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Falk Bothe: „Das Berufsbild des Ingenieurs hat Zukunft“

Das künftige Berufsbild des Ingenieurs in der Digitalen Transformation
„Das Berufsbild des Ingenieurs hat Zukunft“

„Das Berufsbild des Ingenieurs hat Zukunft“
Falk Bothe, Director Digital Transformation Office bei Volkswagen, und Keynote-Sprecher auf der #nwing – dem New Work Event für Ingenieure Bild: Privat/Bothe
Falk Bothe ist Director Digital Transformation Office bei Volkswagen. Als einer der Keynote-Sprecher wird er auf der #nwing – dem New Work Event für Ingenieure des VDI Wissensforums – am 07. und 08.11.2018 in Düsseldorf über Transformationsprozesse in Unternehmen und das zukünftige Berufsbild des Ingenieurs sprechen. Im Interview hat er dem VDI Wissensforum bereits vorab einige Fragen beantwortet.

VDI Wissensforum: Der Dipl.-Ing. ist ein deutsches Erfolgsmodell. Welche Bedeutung wird das Berufsbild des Ingenieurs in Zukunft noch haben?

Falk Bothe: Es steht außer Frage, dass wir uns aktuell in einem nachhaltigen Veränderungsprozess befinden. Data Science, künstliche Intelligenz, Quantencomputer, neue Arbeit – die Ingenieurs-Generation, die heute in die Arbeitswelt einsteigt, wächst in einer völlig anderen Umgebung als vor 10 oder 20 Jahren auf. Die digitale Transformation ist die größte Führungsherausforderung, die wir momentan haben. Die Mechanismen und Gewohnheiten der Vergangenheit werden nicht helfen, in der digitalen Landschaft zu überleben. Daher ist Leadership auf allen Ebenen der Organisation erforderlich, vom einzelnen Mitarbeitern bis zu Teams, vom Lehrling am ersten Tag bis zum Vorstandsmitglied und CEO. Das Berufsbild des Ingenieurs hat noch sehr viel Zukunft – allerdings unter gänzlich neuen Vorzeichen.

VDI Wissensforum: Wird also der Mensch in vielen Arbeitsbereichen und Prozessschritten überflüssig werden?

Bothe: Das trifft zumindest in gewisser Weise auf einige Aufgabenbereiche zu. Die Ressourcenverwaltung und Zuteilung von Kapazitäten zum Beispiel sind Aufgaben, die in sinnvoller Weise von der Technik übernommen werden können. Konkret auf den Ingenieur bezogen bedeutet das: Den Entwickler oder Konstrukteur, der im stillen Kämmerlein arbeitet, wird es in Zukunft viel weniger geben. Auch Ingenieure werden viel stärker im Kundenkontakt stehen und mit ihnen zu interagieren haben – das bedeutet einen Lernprozess. Auch die klassischen Abteilungen von heute wird es immer weniger geben. Sie werden ersetzt durch das Arbeiten in agilen, bereichsübergreifenden Teams. Technik wird sich in Zukunft viel stärker buchstäblich selbst konstruieren und dabei schneller, effizienter und materialsparender sein als der Mensch. Kurzum: Der Beruf des klassischen Ingenieurs gehört zu den meistgefährdeten, gerade im Automobilbau, aber auch in anderen Industriebereichen. Ingenieure werden sich also buchstäblich neu zu erfinden haben – im Sinne eines Problemlösers in agilen, kundenorientierten Projekten.

VDI Wissensforum: Bedeutet das aus Ihrer Sicht zugleich, dass der Bedarf an Arbeitskräften sinkt?

Bothe: Der Bedarf sinkt nicht zwangsläufig, er wird sich in jedem Fall aber verändern. Klassische Verwaltungstätigkeiten und auch klassische Wissensarbeit sind am gefährdetsten. Für Unternehmen verbindet sich damit zweifelsohne die Verantwortung, neue Aufgaben für die betreffenden Mitarbeiter aufzubauen – und damit schon frühzeitig zu beginnen. Indes bin ich optimistisch: Noch jede industrielle Revolution hat am Ende zu mehr Arbeitsplätzen geführt. Ich bin mir sicher, dass dies in Folge der Digitalisierung nicht anders sein wird.

VDI Wissensforum: Was sind die wesentlichen Schritte, damit die Unternehmens-Transformation erfolgreich gelingen kann?

Bothe: Zu Beginn der Transformation braucht es eine klare Vision der digitalen Version des Unternehmens und eine Roadmap, um dorthin zu gelangen. Unerlässlich ist es dafür, ein gemeinsames Verständnis und gemeinsames Verstehen zu finden, also eine gemeinsame Sprache und unmissverständliche Definitionen rund um den Veränderungsprozess. Als nächstes braucht es schnelle und einfache Erfolge, wie zum Beispiel ein analoger Prozess in eine digitale Version geändert werden kann, für jeden Nachvollziehbar, so dass die Beteiligten sehen, dass etwas passiert, mit dem sie sich identifizieren können. Leadership muss vorhanden sein, wenn wir mit adaptiven Problemen konfrontiert werden – wenn wir unsicher und anderer Meinung sind, was das Problem wirklich ist und nicht über die technischen und notwendigen Fähigkeiten oder Ressourcen verfügt, um das Problem zu lösen. Leadership bedeutet daher auch konstantes Lernen, sowohl auf individueller als auch auf organisatorischer Ebene.

www.vdi-wissensforum.de


PLUS

Die Digitalisierung des Dipl.-Ing.

Hat das Erfolgsmodell des „Dipl.-Ing.“ noch eine Zukunft? Und wenn ja, wie sieht sie aus, welche neuen Anforderungen stellt sie an die rund 1,5 Millionen Ingenieure, die in deutschen Unternehmen tätig sind? Antworten gibt es auf der #nwing, dem New Work Event für Ingenieure. Gastgeber der Tagung mit angeschlossener Ausstellung am 7. und 8. November 2018 im Boui Boui Bilk in Düsseldorf ist das VDI Wissensforum. Hier gelangen Sie direkt zur Homepage:

hier.pro/SV8o6

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