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Für einen UL-konformen Schaltschrankbau ist Know-how gefordert.

Rittal unterstützt Export in US-Markt
UL-konformer Schaltschrankbau

Andere Märkte, andere Normen. Wo in Europa die IEC maßgeblich ist, müssen für den US-amerikanischen Markt die Normen der UL und des NEC beachtet werden. Und diese sind weitaus strenger. Für Anlagenbauer, die nach Nordamerika exportieren, kein leichtes Unterfangen. Neben dem Know-how zur Realisierung UL-konformer Anlagen ist deswegen vor allem wichtig, dass möglichst alle verwendeten Komponenten bereits UL-listed sind.

Dr. Jörg Lantzsch, Fachjournalist, Wiesbaden und Hans-Robert Koch, Gruppenleiter Produktkommunikation, Rittal, Herborn

Inhaltsverzeichnis

1. Tempo durch interne UL-Abnahme …
2. … und UL-listed Komponenten
3. Just-in-time-Lieferungen
4. Durchgängige Datenhaltung
5. Gelistet und einfach zu montieren

Geschafft!“ Stephan Rabsch klebt die Plakette mit dem UL-Logo auf den Schaltschrank: „Das ist der allerletzte Schritt, bevor wir die Schaltanlage in den US-amerikanischen Markt liefern“, erklärt der Fertigungsleiter des Steuerungs- und Schaltanlagenbauers ATR Industrie-Elektronik. Die Plakette weist die Anlage als normkonform aus und gibt grünes Licht für eine problemlose Abnahme in den USA. „Das UL-Logo auf der fertigen Schaltanlage erleichtert die Abnahme vor Ort ungemein“, betont Rabsch. Das fällt bei insgesamt 150 m Schaltschränken extrem ins Gewicht. Denn das ist die aktuelle Anlagengröße. Dazu kommen hunderte Bediengehäuse und Klemmenkästen. Die Schaltanlage ist für eine Produktionsanlage für Faserplatten in den USA vorgesehen, die das Mutterunternehmen von ATR – die Siempelkamp-Gruppe – in Barnwell im US-Bundesstaat South Carolina errichtet. Die Anlage, die nach der Inbetriebnahme bis zu 280.000 m3 Faserplatten pro Jahr produzieren wird, ist der größte Auftrag in der Firmengeschichte der Siempelkamp-Gruppe. ATR liefert als Schaltanlagenbauer für alle Siempelkamp-Unternehmen die Schaltanlagen für die jeweiligen Anlagenteile. Und das Zeitkorsett ist eng. „Typisch für Aufträge aus den USA ist der sehr straffe Zeitplan“, sagt Geschäftsführer Timo Amels: „Von der Auftragserteilung bis zur Inbetriebnahme einer Anlage vergehen ein bis maximal eineinhalb Jahre.“ Da ist eine problemlose Endabnahme der Anlage durch UL ein wichtiger Baustein.

Für einen UL-konformen Anlagenbau ist Experten-Know-how gefordert. Denn die Normen und die Art, wie Anlagen in den USA abgenommen werden müssen, unterscheiden sich teilweise grundlegend von der Vorgehensweise in Europa. Im Gegensatz zu den IEC-Normen, die lediglich die Mindestsicherheitsanforderungen eines Gerätes oder Systems festlegen, sind UL-Normen für den US-amerikanischen Markt in vielen Fällen detaillierter. Anlagen müssen vor der Inbetriebnahme vor Ort von einem Inspektor, dem sogenannten AHJ (Authority Having Jurisdiction), abgenommen und freigegeben werden. Dabei prüft und zertifiziert dieser verschiedenste Materialien, Komponenten und Endprodukte auf ihre Betriebssicherheit. Im Falle von UL liegt ein stärkerer Fokus auf dem Personen- und Brandschutz. Auch bei den technischen Details unterscheiden sich die einschlägigen IEC- und UL-Normen: Die Luft- und Kriechstrecken sind bei UL etwas größer und statt der IP-Schutzarten muss der NEMA-Type angegeben sein. Ein weiteres typisches Detail bei Schaltanlagen nach UL ist die Verriegelung der Schaltschränke. So muss sichergestellt sein, dass sich die Schaltschranktüren nicht öffnen lassen, wenn die Anlage unter Spannung steht.

