Startseite » Sicherheitstechnik »

Schweizer Electronic: Steuern, nicht rangieren

Automatisierungssystem
Schweizer Electronic: Steuern, nicht rangieren

Steuerbefehle von einem mobilen Bedienpult drahtlos und sicher an eine Lokomotive zu senden, ist die Aufgabe der Funkfernsteuerung LocControl100 des Bahntechnik-Spezialisten Schweizer Electronic AG. Im Verbund mit dem auf der Lok installierten Automatisierungssystem PSS 4000 von Pilz lassen sich mit dieser Steuerungsplattform besondere Zusatzfunktionen exakt nach Kundenwunsch sicher und flexibel realisieren. Die nach SIL3 zertifizierte Funkfernsteuerung macht damit den automatisierten Bahnbetrieb flexibler und produktiver, ohne Kompromisse bei der Sicherheit eingehen zu müssen.

Nach Informationen von Pilz in Ostfildern

Auf dem Güterbahnhof Muttenz bei Basel rangiert eine Elektrolok zwischen parallel verlaufenden Gleisen hin und her. Einem unsichtbaren Plan folgend sammelt sie Sets unterschiedlicher Güterwaggons ein und stellt daraus auf einem Zugbildungsgleis nach und nach einen gemischten Güterzug mit mehr als 70 Waggons zusammen. Doch handelt es sich bei der Lok nicht um eine klassische Rangier-, sondern um eine Streckenlokomotive vom Typ TRAXX-AC-Last-Mile, hergestellt von Bombardier. Bei genauerem Hinschauen erkennt man darüber hinaus, dass der Führerstand der Lok unbesetzt ist.
Sicherer Rangierbetrieb ist auch per Funkfernsteuerung möglich
Zwischen den Gleisen steht ein Lokrangierführer, der die Szenerie aufmerksam beobachtet. Mit seinen Händen bedient er ständig Schalter, Taster und den Steuerknauf eines umgehängten gelben Bediengerätes. Mit diesem speziell für den Bahnbetrieb entwickelten Funkfernsteuerungssystem bewegt der Rangierer die Lok vorwärts, rückwärts, bremst, beschleunigt und gibt bei Bedarf optische oder akustische Signale. Mit dem handtaschengroßen Bedienteil lassen sich bei entsprechender Vorrichtung auf der Lok-/Empfängerseite und nach Identifizierung per RFID-Schlüssel Lokomotiven bis zu einer Entfernung von 1.000 m manövrieren. Dass hier erstmals eine Streckenlokomotive mit diesem Funkfernsteuerungssystem ausgerüstet wurde, hat zum Hintergrund, dass auch die Eisenbahnverkehrsunternehmen verstärkt auf flexible und effiziente Rangier- und Logistikkonzepte setzen. Eine derart ausgestattete Streckenlok kann zumindest teilweise die Auflösung eines Zuges übernehmen oder einen kompletten Güterzug zusammenstellen. Dies verhindert oder reduziert zumindest den Einsatz spezieller Rangierloks.
Kompetenz in Bahntechnik
Schweizer Electronic in Reiden/CH hat sich in den vergangenen Jahren mit Kompetenz und Know-how einen Namen auf und entlang der Schiene in Europa und Übersee gemacht. Schwerpunkte setzt das Unternehmen Schweizer Electronic mit seinen 150 Mitarbeitern mit innovativen Lösungen zur Sicherung von Baustellen, Bahnübergängen sowie mit Funkfernsteuerungen für Güterlokomotiven. „Als Bombardier bei uns wegen einer leistungsfähigen Funkfernsteuerung für Loks nachfragte, dachten wir im ersten Ansatz an eine bereits entwickelte Standardlösung“, erinnert sich Thomas Koch, Produktmanager Funksysteme bei Schweizer Electronic. Das mit Schweizer Electronic gestartete Projekt gewann im Zuge der Konkretisierungsphase bald an Komplexität: Die Realisierung der Zusatzfunktionen, die außerhalb des normalen Funktionsumfangs einer Funkfernsteuerung liegen, stellte hohe Anforderungen an alle Beteiligten. „Wir mussten prüfen, wie wir die gewünschten zusätzlichen Leistungs- und Sicherheitsmerkmale elektro- und steuerungstechnisch am effizientesten umsetzen können. Wir hatten dabei mehrere Varianten geprüft, die uns aber entweder zu teuer, zu wenig flexibel oder aber nicht zukunftsfähig erschienen“, sagt Thomas Koch.
