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Schneider-Electric-CEO Frei über die neue DACH-Struktur und Digitalisierung

Digitalisierung
Schneider-Electric-CEO Dr. Barbara Frei im Gespräch

Schneider Electric hat sich in der Region Deutschland, Österreich, Schweiz neu organisiert. Damit reagiert der Konzern unter anderem auf die Herausforderungen der Digitalisierung. Zudem will das Unternehmen die Stärken seines Vertriebsnetzwerks besser nutzen. Dr. Barbara Frei, Zone President DACH und Vorsitzende der Geschäftsleitung der Schneider Electric GmbH, erklärt im Gespräch mit KEM Konstruktion welchen Mehrwert die Kunden von der neuen Struktur haben.

Interview: Johannes Gillar, stellvertretender Chefredakteur KEM Konstruktion

KEM Konstruktion: Seit Juli 2017 hat Schneider Electric eine neue Region DACH. Welche Gründe hatten Sie für die Neuorganisation dieser Region?

Dr. Barbara Frei: Der Markt und die Kundenbasis sind in diesen drei Ländern sehr ähnlich und sie haben ähnliche Themen mit der Energiewende, den erneuerbaren Energien oder der E-Mobilität. Bei den Standards und Normen sind alle drei ebenfalls vergleichbar. Und es gibt eine gemeinsame Sprache, mal abgesehen vom italienisch bzw. französisch sprechenden Teil der Schweiz. Ich denke mit dieser neuen Konstellation können wir uns stärker am Markt aufstellen, weil wir die Ressourcen besser bündeln können. Ein Beispiel: Wir haben in Deutschland eine große Expertise in der Verpackungsindustrie. Das ist ein ganz wichtiges OEM-Segment für uns und mit der Neuorganisation können wir dieses Know-how jetzt auch besser im deutschsprachigen Schweizer und im österreichischen Markt nutzen. Wir holen dazu Vertriebsleute aus Österreich und der Schweiz zu uns, um sie entsprechend zu schulen. Zudem können sie Netzwerke zum heutigen DACH-Marketing knüpfen und dann mit einem verbesserten Rüstzeug in die fertigende Industrie in Österreich oder der Schweiz gehen, um unsere Lösungen zu verkaufen. Die gemeinsamen Ressourcen entsprechend bündeln zu können ist für uns einer der Hauptgründe für die Neuorganisation der Region DACH gewesen.

KEM Konstruktion: Was verändert sich für Ihre Kunden und welchen Mehrwert haben sie von dieser Umstrukturierung?

Dr. Frei: Ganz wesentlich für uns: Unsere Kunden sollen die neue Organisation als Veränderung zu ihrem Vorteil wahrnehmen. Ein Hauptaspekt dabei ist, dass sie jetzt mehr und bessere Informationen bekommen können und auch von optimiertem Service profitieren. Wenn wir beispielsweise über Digitalisierung in Verbindung mit unserer Architektur EcoStruxure reden, sind das durchaus komplexe und integrierte Anwendungen. Mit der neuen Struktur sind wir viel besser in der Lage, dem Kunden dieses Know-how zu vermitteln. Zudem war es für Österreich beispielsweise sehr schwierig, Lösungen für den Bereich Manufacturing Enterprise Systems anzubieten. Dafür gab es lokal einfach nicht genug Ressourcen. Dies ist mit der neuen Organisation Vergangenheit, weil wir jetzt auf Spezialisten aus Deutschland zurückgreifen können. Ein weiteres Beispiel ist, dass wir im Bereich Building Management nun wieder Gesamtprojekte anbieten wollen, was wir ja in der Schweiz nicht mehr getan haben. Im direkten Kontakt mit unserem Vertrieb wird sich für unsere Kunden nichts Wesentliches ändern: Die Zuständigkeiten und Hauptansprechpartner bleiben erhalten, und das ist für uns ein ganz wichtiger Aspekt in der Kundenbetreuung.

KEM Konstruktion: Gibt es denn bereits Feedback von den Kunden hinsichtlich der neuen Organisation?

Dr. Frei: Wir haben den Eindruck, dass ein verbesserter Support für gewisse Lösungen vom Kunden schon jetzt wahrgenommen wird, und auch die breitere Angebotspalette kommt hier und da bereits an. Und das obwohl vielen Kunden noch gar nicht bewusst ist, dass es eine DACH-Organisation gibt. Exakt das haben wir beabsichtigt – wir zielen mit der DACH-Organisation darauf ab, Kunden bereichsübergreifend die große Bandbreite unseres Produkt- und vor allem Lösungsportfolios näher zu bringen, ohne dass sie Veränderungen in einer eingespielten Beziehung hinnehmen müssen. Wir wollen die Nähe zu unseren Partnern erhalten oder idealerweise noch vergrößern, und gleichzeitig die Transparenz unseres Lösungsangebots verbessern.

KEM Konstruktion: Welche Schwerpunkte werden Sie in Ihrer neuen Funktion setzen?

