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Entrepreneur Johannes Lutz setzt auf 3D-Druck verstärkt mit Kohlefasern

3D-Druck mit Kohlefasern verstärkt
Mark3D-Firmengründer Johannes Lutz im Gespräch

Mark3D-Firmengründer Johannes Lutz im Gespräch
3D gedruckter Bremshebel aus Onyx (Kohlefaser verstärkter Polyamid) mit zusätzlich eingedruckten Carbonendlosfasern Bild: Thomas Klink
3D-Druck mit Kohlefasern ist für den Aalener Maschinenbau-Absolventen Johannes Lutz ein hochinteressantes Thema. Er zeigt, wie man unmittelbar nach dem Studium erfolgreicher Unternehmer wird. Der Entrepreneur gründete im April 2016 Mark3D. Die Aalener Firma hat aktuell 13 Mitarbeiter, machte 2016 eine Million Euro Umsatz und peilt 2017 einen Umsatz von rund vier Millionen Euro an. Das Unternehmen ist das Vorzeigeobjekt des Innovationszentrums Aalen.

Interview: Wolfgang Hess, Redaktionsdirektor für Sonderprojekte, Konradin Mediengruppe

KEM Konstruktion: Mark3D Print Stronger steht auf Ihrer Visitenkarte, Herr Lutz. Was sagt uns das?

Johannes Lutz: Wir vertreiben seit 2016 Produkte unseres Partners Markforged mit denen man Bauteile, deren Daten elektronisch vorliegen, rasch in allen drei Dimensionen ausdrucken kann. Das Druckergebnis ist von hoher Festigkeit – im Englischen „stronger“.

KEM Konstruktion: Wie groß sind die Bauteile?

Lutz: Sie können die Größe einer Männerfaust haben. Meist handelt es sich dabei um Werkzeuge, Vorrichtungen, Halterungen.

KEM Konstruktion: Wo steht der 3D Druck heute?

Lutz: Der Markt entwickelt sich gerade. Für viele Firmen ist 3D-Druck noch immer eine zu selten genutzte Option. Sie realisieren ihre Prototypen mit Fräs- oder Drehmaschine. Die Bauteilfertigung durch 3D-Druck erfordert, die bisherige Fertigungstechnologie zu modifizieren, was oft skeptisch betrachtet wird.

KEM Konstruktion: Wie kamen Sie mit dem Thema 3D-Druck in Kontakt?

Lutz: Bereits als Maschinenbau-Student an der Hochschule Aalen habe ich mich beruflich umgesehen und bin in einem Robotik-Labor gelandet, in dem 3D-Drucker in vielen Anwendungen brilliert haben. Das faszinierte mich, und ich habe mein Praxissemester bei der Coffee GmbH im Bereich 3D-Druck absolviert. So lernte ich die Technologie und den Verkauf näher kennen. Und ich realisierte, dass viele Maschinenbau-Unternehmen die Vorteile von 3D-Druckern so gut wie gar nicht kennen. Ich schaute mich in der Branche weiter um und stieß dabei auf das damalige Startup-Unternehmen Markforged, das bei Boston im US-Bundesstaat Massachusetts beheimatet ist. Dieses Unternehmen präsentierte seinen ersten 3D-Drucker 2013. Die Idee dahinter sind 3D-Drucker, deren Druckprodukte mit Kohlefasern verstärkt sind und die deshalb weit stärker belastet werden können als bisherige 3D-Druckprodukte. Neuerdings können Markforged-Drucker sogar Metall per 3D-Druck verarbeiten. Mark3D und einige Mitarbeiter bei Markforged wuchsen im Lauf der Monate aufeinander zu und entwickelten eine Beziehung, die weit über den puren Verkauf von Produkten hinausgeht.

KEM Konstruktion: Was meinen Sie damit konkret?