Tempo durch interne UL-Abnahme …

ATR nimmt am sogenannten Panelshop-Programm von UL teil. Dabei zertifiziert UL den Schaltanlagenbauer in regelmäßigen Abständen und stellt so sicher, dass im Unternehmen das Know-how zur normgerechten Ausführung von Schaltanlagen für den US-amerikanischen Markt vorhanden ist und umgesetzt wird. „Durch den engen Austausch mit UL sind wir auch garantiert stets auf dem aktuellen Stand bezüglich der Normenlage“, sagt Fertigungsleiter Rabsch. Die internen Werksnormen bei ATR entsprechen in weiten Teilen der UL508a. Dies bedeutet für den Schaltanlagenbauer einen Wettbewerbsvorteil, wie Geschäftsführer Amels betont: „Wir dürfen unsere Anlagen intern nach UL abnehmen und mit dem entsprechenden Label versehen. Das spart uns enorm viel Zeit.“ Unternehmen, die nicht am Panelshop-Programm von UL teilnehmen, müssen Schaltanlagen extern zertifizieren lassen – verbunden mit entsprechendem Zeit- und Kostenaufwand.

… und UL-listed Komponenten

Neben dem Know-how, wie eine UL-konforme Anlage realisiert wird, ist vor allem wichtig, dass möglichst alle verwendeten Komponenten bereits UL-listed sind. Das ist ein Grund dafür, dass Rittal einer der bevorzugten Lieferanten von ATR ist. So sind beispielsweise die Schaltschränke der Serie TS 8 sowie die Sammelschienensysteme UL-listed. Auch die Klimatisierungskomponenten sowie weitere Komponenten, etwa die neuen Schaltschrankleuchten, sind UL-listed und lassen sich damit problemlos einsetzen.

Das Engineering und die Elektroplanung der Schaltanlagen übernimmt das jeweilige Siempelkamp-Unternehmen und stellt sie ATR zur Verfügung. „Wir sind praktisch ein qualifizierter Lohnfertiger“, erklärt Amels die Strategie des Schaltanlagenbauers: „Und so handhaben wir das auch bei den externen Auftraggebern – also Kunden außerhalb der Siempelkamp-Gruppe –, die inzwischen 40 Prozent unseres Umsatzes ausmachen.“ Die Elektroplanung geschieht praktisch ausschließlich in Eplan Electric P8 und wird ATR dann zur Verfügung gestellt. Soll die Schaltanlage der UL508 entsprechen, überprüft ATR zuerst, ob die Planung auch entsprechend ausgeführt ist. Kunden, die keine Erfahrungen mit UL haben, werden entsprechend beraten und können dann die Planung anpassen, indem sie beispielsweise Komponenten verwenden, die UL-listed sind.

Just-in-time-Lieferungen

Die Stärken von ATR liegen neben dem umfangreichen Know-how in der hohen Produktivität des Unternehmens. Würde man alle in einem Jahr gefertigten Schaltschränke aneinanderreihen, ergäbe sich eine Länge von mehr als 6,5 km. „Wir zeichnen uns im Wettbewerb durch unsere internationale Ausrichtung und die absolute Termintreue aus“, betont Amels. Wichtige Voraussetzung dafür ist aber auch die optimale Zusammenarbeit mit den Lieferanten. So sind insbesondere die Just-in-time-Lieferungen von Rittal unverzichtbar für eine reibungslose Fertigung. Zweimal pro Woche liefert ein großer Sattelzug Schaltschränke, Gehäuse und anderen Komponenten. Ein eigenes Zwischenlager vor Ort sorgt für zusätzliche Flexibilität. „Auch durch die sehr gute Lieferfähigkeit von Rittal sind wir in der Lage, die Geschwindigkeit und die Termintreue, die wir unseren Kunden versprechen, auch einzuhalten“, ist Amels überzeugt.

