Wellenförmige Unterlegscheiben, Spiraldruckfedern, Tellerfedern... Die Liste erprobter Federn, die für eine Vielzahl von Anwendungen in Frage kommen, ist...
KEM Konstruktion: Herr Hoffmann, welche Rolle spielt der europäische Markt für MinebeaMitsumi?
Jörg Hoffmann: Eine zunehmend wichtige Rolle. Wir sind als Zulieferer im Automobilsektor in Asien schon lange vertreten, sehen aber in Europa noch viel Potenzial in diesem Segment. Wir entwickeln vielfältige innovative Produkte für die Automobilbranche und möchten diesen Bereich in Zukunft noch stärker ausbauen. Deshalb waren wir im Herbst 2017 erstmals auf der IAA-Messe vertreten. Auch auf dem Gebiet E-Mobility sind wir gut aufgestellt und arbeiten an einer Vielzahl erfolgversprechender Projekte.
KEM Konstruktion: Was sind die Hauptgeschäftsfelder in Europa?
Hoffmann: Wir entwickeln schon seit über 20 Jahren Antriebssysteme und bürstenlose Gleichstrommotoren, die in unterschiedlichen Industriebereichen wie der Robotik, Medizintechnik und in der bereits erwähnten Automobiltechnik weltweit zum Einsatz kommen. Auch auf dem Gebiet Internet of Things (IoT), sind wir inzwischen stark vertreten und erarbeiten gemeinsam mit unseren Kunden zukunftsorientierte Lösungen. Die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen hierfür sind über die ganze Welt verteilt und miteinander vernetzt. Die Hauptgeschäftsfelder in Europa werden der Automobilmarkt und Industrieanwendungen sein.
KEM Konstruktion: Sie haben nun in Košice in der Slowakei ein neues Werk eröffnet. Wie passt das in Ihre Strategie?
Hoffmann: Wir rücken damit näher an den europäischen Markt und auch an unsere Kunden heran. Unsere größten Produktionsstätten liegen derzeit noch in Asien. Dort werden hauptsächlich Kugellager, elektromechanische Bauteile sowie Spindelmotoren für die Computerindustrie in großen Mengen gefertigt. Im slowakischen Košice entstehen hoch automatisierte Fertigungslinien, die kundenspezifische Motoren und Antriebssysteme sowie elektromechanische Komponenten in hohen Stückzahlen produzieren werden. Dank kürzerer Transportwege können wir schneller liefern und flexibler auf dem Markt agieren. Einfuhrzölle und die ständigen Wechselkursschwankungen entfallen, was ein großer Vorteil für uns ist. Neben der Produktion wird in Košice in den nächsten Jahren ein R&D-Center (Research & Development) etabliert und von Villingen-Schwenningen aus geleitet.
KEM Konstruktion: Welche Gründe führten zu der Entscheidung für Košice?
Hoffmann: Wir haben uns Standorte in verschiedenen Ländern angeschaut und uns letztlich für die Slowakei entschieden. Gründe hierfür waren u. a. die Nähe zu unseren Kunden, gerade im Automobilsektor, eine sehr gute Infrastruktur mit Flughafen in Sichtweite sowie eine sehr partnerschaftliche und enge Zusammenarbeit mit lokalen Universitäten und Hochschulen. Der Startschuss für das Großprojekt fiel am 2. Dezember 2016 und der Spatenstich folgte am 5. Mai im folgenden Jahr. Und nun – Mitte Juni 2018 – feiern wir bereits die Eröffnung. Welcher Stellenwert dem Projekt in der Slowakei eingeräumt wird, zeigte die Präsenz slowakischer Politiker: Ministerpräsident Peter Pellegrini, dessen Stellvertreter Richard Raši, der Wirtschaftsminister Peter Žiga und der Bürgermeister von Košice nahmen an der Eröffnungsfeier teil und waren bei dem Rundgang sichtlich beeindruckt. Zudem waren etliche Vertreter der Hochschulen und der Medien dabei.
KEM Konstruktion: Können Sie uns zu dem Projekt einige Fakten nennen?
Hoffmann: In der Ost-Slowakei entstehen mit dem neuen Werk rund 1100 Arbeitsplätze in den kommenden Jahren. Die erste Produktionslinie ist bereits in Betrieb genommen, eine zweite Inbetriebnahme folgt Ende Juli bis Anfang August, weitere Fertigungseinheiten befinden sich in der Verlagerung. Bis 2021 soll das Werk mit 70 Fertigungslinien dann komplett ausgelastet sein.
KEM Konstruktion: Sie haben auf der grünen Wiese geplant – sowohl für den Gebäudebau als auch den Aufbau der Fertigung. Welche Vorteile hatte dies?
Hoffmann: Wir haben die Chance genutzt, dass wir hier ein Werk und die Fertigung von „Null“ beginnend planen konnten und dabei die besten Konzepte aus allen Werken weltweit übertragen. Einige neue Ansätze im Rahmen der Industrie 4.0 bringen wir nach und nach mit ein. Um wettbewerbsfähig am Standort Europa zu fertigen, sind IoT-Technologien unabdingbar.
KEM Konstruktion: Können Sie Beispiele nennen?
Hoffmann: Wir nutzen in der Fertigung sehr stark IoT-Technologien, um beispielsweise Maschinen oder komplette Anlagen zu überwachen und die Wartung vorausschauend planen zu können. Predictive Maintenance steigert sowohl die Qualität als auch die Effektivität. In Europa zu produzieren erfordert ein hohes Maß an Automatisierung.
KEM Konstruktion: Sind in der Region genügend Fachkräfte verfügbar?
Hoffmann: Auch dieser Punkt floss in die Standortentscheidung mit ein. Wir haben mit den ansässigen Technischen Universitäten und Hochschulen Kooperationsvereinbarungen getroffen. Die Entwicklung und Optimierung der Produktion findet somit vor Ort statt. Unterstützt und koordiniert wird das R&D-Center vom Motorenentwicklungszentrum PM DM. Erste Mitarbeiter wurden hierfür bereits in der Slowakei eingestellt. bec
www.minebeamitsumi.com/english
Weitere Informationen zur MinebeaMitsumi Group in diesem Video:
hier.pro/cAGdw
PLUS
Der Konzern
Minebea begann 1951 mit der Fertigung von Miniaturkugellagern und ist heute in diesem Segment der größte Hersteller weltweit. Weitere tragende Geschäftsfelder im Bereich der Elektronik und Elektromechanik wurden auf Basis der selbst entwickelten Präzisionstechnologien in den folgenden Jahren etabliert. 2017 schlossen sich die Unternehmen Minebea und Mitsumi zur MinebeaMitsumi Group zusammen. Heute besteht der Konzern aus rund 40 Konzerngesellschaften mit 64 Standorten in 17 verschiedenen Ländern und beschäftigt mehr als 100.000 Mitarbeiter. Ob in der Luft- und Raumfahrtindustrie, der Automobil- und Computerindustrie, der Medizintechnik oder im Haushalt, überall sind Produkte von MinebeaMitsumi integriert.
„Wir konnten für Košice ein Werk und die Fertigung von ‚Null‘ beginnend planen und haben die besten Konzepte aus allen Werken weltweit übertragen.“