Schnittstelle zwischen Empfänger und Loksteuerung
„Um die von Bombardier gewünschten zusätzlichen Funktionen realisieren und letztlich die Zulassung erlangen zu können, bedurfte es einer weiteren Instanz, die die Signale zur Lok aus den Zusatzfunktionen mit den Statusdaten der Maschine abgleicht, auf Plausibilität und Widerspruch prüft und anschließend der Loksteuerung die Freigabe erteilt, die gewünschte Aktion auszulösen“, erklärt dazu Bernd Maier aus dem Customer Support bei Pilz. Eine Aufgabe, die das Automatisierungssystem PSS 4000 von Pilz als Schnittstelle zwischen Empfänger und Loksteuerung optimal erfüllt.
Automatisierung goes Bahntechnik
Pilz hat das industrieerprobte Automatisierungssystem PSS 4000 in seiner Basisfunktion nach EN 61508 für Applikationen in der Industrieautomatisierung entwickelt. Für die besonderen Anforderungen im Schienenverkehr hat das Automatisierungsunternehmen spezielle Module mit -R (Railway) in der Typenbezeichnung geschaffen. Diese sind robust gegenüber elektromagnetischen Störungen, extremen Temperaturen und mechanischen Belastungen, wie sie im Bahnumfeld typischerweise auftreten. Die -R-Module im Automatisierungssystem PSS 4000 erfüllen die Cenelec-Zulassungen nach EN 50126, EN 50128, EN 50129 und der EN 50155. Sie sind vom Deutschen Eisenbahn Bundesamt zugelassen und enthalten die bahnspezifischen Sicherheitszulassungen bereits als Produkteigenschaft. Das Automatisierungssystem ist in der Gesamtapplikation SIL4-fähig. Die -R-Module eignen sich somit für unterschiedliche Applikationen im Bahnbereich: So lassen sich nicht nur Triebfahrzeuge und Gleisbaumaschinen, sondern auch Signale steuern und überwachen. Das System hat seine Leistungsfähigkeit auch bei Seilbahnen, Hafenkränen und Schleusenanlagen unter Beweis gestellt.
Sicherheit aus einer Hand
Fährt die Lok, dann überwacht PSS 4000 die Fahrgeschwindigkeit. Bei einer unkontrollierten Beschleunigung leitet das System eine Notbremsung ein. Obwohl auch im Schaltschrank einer Lok in der Regel Platzmangel herrscht, ist PSS 4000 mit einem Kopfmodul, 13 Eingangs-, 5 Relais- und 6 Halbleiterausgangsmodulen vergleichsweise kompakt und platzsparend. Das System bietet somit 52 Eingänge und 34 Ausgänge (10 Relaisausgänge und 24 Halbleiterausgänge). Wie die industrielle Variante bringt auch das Automatisierungssystem die Vorzüge einer dezentralen Steuerungsstruktur mit – ohne die damit verknüpfte Komplexität.
Pilz hat als Dienstleister und Lieferant die Software-Architektur, den Komponentenentwurf, die Implementierung, die Testspezifikationen sowie die erforderlichen Tests mitrealisiert. „Besonderes Augenmerk lag bei diesem Projekt neben Steuerungsaufgaben und Programmierung auf Validierung und Dokumentation. Hier hat Pilz in enger Kooperation mit unserem Unternehmen Kompetenz und Teamgeist bewiesen“, stellt Thomas Koch fest. Im Einsatz in unterschiedlichen Bahnsystemen stellt das Automatisierungssystem PSS 4000 seine Vielseitigkeit unter Beweis. „Wir schätzen, dass auch Bahnbetreiber in anderen Ländern Optimierungsbedarf haben“, betont Bernd Maier. I
Halle 9, Stand 370

Info & Kontakt

Pilz GmbH & Co. KG
Ostfildern
Tel. +49 711 3409-0
Weitere Informationen zum Automatisierungssystem PSS 4000:
http://t1p.de/2vha
Systems Engineering im Fokus

Ingenieure bei der Teambesprechung

Mechanik, Elektrik und Software im Griff

Video-Tipp

Unterwegs zum Thema Metaverse auf der Hannover Messe...

Aktuelle Ausgabe
Titelbild KEM Konstruktion | Automation 3
Ausgabe
3.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Webinare & Webcasts
Webinare

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper
Whitepaper

Hier finden Sie aktuelle Whitepaper


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de