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Alexander Wiegand

Geschäftsführer der Wika Alexander Wiegand GmbH & Co. KG, Klingenberg
Alexander Wiegand

Alexander Wiegand
Drucksensorik für OEM-Anwendungen: Keramik-Dickschicht, Piezoresistiv und Metall-Dünnfilm
Lösungen für die Druck- und Temperaturmesstechnik sind Bestandteil vieler Maschinen und Anlagen. Dafür zuverlässiger und innovativer Partner zu sein, ist die Philosophie von Wika. Der Enkel des gleichnamigen Firmengründers, Alexander Wiegand, gibt Auskunft, wie der Leitsatz „Part of your business“ Tag für Tag mit Leben erfüllt wird.

Das Interview führte Denise Fröhlich, Redaktion KEM

KEM: Herr Wiegand, wie wurde aus dem 1946 gegründeten „Ingenieurbüro Alexander Wiegand“ ein Spezialist in Sachen Messtechnik?
Wiegand: Eine große Rolle spielten persönliches und finanzielles Engagement seitens der Inhaber – Gewinne wurden stets reinvestiert. Hinzu kamen glückliche Umstände: Vor dem zweiten Weltkrieg waren die meisten Messtechnikfirmen in Osten ansässig. Als die Wirtschaftsbeziehungen abnahmen, gab es im Westen natürlich erheblichen Mangel bei sehr großem Bedarf. Dazu kam das generelle Wirtschaftswachstum der 60er und 70er Jahre.
KEM: Der Gründer, Ihr Großvater, wird als Visionär bezeichnet. Inwieweit gilt das für Sie?
Wiegand: Ich habe meinen Großvater leider nicht kennengelernt. Dennoch bewundere ich an ihm, dass er die Firma noch im Alter von 57 Jahren gegründet und damit viel Mut bewiesen hat. Schließlich hat er dafür einen gut dotierten Posten aufgegeben. Zudem muss er ein ausgezeichneter Ingenieur gewesen sein.
Urteile über mich sollten andere abgeben. Auch denke ich, dass heute eher Realisten als Visionäre gefragt sind. Dennoch will ich aus Wika ein globales Unternehmen machen, das in allen relevanten Märkten vertreten ist und eine gute Markstellung einnimmt. Ich will, dass Wika bezogen auf unser Produktspektrum Nummer 1 oder 2 in jedem wichtigen Land wird. Dazu müssen wir auf der Vertriebsseite weltweit tätig sein und ein Produktionsnetzwerk aufbauen, das die spezifischen Vorteile der Standorte wirklich nutzt.
KEM: Wika nimmt eine Spitzenposition am Weltmarkt ein. Welche Daten und Fakten belegen diese Aussage?
Wiegand: Erstens natürlich unser Umsatz: Beim Vergleich der direkten Wettbewerber sind wir etwa doppelt so groß als der nächst größere. Zweitens unser Weltmarktanteil, der in unseren klassischen Märkten bei mindestens 20 Prozent liegt.
KEM: Welche Produkte umfasst das Wika-Portfolio und welche Highlights ragen heraus?
Wiegand: Auch wenn wir uns „nur“ mit Temperatur- und Druckmesstechnik beschäftigen, ist unser Portfolio sehr breit: Wir decken fast den gesamten Bereich industrieller Applikationen ab.
Ein Highlight ist zweifelsohne unsere Druckmittlertechnologie. Hier sind wir mit innovativen Sonderlösungen in der Lage applikationsspezifische Messprobleme zu bewältigen. Weiterhin ist die gesamte elektronische Druckmesstechnik ein Highlight. Angefangen von den Drucksensoren in Metall-Dünnfilm-, Keramik-Dickschicht- oder piezoresistiver Technologie, die wir als OEM-Sensoren anbieten, über darauf basierende kundenspezifische Design-In-Lösungen, bis zu kompletten Transmittern. Diese sind neben allen bekannten Analogsignalen auch verfügbar mit den digitalen Busschnittstellen CAN-, Hart- und Profibus sowie in Ausführungen für besondere Anforderungen. Dazu zählen beispielsweise Höchst- und Präzisionsdruckmessumformer. Wika ist einziger europäischer Hersteller eines kompletten Druckmesstechnikprogramms für Reinstgasanwendungen in der Halbleiterindustrie.
Zu den Highlights zählt für mich aber auch unser Service. Dieser reicht von Schulungen und Applikationsberatungen über Entwicklungspartnerschaften bis zu Kalibrierdienstleistungen und Lieferservice. Bis 12 Uhr bestellte Lagergeräte werden am selben Tag ausgeliefert. Für auftragsbezogen gefertigte Geräte streben wir zwei Wochen an und neue Varianten bestehender Produkte sollen in vier bis sechs Wochen abgewickelt werden.
KEM: Wo sehen Sie die Trends in der Messtechnik?
Wiegand: Nach meiner Meinung gibt es drei Megatrends: Der erste heißt Integration zusätzlicher Funktionen ins Messgerät. Dazu gehört vor allem Intelligenz und Kommunikationsfähigkeit. Das heißt aber auch Integration des Sensors in das Kundenprodukt. Die Trends 2 und 3 heißen Miniaturisierung und niedrigere Kosten. Letztere beziehen sich auf das Messgerät selber und natürlich – und das wird immer wichtiger – auf die mit dem Messgerät verbundenen Prozesskosten beim Anwender.
KEM: Wikas Keramik-Dickschicht-Drucksensoren sind nach VDA 6.1 zertifiziert worden. Welche Bedeutung haben derartige Zertifikate?