Bei ATR arbeitet man auch bereits an der Zukunft des Schaltanlagenbaus. Im Mittelpunkt steht dabei die Digitalisierung. Die Durchgängigkeit der Datenhaltung ist eines der Ziele. „Die Daten über die Rittal-Produkte, die auf der Website und im Eplan Data Portal zur Verfügung gestellt werden, sind präzise und vollständig“, sagt Rabsch: „Das macht uns die Arbeit in vielen Bereichen einfacher – von der Planung bis zur Dokumentation.“

Durchgängige Datenhaltung

Bereits in Planung ist ein automatisches Routing der Kabel auf Basis von Aufbauplänen, bei dem die Kabellängen automatisch ermittelt werden. Die Durchgängigkeit der Datenhaltung ist auch hier unabdingbar. Zukünftig will ATR bei immer mehr Prozessen entlang der Wertschöpfungskette ohne bedrucktes Papier auskommen. Für die Dokumentation ist das schon heute der Fall. Um auch in der Verdrahtung auf ein papierloses Verfahren umzustellen, ist der Einsatz von Tablets in Planung. „Ich möchte nicht mehr, dass die Mitarbeiter in Zukunft beim Verdrahten auf dem Papier-Schaltplan abhaken müssen“, erläutert Amels seine Zukunftsvision des Schaltanlagenbaus. Freigegebene Dokumente lassen sich von Anwendern auf Knopfdruck zu Ausgabeaufträgen zusammenführen und bearbeiten – komplett regelbasiert. Amels resümiert: „Wenn man für die manuelle Bearbeitung eines Ausgabeauftrags 20 Minuten veranschlagt, ist das bei 500 bis 600 Aufträgen pro Tag eine enorme Zeitersparnis.“ co

www.rittal.de

Details zum Steuerungs- und Schaltanlagenbau 4.0:

http://hier.pro/Si1sb

Messe SPS IPC Drives 2017:

Halle 5, Stand 111


PLUS

Gelistet und einfach zu montieren

Für Unternehmen, die UL-konforme Anlagen planen, sind Komponenten, die bereits UL-listed sind, unerlässlich. Zwei Beispiele, die nicht nur die Zertifizierung, sondern auch die Montage erleichtern, sind die neuen Trennschalterhauben und LED-Leuchten von Rittal:

  • Die von UL geforderte Verriegelung der Schaltschränke lässt sich ideal mit der Trennschalterhaube von Rittal umsetzen. Diese wird seitlich an einen Schaltschrank montiert und enthält einen Betätiger für einen Trennschalter. Ein Verschlussgestänge sorgt dafür, dass sich die Schaltschranktür erst dann öffnen lässt, wenn dieser betätigt wurde. Über eine Nebentürverriegelung lässt sich mit der Trennschalterhaube auch eine komplette Schaltschrankreihe verriegeln. Dabei lassen sich alle gängigen Trennschalter nach dem gleichen Prinzip schnell in die Verriegelungsmechanik integrieren.
  • Die energieeffiziente LED-Schaltschrankleuchte von Rittal ist mit ihrem Weitspannungseingang problemlos weltweit einsetzbar. In die Leuchte integrierte Fresnel-Linsen sorgen für eine optimale Ausleuchtung im gesamten Schaltschrank. Die Verdrahtung und andere Arbeiten im Schaltschrank werden dadurch extrem erleichtert. Die Leuchten lassen sich auf drei Arten im Schaltschrank montieren: Magnetbefestigung, Clipbefestigung im Profil des Schaltschranks oder Schraubbefestigung. Egal, wofür sich der Anwender entscheidet: Die Montage ist in jedem Fall sehr schnell erledigt. Dazu tragen auch die vorkonfektionierten Anschlussleitungen bei, die einfach in die Leuchten eingesteckt werden.
Die Trennschalterhaube erfüllt in Verbindung mit der Nebentürverriegelung alle Anforderungen der UL 508A
Bild: Rittal
Licht bis 1200 Lumen und variable Anschluss- und Montagemöglichkeiten für globale Anforderungen bietet die LED-Schaltschrankleuchte
Bild: Rittal
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