KEM Konstruktion: Sie stellen Ihre digitale Fachtagung in diesem Jahr unter das Motto ‚Automation – Driven by Crisis‘. Klingt knackig – aber verleiht die Coronavirus-Krise der Automation wirklich neue Impulse?
Olaf Tünkers (Tünkers Maschinenbau): Die Coronavirus-Krise verändert alles – unsere Mobilität, unsere Sozialkontakte und natürlich auch unsere Arbeitswelt. Neue Abstandsregeln verlangsamen Prozesse vor allem dort, wo noch viel manuell gearbeitet wird. Die Vorgaben für die innerbetriebliche Logistik fördern insbesondere den verstärkten Einsatz von Fahrerlosen Transportsystemen. Jede Veränderung der Anlagen birgt auch eine Chance für die Automation in sich.
KEM Konstruktion: Was erwartet die Besucher konkret am 24. Juni 2020? Sehen Sie neue Chancen durch die digitale Fachtagung?
Tünkers: Auch während der Krise haben wir unsere Bemühungen um die Kunden nicht eingeschränkt. Wir bieten einen bunten Mix von Fachgesprächen und der Präsentation von innovativen Produkten. Dazu schalten wir in verschiedene Tünkers-Niederlassungen, um uns zum Beispiel die Lage bei unseren Kollegen in China erklären zu lassen. Das neue Werk steht kurz vor der Fertigstellung und hat natürlich eine große Bedeutung für das gesamte Unternehmen.
Übrigens: Durch das neue Format erwarten wir, dass auch Kunden und Interessenten teilnehmen, die sonst keine Zeit für eine Anreise hätten. Die Online-Teilnehmer können zudem über eine Chatfunktion jederzeit Fragen stellen. Und für all die, die am 24. Juni 2020 keine Zeit haben, werden die einzelnen Folgen natürlich auch zeitversetzt abrufbar sein.
KEM Konstruktion: Insbesondere die erwähnten Fahrerlosen Transportsysteme (FTS/AGV) spielen ja nicht nur in vielen Smart-Factory-Szenarien eine wichtige Rolle, weil sie hochflexibel die Möglichkeit eines automatisierten Materialflusses bieten. Welche Produktstrategie verfolgen Sie hier?
Tünkers: FTS sind ja nicht grundsätzlich eine neue Technologie und Bestandteil der heutigen Logistik-Planung in vielen Industrien. Jedoch findet eine weitere Flexibilisierung durch die Verwendung von frei programmierbarer Navigation statt. Tünkers verbindet das FTS und die Anwendung – hier sind wir in der Lage, neue Anwendungen direkt in-House zu entwickeln und unsere Prozesstechnologie wie Greif- und Fördertechnik gewinnbringend für den Kunden aus einer Hand zu kombinieren.
KEM Konstruktion: Flexibilität bis hin zu Losgröße 1 lautet das Schlagwort in der automatisierten Fertigung – welche Rolle kann hier die Spanntechnik spielen und insbesondere die elektrische Spanntechnik?
Tünkers: Schauen wir uns die gestiegene Flexibilität in der Automation an, so wollen wir für jedes Produkt immer die richtige Spanntechnik vorhalten. Pneumatisch sind wir damit schon sehr weit gekommen! Der elektrische Antrieb bietet uns und unseren Kunden jedoch Vorteile in der Diagnostik und in der zukünftigen Prozesskette. Wir stehen mit den neuen FTS-Konzepten vor dem Dilemma, dass die Pneumatik sich in diesem Umfeld nicht so einfach einsetzen lässt. Elektrische Spanntechnik kann an diesen Stellen leichter und sinnvoller verbaut werden. Wir haben diese Spanntechnik mit der von uns entwickelten Peripherie in den Bereich Plug&Play verschoben, sodass die Integration dieser Systeme heute ein Kinderspiel im Vergleich zu früheren Konzepten ist.
KEM Konstruktion: Flexibilität kann hinsichtlich der Spanntechnik ja auch bezüglich der zu spannenden Werkstücke gefragt sein – seien es Bauteile aus Stahl oder solche mit empfindlichen Oberflächen. Kann Ihre Spanntechnik hier passende Lösungen anbieten?