Wiegand: Sie sind Einstiegsvoraussetzung für bestimmte Märkte, vor allem Automotive. VDA 6.1 ist eine Spezial-Norm für Automobilzulieferer, die viel höhere Anforderungen als gängige Qualitätsnormen stellt. Gegenüber anderen Automobil-Zulieferern haben wir damit keine Vorteile, gegenüber anderen Mitbewerbern schon. Unsere Kunden im industriellen Umfeld wissen, dass wir danach zertifiziert sind. So können sie davon ausgehen, dass die Zuverlässigkeit unserer Leistungen sehr hoch ist.
KEM: Wika ist nach eigener Aussage einziger Anbieter der Sensortechnologien Keramik-Dickschicht, Metall-Dünnfilm und Piezoresistiv. Woran liegt das?
Wiegand: Die vielen Märkte in denen wir tätig sind, haben unterschiedliche Anforderungen. So benötigen wir verschiedene Technologien.
Natürlich versuchen wir erst das Potenzial unserer existierenden Technologien auszuschöpfen bevor wir mit teilweise erheblichen Aufwendungen in für uns neue Technologien einsteigen. Angefangen haben wir vor über 20 Jahren mit piezoresitiven Sensoren. Später gehörten wir zu den Pionieren bei der Entwicklung der Metall-Dünnfilmsensoren. Deren Eignung für Anwendungen bei höheren Drücken sowie die Tatsache, dass man keinen Druckmittler benötigt, gab damals den Ausschlag.
Der Einstieg in die Keramik-Dickfilmtechologie erfolgte, weil diese Sensoren bei Applikationen, bei denen der Kunde eine Dichtung akzeptiert, eine sehr kostengünstige Lösung sind.
Für uns ist es wichtig, dem Kunden für jede Anwendung die optimale Lösung bieten zu können und nicht mit Scheinargumenten eine bestimmte Technik verkaufen zu müssen.
KEM: Wie sieht Wikas Nachwuchsarbeit aus?
Wiegand: Wika stellt jährlich rund 40 Auszubildende und fünf Ingenieurstudenten ein. Damit soll der Facharbeiternachwuchs für die gewerblich-technischen Berufe und der Nachwuchs kaufmännischer und technischer Fachkräfte gedeckt werden. Bereits während der Ausbildung finden Projektarbeiten, zusätzlicher Fremdsprachenunterricht und Auslandseinsatz für besonders qualifizierte Kräfte statt.
Auch bieten wir rund 25 Studenten Praktika und Diplomarbeiten an, so dass ein Teil des Ingenieurbedarfs mit diesen Bewerbern gedeckt werden kann.
In Trainee-Programmen sollen Nachwuchsführungskräfte für den internationalen Einsatz herangebildet werden. Dazu werden drei bis fünf Hochschulabsolventen pro Jahr an unterschiedlichen Stellen für ihre Tätigkeit in Fertigung/Entwicklung oder Vertrieb/Produktmanagement ausgebildet. Zudem gab es 2001/2002 ein Ausbildungsprogramm für Junior-Produktmanager.
Im Rahmen der Weiterbildungsplanung werden besonders qualifizierte Mitarbeiter mit Entwicklungspotenzial als Führungskräfte identifiziert. Für diese finden im ersten Schritt etwa zwei Jahre dauernde Programme statt. Zur Vorbereitung auf Aufgaben im mittleren Management arbeiten wir mit der Steinbeiß-Stiftung zusammen, für Aufgaben im oberen Management mit einer Ausbildungsstätte für Fach- und Führungskräfte in St. Gallen.
Wir unterhalten eigene Ausbildungswerkstätten und arbeiten mit den FHs Aschaffenburg, Darmstadt, Würzburg und Schweinfurt, der Berufsakademie Mosbach und einer technischen Hochschule in Nordfrankreich zusammen.
KEM: Die Hannover Messe steht vor der Tür. Können Sie neue Produkte verraten?
Wiegand. Wir werden einen Druckmessumformer vorstellen, der vornehmlich für die Hydraulik gedacht ist, also für Drücke ab etwa 10 bar. Wir werden einen Höchstdruckmessumformer bis 7000 bar und ein umfangreiches Ex-Programm präsentieren, das mit allen relevanten Zulassungen global ausgerichtet ist. Zudem gibt es nachrüstbare Anzeigemodule inklusive Schaltkontakte.
„Wika soll Nummer eins oder zwei an jedem wichtigen Markt werden“
Fotos: Frank Herrmann
Ausführliche Informationen
Druckmesstechnik
Temperaturmesstechnik
Quergefragt
Tradition und Moderne zu verbinden…
…ist immer nur dann gut, wenn man aus beiden das Positive zieht.
Arbeiten Mitarbeiter sehr oft bis spät in den Abend…
…sollte das kein Dauerzustand sein.
Den „inneren Schweinehund“ zu überwinden…
…heißt für mich, möglichst täglich die rund vier Kilometer vom Wohnort zum Unternehmen und zurück zu laufen.
Staatliche Rentenversicherung…
…wird künftig nur den Grundbedarf abdecken.
Firmensteckbrief
– etwa 4 000 Mitarbeiter weltweit
– Umsatz 2002: etwa 325 Mio.E
– spezialisiert auf Druck- und Temperaturmesstechnik
– Niederlassungen in mehr als 25 Ländern weltweit
– weltweit rund 300 Mio. Messgeräte im Einsatz
Systems Engineering im Fokus

Ingenieure bei der Teambesprechung

Mechanik, Elektrik und Software im Griff

Video-Tipp

Unterwegs zum Thema Metaverse auf der Hannover Messe...

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