Dr. Frei: Ein Schwerpunkt wird sein, dass ich das, was Schneider Electric kann, besser am Markt positionieren möchte. Schneider Electric verfügt über holistische, integrierte und skalierbare Lösungen, nur wissen das die Unternehmen in Deutschland, der Schweiz und Österreich nicht im ausreichenden Maße. Unser Wettbewerb ist hier derzeit noch besser aufgestellt. Dieses Verhältnis zu ändern, ist mir ein ganz wichtiges Anliegen. Ich glaube wir haben zwei wichtige Themen, mit denen wir den Markt besetzen können. Eines dieser Themen ist unsere Architektur EcoStruxure in Bezug auf unsere vier Hauptmärkte – Building, Datacenter, Industry und Infrastructure. Diese Plattform haben wir in den letzten Jahren kontinuierlich in Richtung unserer den Hauptmärkten zugeordneten Geschäftsbereichen EcoStruxure Building, EcoStruxure Power, EcoStruxure IT, EcoStruxure Machine, EcoStruxure Plant und EcoStruxure Grid weiterentwickelt. Wenn ich heute mit Kunden über zum Beispiel EcoStruxure for Industry mit den Bausteinen EcoStruxure Machine, Plant oder Smart Manufacturing spreche, sind diese geradezu begeistert. Derartige Rückmeldungen und erfolgreich durchgeführte Projekte zeigen uns auf, dass wir mit dieser Plattform auch in der Zukunft deutliche Akzente setzen werden. Das zweite Thema ist, dass wir mit E-Mobility oder Smart Home verstärkt in den Residential-Bereich hineingehen. Da haben wir ein starkes, umfangreiches Portfolio, das wir entsprechend über unsere Marken positionieren werden, wie beispielsweise auf der Light & Building 2018 in Frankfurt.

Bei diesen beiden Themen sind zwei Dinge wesentlich: Wir reden hier zunehmend über Produkte, die vernetzt sind, falls gewünscht auch mit dem Internet – genauer gesagt mit dem Internet der Dinge. Innerhalb unserer EcoStruxure-Architektur ist das die unterste der drei Ebenen. Diese Ebene mit den Namen Connected Products haben wir in den letzten Jahren massiv als Basis unserer Architektur ausgebaut. Dabei müssen wir sicherstellen, dass beispielsweise Produktionsprozesse jederzeit störungsfrei laufen, und zwar selbst dann, wenn die Internetverbindung gerade mal nicht zur Verfügung steht. Dafür braucht es eine Steuerung, die nahe am Prozess arbeitet – im Sprachgebrauch von EcoStruxure die so genannte Edge Control. Diese bildet die zweite Ebene. Darüber befindet sich die Ebene, auf welcher Apps, Analytics, Services und Software angesiedelt sind. Auf dieser Basis kann ich dann im Gesamtverbund meine Produktion optimieren – und zwar in Echtzeit. Ein solches Portfolio können nicht viele anbieten. Und ich sehe es als meine Aufgabe an, dass wir daraus das Beste für die Region DACH herausholen.

KEM Konstruktion: Sie sprachen gerade davon, dass Schneider Electric die Märkte Building, Data Center, Industry und Infrastructure bedient. Müssen Sie innerhalb der von Ihnen verantworteten DACH-Region lokale Akzente setzen?

Dr. Frei: Das Schöne an der DACH-Region ist, dass diese Bereiche alle gleichrangig nebeneinanderstehen. Insgesamt ist jeder Geschäftsbereich gut vertreten. Wichtig ist das Geschäftsfeld Energie, also der ganze Mittelspannungsbereich mit Infrastruktur, aber auch das Thema Digitalisierung der Energiewirtschaft. Wir bieten hier etwa ein Advanced Distribution Management System (ADMS) an, also ein Lastmanagementsystem, das Versorgungsunternehmen eine modulare und flexible Plattform mit Datenmodell, Integrationsrahmen und sicherer Infrastruktur bietet. Dieser Bereich repräsentiert etwa ein Viertel des Geschäfts. Dann haben wir das Industrie-Segment mit Automatisierungs- und Antriebslösungen, also EcoStruxure Machine oder Plant, und den Bereich Data Center – beide repräsentieren jeweils ebenfalls ein Viertel des Geschäfts. Im Data Center Markt arbeiten wir mit IT-Resellern zusammen, also ein klassisches Channelgeschäft. Data Center sind ein bedeutsames Standbein und das schöne in diesem Segment ist, dass wir hier das Gesamtportfolio von Schneider Electric anbieten können – die elektrische Verteilung (Mittel- und Niederspannung), die Steuerung des Data Center, das Asset Management, das Cooling, die Racks, und so weiter. Damit können wir ein Data Center komplett mit der notwendigen Infrastruktur ausrüsten. Der Bereich Building, mit etwa einem Viertel unseres Geschäfts, ist nicht minder von Bedeutung. Dieser wird in Sachen der Gebäudeinstallation durch die Marken Feller in der Schweiz und Merten in Deutschland und Österreich verstärkt. Insofern spielen in diesem Segment lokale Besonderheiten tatsächlich eine Rolle.