Tünkers: Wir haben bereits vor 20 Jahren mit dem Alpha-Spanner einen werkstücksensiblen Spanner im Portfolio gehabt. Nun haben wir mit unserem UP-Spanner einen Nachfolger kreiert. Dieser hat gegenüber dem Vorgänger zwei wesentliche Vorteile:
- Eine Kinematik, mit der sich das Spannstück parallel von oben auf das Werkstück spannen lässt – die Spannung erfolgt also planparallel, ohne dass eine Kreisbahn ausführt werden muss.
- Basierend auf dem U-Spanner erreichen wir auch hier eine Einsparung von bis zu 30 Prozent Druckluft.
Das führt dazu, dass wir nun für Anwendungen bei empfindlichen Prozessen direkt flächig auf das Bauteil wirken und somit werkstückschonender spannen können.
KEM Konstruktion: Flexibilität ist nicht zuletzt auch im Engineering gefragt – bei hoffentlich demnächst auch wieder steigenden Anfragen stehen ja die Konstrukteure nicht selten vor der Aufgabe, Anlagen innerhalb kurzer Zeit entwerfen zu müssen. Sie geben mit Ihrem Automationsbaukasten eine Antwort darauf, da sich entsprechend der 80/20-Regel rund 80 Prozent aller Aufgaben aus Ihrem Baukasten heraus lösen lassen sollen. Wie entwickeln Sie Ihr Lösungsangebot weiter und welche Rolle spielen dabei insbesondere digitale Lösungen (etwa Tools zur Konfiguration)?
Tünkers: Wir haben bereits einige Tools für die Produktauswahl in unserer Tünkers APP seit 2016 integriert. Wir gehen diesen Pfad zielorientiert weiter, um unseren Kunden weiterhin die Auswahl aus unserem ‚Modul-Baukasten‘ zu erleichtern. Nach dem Konfigurator für unsere Förderbänder erhalten wir gerade Zuwachs durch unseren Konfigurator für Unterbauspanner, der innerhalb der nächsten Wochen ans Netz gehen wird. Dies wird es unseren Kunden nochmals erleichtern, den richtigen Spanner für ihre Anwendung auszuwählen. Bei dem Konfigurator für unsere Unterbauspanner geht es um die Auslegung von Zentrierdorn, Spannhaken und Auflagefläche, um die Durchlaufzeiten drastisch zu reduzieren.
KEM Konstruktion: Lassen Sie uns abschließend noch einen Blick auf die internationalen Tünkers-Standorte werfen. Sie erwähnten die bevorstehende Fertigstellung der neuen Fabrik in China – wie steht es mit dem Anlauf des Werkes in Tschechien?
Tünkers: Glücklicherweise können wir in China wieder voll produzieren. Alle Einschränkungen sind aufgehoben und die Auftragslage ist gut. Unser neues Werk in der Nähe von Shanghai steht kurz vor der Fertigstellung und wird im September eingeweiht. Tschechien hat nun auch mit der Montage von Greifern begonnen und entwickelt sich zu einem wichtigen Baustein in unserem Produktionsnetzwerk. (co)
Am Rosenkothen 4-12
40880 Ratingen
Tel.: +49 2102/4517-0
E-Mail: info@tuenkers.de
Website: www.tuenkers.de
„Pneumatisch sind wir in der Spanntechnik schon sehr weit gekommen – aber der elektrische Antrieb bietet uns und unseren Kunden Vorteile in der Diagnostik und in der zukünftigen Prozesskette.“
Bild: Tünkers Maschinenbau
Veranstaltungshinweis
Fachtagung Automation im Online TV-Format
Die traditionelle Fachtagung des Automationsspezialisten Tünkers in Ratingen geht in diesem Jahr neue Wege. Da eine klassische Tagung mit über 350 Fachbesuchern wie in der Vergangenheit aktuell nicht realisierbar ist, nutzt das Unternehmen die Chance und setzt auf neue Kommunikationsformen. Am 24. Juni 2020 zeigt Tünkers um 14:00 Uhr in Form einer interaktiven TV-Show online seine neuesten Produktentwicklungen für die Automation und vertieft in live geführten Gesprächsrunden unterschiedliche technische Fachthemen. Per Schaltungen erhält der Zuschauer Einblick in die Situation der internationalen Standorte – etwa bezüglich des Ausbaus von Tünkers China. Über eine Chat-Funktion können die Teilnehmer zudem in den Dialog mit den Ingenieuren aus Ratingen treten und individuelle Anforderungen diskutieren und gemeinsam Lösungen entwickeln.
Termin: 24. Juni 2020, 14:00 Uhr
Anmeldung hier