glasfaserverstärkung umfasste, sind Pocan BFN2502, BFN4221 und BFN6410. Pocan BFN2502 ist ein unverstärkter Werkstoff, der trotz des halogenfreien Flammschutzpakets eine hohe Reißdehnung von mehr als 7 % aufweist. Er erfüllt die UL-94-Brandtests der US-Prüfgesellschaft Underwriters Laboratories Inc. mit der besten Klassifizierung V-0 (0,4 mm). Eine weitere Stärke ist die hohe Kriechstromfestigkeit von 600 V (CTI A, Comparative Tracking Index, IEC 60112). „Große Chancen hat das gut fließende Material bei Bauteilen, die hohe konstante elektrische Isolationseigenschaften zu erfüllen haben und eine hohe Dimensionsstabilität zeigen müssen“, führt Radeck weiter aus.
Pocan BFN4221 hat einen Glasfasergehalt von 20 %. Wie seine Produktgeschwister zeichnet sich das Compound neben einer hohen Flammwidrigkeit durch eine geringe Korrosionsneigung bei Kontakt mit Metallen, eine gute thermische Alterungs- und Farbbeständigkeit bei höherer Temperatur, ein breites Verarbeitungsfenster und kontrastreiche Lasermarkierbarkeit aus.
Maßgeschneidert für die LED-Technik
Pocan BFN6410 zielt auf Anwendungen in der Licht- und LED-Technik. Radeck: „Seine Lichtreflexion ist mit mehr als 94 % bei 450 nm außergewöhnlich hoch, sodass es beispielsweise als Gehäusematerial das Licht von LEDs fast vollständig reflektiert.“ Hinzu kommen eine hohe Stabilität gegen blaues Licht und hohe Lichtdichtheit selbst bei dünnen Wanddicken. Weiterhin zeichnet sich das Material durch ein gutes mechanisches Verhalten sowie eine geringe Verzugsneigung aus. Es erreicht in UL-94-Brandtests die beste Klassifizierung V-0 (0,75 mm).
Gute Ergebnisse im GWEPT-Test
In Entwicklung ist außerdem ein PBT-Compound, das exzellente Ergebnisse in Glühdrahtprüfungen nach IEC 60695-2-10 erreicht. Diese Tests prüfen die Entzündbarkeit und das Nachbrennverhalten von Kunststoffen bei Kontakt mit überhitzten oder glühenden Metallteilen. „Unser Material beweist, dass nicht nur halogenhaltige, sondern auch halogenfreie Flammschutzpakete gute Glühdrahtfestigkeiten bei PBT-Compounds ermöglichen“, freut sich Radeck. Der neue Werkstoff erzielt auch sehr gute Resultate im Glühdrahttest am Fertigbauteil (GWEPT, Glow-Wire Flammability Test Method for End-Products, IEC 60695-2-11). Radeck: „Diese Prüfung ist sehr anspruchsvoll, weil sich Fertigbauteile wegen ihrer oft komplexen Geometrie und wegen möglicher Metalleinleger häufig ungünstiger verhalten als einfache Prüfkörper.“ Die Materialentwicklung hat auch das Potenzial, die verschärften Glühdrahtprüfungen nach IEC 60335-1 für unbeaufsichtigte Haushaltsgeräte („no flame“) zu bestehen.
Hohe Laserlichttransmission
Ein neues Produkt bei halogenfrei flammgeschützten Polyamid-66-Typen ist Durethan AKV30FN04LT. Es ist für das Laserdurchstrahlschweißen optimiert – ein Verfahren, das zunehmend beim Fügen elektrischer und elektronischer Baugruppen zum Einsatz kommt, weil es nur zu begrenzten thermischen Belastungen führt und staubfrei ist. In der Farbe Schwarz liegt die Lichttransmission des Materials in dem für das Laserschweißen üblichen Wellenlängenbereich bei einer Wanddicke von 1,5 mm noch über 50 %. Dies ermöglicht einen hohen und schnellen Wärmeeintrag beim Schweißen. Der Fügebereich schmilzt dadurch schneller auf, was eine wirtschaftliche Fertigung zur Folge hat.
„Das Polyamid 66 ist mit einem Flammschutzpaket versehen, dessen Bestandteile kaum zum Ausblühen neigen. Beim Spritzgießen lagern sich daher nahezu keine Beläge auf der Werkzeugoberfläche ab“, sagt Radeck. Das Compound enthält das Hitzestabilisierungssystem XTS3 und lässt sich dadurch bei höheren Dauergebrauchstemperaturen einsetzen. Es erfüllt die UL-94-Brandtests mit der besten Klassifizierung V-0 (0,4 mm) und erzielt in Prüfungen nach IEC 60112 eine hohe Kriechstromfestigkeit von 600 V. Eine mögliche Anwendung sind z. B. Sicherheitsschalter. bec
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