KEM Konstruktion: Wo sehen Sie beziehungsweise Schneider Electric die wichtigsten Trends/Entwicklungen im Bereich IIoT?

Dr. Frei: Unternehmen müssen immer produktiver werden. Sie wollen besser voraussehen, was sie in Zukunft benötigen und was für ihre Wettbewerbsfähigkeit wichtig wird. Gerade der Service- und Applikations-Layer, den ich angesprochen habe, soll dem Kunden helfen, solche Trends selbst zu erkennen. Denn indem ich bestimmte Ereignisse in der Produktion frühzeitig mittels Echtzeit-Feedback erkenne, kann ich mich als Unternehmen besser anpassen, Ersatzteile oder Komponenten zum richtigen Zeitpunkt bestellen, ich kann die Qualität besser überprüfen, etc. Der Anspruch produktiver und effizienter zu werden ist nicht neu. Heute aber haben wir bessere Tools und Infrastrukturen um in diesem Bereich aktiv zu sein. Die gesamte Kommunikation via Internet war beispielsweise vor 15 Jahren viel kostspieliger, da hat man von einem Datenvolumen im Bereich Gigabyte – übertragen auf einem Smartphone – nur geträumt. Heute ist das fast schon Commodity. Ich glaube diese Fähigkeit, dass man Daten viel schneller austauschen und große Datenmengen in der richtigen Kategorisierung entsprechend auswerten und daraus Schlüsse ziehen kann, eröffnet ganz neue Möglichkeiten. Man redet heute immer vom großen ‚Data Lake‘, in dem jeder Daten sammelt. Die Kunst ist es daraus die Trends für die Zukunft heraus zu lesen, daraus also einen Pool relevanter Daten zu schaffen. Wir nennen das Smart Data und sehen hier ein klares Marktbedürfnis. Das ist wirkliches IIoT, ich habe Daten von Operations, ich habe die Fähigkeit der IT diese auszuwerten und dementsprechend kann ich eine Aussage über die Zukunft machen, mich noch effizienter und produktiver aufstellen. Und es gibt viele Trends. Im Bereich Urbanisierung werten die Städte heute die Handydaten der Provider aus, erfassen den Stromverbrauch zu bestimmten Tageszeiten, etc. Das Potenzial aus dieser Datenmenge etwas herauszulesen scheint nahezu unerschöpflich und einige Firmen, vor allem im Gaming-Bereich, machen das heute schon sehr erfolgreich und die Industrie ist auf dem Weg dahin.

KEM Konstruktion: Wenn man die Entwicklung rund um das IIoT betrachtet, entstehen Innovationen zuerst im Consumer-Umfeld. Kann man sagen, dass der wesentliche Treiber für digitale Innovationen mittlerweile der Consumer ist und die Industrie dann nachzieht?

Dr. Frei: Es ist schon so, dass heute mehr aus dem Heimbereich getrieben wird, etwa wenn wir über Smart Home sprechen. Früher gab der Elektriker vor, welche Steckdose wohin kommt, als Endverbraucher konnte ich vielleicht noch bei der Positionierung mitreden. Heute ist es so, dass ich als Verbraucher bestimmte Ansprüche an mein Smart Home habe, ich möchte die Jalousien via Handy steuern und wenn jemand an der Tür klingelt, möchte ich in einer App sehen, wer vor der Tür steht und ähnliches. Man könnte sagen, dass der Konsument bei solchen Entscheidungen längst mündig geworden ist. Das starke Bedürfnis nach individuellen Lösungen treibt uns Industrieunternehmen. Verstärkt wird das natürlich durch die kommende Generation: Die ‚Digital Natives‘, komplett mit dem Internet aufgewachsen. Die möchten nichts an Möglichkeiten digitaler Technologien im Arbeitsumfeld missen, welche sie im privaten Umfeld längst nutzen. Nicht zuletzt ein spannendes Thema für Unternehmen im Umfeld der Fachkräftegewinnung oder aber Mitarbeiterbindung. Und ich kann nur bestätigen, dieser Push zur Digitalisierung und zu Internet-Technologien kommt tatsächlich aus dem Consumer/Gamer-Bereich.

www.schneider-electric.com

Details zur IoT-fähigen Architektur und Plattform EcoStruxure:

http://hier.pro/2MTlE


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„Der Markt und die Kundenbasis sind in diesen drei Ländern sehr ähnlich und sie haben ähnliche Themen mit der Energiewende, den erneuerbaren Energien oder der E-Mobilität.“

Dr. Barbara Frei, Zone President DACH/CEO Management Board, Schneider Electric GmbH
Bild: Christoph Landler/Konradin Mediengruppe
 
 
 
 

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„Ich möchte das, was Schneider Electric kann, besser am Markt positionieren.“

Dr. Barbara Frei, Zone President DACH/CEO Management Board, Schneider Electric GmbH
Bild: Christoph Landler/Konradin Medeingruppe
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