Sie haben ein gutmütiges Gesicht, einen etwas plumpen Körper und vor allem ein sehr feines Gehör – Schweinswale in der Nord- und Ostsee. Der Bestand der Meeressäuger ist rückläufig. Vor allem geräuschintensive Unterwasserarbeiten an Offshore-Anlagen belasten die Tiere. Freudenberg hat nun ein Verfahren entwickelt, das erfolgreich den Geräuschpegel bei Rammarbeiten reduziert.
Wer in den Urlaub an die Nord- oder Ostsee fährt, hat vermutlich die eine oder andere Wattwanderung geplant, möchte sich im Strandkorb entspannen und die frische Meeresluft einatmen. Doch nur die wenigsten wissen, dass auch in deutschen Gewässern Wale leben. Schweinswale sind die kleinsten Vertreter ihrer Art und gelten als bedroht. Die Verschmutzung der Meere und Beifang in der Fischerei haben den Bestand über die Jahre drastisch reduziert, obwohl Schweinswale unter Naturschutz stehen. Hinzu kommt, dass die Meeressäuger stark unter dem Lärm von Unterwasserarbeiten leiden. Sie verfügen über ein äußerst feines Gehör, das es ihnen erlaubt, über große Entfernungen mit Artgenossen zu kommunizieren. Aber gerade diese Sensibilität und ihre Vorliebe für Gebiete in Küstennähe stellen eine große Belastung für die Tiere dar.
Vor allem Fundamentarbeiten an Offshore-Anlagen, bei denen Pfeiler in bis zu 40 m Tiefe in den Meeresboden gerammt werden, sind sehr geräuschintensiv. Dies führt dazu, dass die scheuen Meeressäuger ihre Orientierung verlieren und sich in andere Gebiete zurückziehen. Um dies zu ändern, haben sowohl das Umweltbundesamt als auch das Bundesamt für Naturschutz schon vor Jahren Studien in Auftrag gegeben, um Techniken zum Schallschutz zu erarbeiten.
Luftpolsterverfahren dämpft Rammgeräusche
Das so genannte Luftpolsterverfahren hat sich dabei als das wirkungsvollste und wirtschaftlichste System durchgesetzt. Diese neue Methode wurde durch die Entwicklung eines speziellen Dichtsystems von Freudenberg Sealing Technologies Merkel in Hamburg zur Einsatzreife gebracht. „Es ist schön, so unmittelbar etwas für die Umwelt tun zu können“, sagt Jens Kuhnert, Leiter des Projekts in Hamburg. Das Schallschutzverfahren verringert die Rammgeräusche um bis zu 10 dB.
Die Idee dahinter ist simpel und effektiv zugleich: Der einzutreibende Pfeiler wird von einem Leerrohr umschlossen, wobei ein Zwischenraum entsteht. Dieser ist zu Beginn noch mit Wasser gefüllt, welches durch Luft ersetzt werden soll. Dafür werden am oberen Ende des Leerrohrs die speziell entwickelten Dichtringe angebracht, die die Öffnung verschließen. So kann Luft in den Zwischenraum gepresst und das Wasser verdrängt werden.
Die Belastung für Schweinswale wird dadurch gesenkt und es besteht Hoffnung, dass sie in ihre ursprünglichen Gebiete zurückkehren. Vielleicht werden dann bald wieder mehr dieser Tiere zu beobachten sein, wie sie kurz auftauchen, nach Luft schnappen und gemütlich weiterschwimmen.
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