Lutz: Bei unseren Unternehmenskontakten registrieren wir immer wieder, dass viele Unternehmen in Deutschland stabile Bauteile noch nicht per 3D-Drucker herstellen möchten. Um dies zu ändern, beraten wir Firmen, wie und wo sie bei Design und in der Konstruktion Dinge verändern können, um mit dem 3D-Druck erfolgreicher zu sein. Wir verstehen uns somit nicht nur als Verkäufer, sondern auch als Produkt-Dienstleister.

KEM Konstruktion: Weshalb sind Sie gleich nach dem Studium zum Unternehmer geworden?

Lutz: Schon vor meinem Studium war ich als selbstständiger Handelsvertreter tätig. Nach dem erfolgreich abgeschlossenen Studium kam für mich nur eine weitere Selbständigkeit in Frage. Ich wollte etwas Eigenes schaffen und auf keinen Fall Arbeitnehmer sein.

KEM Konstruktion: 2016 gründeten Sie mit vier anderen Gesellschaftern das Startup Mark3D. Woher kam das Risikokapital?

Lutz: Alle fünf Gesellschafter haben ihr eigenes Geld investiert – wir haben keinen Investor.

KEM Konstruktion: Sie ruhen geradezu in der Familie. Vor kurzem haben Sie Ihre Schwester in das Unternehmen geholt.

Lutz: Zu Beginn des Jahres 2017 haben wir bei Mark3D Verstärkung gebraucht und da dachte ich sofort an meine Schwester Maria.

KEM Konstruktion: Was hat Sie veranlasst, dem Ruf Ihres Bruders zu folgen, Frau Lutz?

Maria Lutz: Nach meiner Banklehre wollte ich mich weiterentwickeln und habe neben meiner Aufgabe als Kundenberaterin den Betriebswirt „Industrie“ gemacht. Durch unseren Vater habe auch ich unternehmerisches Denken gelernt. Unsere Familie hat in vielen gemeinsamen Aktivitäten bewiesen, dass wir mit Herausforderungen gut umgehen können und etwas auf die Beine stellen. Ich wusste, wie mein Bruder arbeitet, und war daher begeistert, als er mich ansprach.

KEM Konstruktion: Aber es ist doch ein Unterschied, Bankprodukte zu verkaufen oder 3D-Drucker für den Maschinenbau.

Maria Lutz: Ich suche stets Neues und bilde mich gerne weiter, um das Neue in seiner Funktion und Tragweite zu verstehen. Ich bin mir sicher, mich rasch bis zu einem Niveau einarbeiten zu können, damit ich auch Anfragen von Maschinenbau-Ingenieuren gewachsen bin.

KEM Konstruktion: Wie würden Sie die Unternehmenskultur von Mark3D charakterisieren, Herr Lutz?

Johannes Lutz: Bei uns haben alle Mitarbeiter Arbeitsverträge. Alle sind vertriebsorientiert und bekommen einen erfolgsabhängigen Anteil. Es gibt keine festen Arbeitszeiten. Meine Mitarbeiter orientieren sich an den Zielen, die wir gemeinsam festlegen. Dennoch sitzen wir nicht in einem Bunte-Bälle-Bad wie manche Leute in Silicon Valley. Wir sind von der Mentalität im schwäbischen Aalen heimisch.

KEM Konstruktion: Sie sind 27 Jahre alt. Wo wollen Sie mit Mark3D in drei Jahren stehen, Herr Lutz?

Lutz: Unser Ziel ist Hypergrowth – also ein Wachstum von mindestens 300 Prozent pro Jahr. Im zweiten Unternehmensjahr werden wir dieses Ziel erreichen und den Umsatz um etwa drei Millionen Euro steigern. Ich sehe uns in drei Jahren als europa-orientiertes Unternehmen. Wir werden etwa 300 Quadratmeter Büro- und ebenso viele Quadratmeter Lagerfläche haben, 30 Mitarbeiter und vielleicht 20 Millionen Umsatz. Was meine Schwester Maria angeht, sehe ich sie in drei Jahren als Führungsperson im Unternehmen.

www.mark3d.de

Details zum Thema 3D-Druck:

http://hier.pro/n5uTp


„Für viele Firmen ist 3D-Druck noch immer eine zu selten genutzte Option.“

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