KEM Konstruktion: Herr Siemering, Wollen Sie uns noch einmal kurz erläutern, welche Gründe für die Zusammenlegung von MDA und Industrial Automation zur IAMD sprachen?
Marc Siemering: Industrie 4.0 lässt Branchengrenzen verschwinden und Innovationszyklen werden kürzer. Das sind die Realitäten, auf die sich nicht nur Industrieunternehmen, sondern auch die Hannover Messe einstellt. Bislang waren Unternehmen aus dem Bereich der Antriebs- und Fluidtechnik alle zwei Jahre präsent. Im Zeitalter der Digitalisierung kommen Produkte aber immer schneller zur Marktreife. Dementsprechend wollen die Unternehmen ihre Innovationen häufiger zeigen. Mit der Fusion folgen wir außerdem konsequent der Logik eines Marktes, der immer mehr branchen- und systemübergreifende Lösungen sowie vernetzte Produkte anbietet und nachfragt. Damit stärken wir die Position der Hannover Messe als Weltleitmesse für Industrie 4.0. Dass wir mit dieser Entscheidung richtig liegen, zeigt unter anderem, dass wir dieses Jahr mit der erwarteten Ausstellungsfläche aus dem bislang zweijährlichen Antriebs- und Fluidbereich deutlich über den Erwartungen liegen.
KEM Konstruktion: Welche Hallen belegt die IAMD und in welchem Rhythmus findet die Messe statt?
Siemering: Die IAMD veranstalten wir aus den eben genannten Gründen im jährlichen Rhythmus, wobei wir natürlich auch weiterhin den Ausstellern eine Heimat bieten, die alle zwei Jahre ausstellen wollen. Das Ausstellungsspektrum der IAMD umfasst Fertigungs-, Prozess- und Energieautomation, Robotik, Industrial IT, Hardware und Service, Produktionstechnologien sowie -dienstleistungen, außerdem Komponenten und Systeme der Antriebs- und Fluidtechnik, der Pneumatik und Hydraulik, Gleit- und Wälzlager, Getriebemotoren, Lineartechnik und Dichtungstechnik. Damit belegen wir die Hallen 22 und 23 sowie 8 und 9, 11 und Teile der 12 sowie 14 bis 17. Spannend aus Sicht der Antriebs- und Fluidtechnik ist in diesem Jahr auch die Nähe zur Intralogistikmesse Cemat, die die IAMD-Doppelhalle 22/23 einrahmt. Da uneingeschränkter Zutritt besteht, ergänzen sich beide Ausstellungsbereiche.
KEM Konstruktion: Bleiben die „alten“ Hallenstrukturen der MDA und Industrial Automation erhalten, oder nutzen Sie die Chance, das Thema „Industrie 4.0“ durchgängig darstellen zu können?
Siemering: Die Hallenstruktur bleibt teilweise erhalten. Der Doppelhalle 22/23 kommt dabei die Funktion zu, beide Themen jedes Jahr zu verbinden. Industrie 4.0 stellt die Hannover Messe definitiv als durchgängiges Thema dar – und zwar quer durch die gesamte Hannover Messe sowie auf der Cemat. Das ist die Lage 2018. Die Hallenstruktur darüber hinaus festzuschreiben, widerspricht der Dynamik unseres Geschäfts. Wir bewegen uns mit den Branchen und ihren Themen. Deshalb stellen wir die Geländeaufteilung Jahr für Jahr auf den Prüfstand und diskutieren eine sinnvolle Geländestruktur mit unseren Ausstellern.
KEM Konstruktion: Betrifft die Digitalisierung auch andere Bereiche der Hannover Messe?
Siemering: Die Digitalisierung betrifft als Megatrend unserer Zeit ohnehin alle. Sie finden kaum einen Bereich – auch außerhalb der Industrie, in dem die digitale Transformation und Vernetzung nicht die bestimmenden Themen sind. Für die Industriebranchen in Hannover gilt definitiv, dass sich das Thema als roter Faden durch sämtliche Hallen zieht. Explizit ist es das natürlich besonders in den Foren Thema, also etwa im Forum Industrie 4.0 in Halle 8, in der Sonderausstellung Smart Power Transmission and Fluid Power Solutions in Halle 23, im Forum Automation in Halle 14, dann im Logistik 4.0 Hub in Halle 24 in der Cemat oder im zentralen Forum Industrial Supply in Halle 4. Auch im Bereich Energy ist das ein großes Thema. Die Deutsche Energie-Agentur Dena stellt am Messemontag im Rahmen der Sonderschau Digital Energy die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage zu Potenzial und Akzeptanz digitaler Technologien für die intelligente Kopplung von Industrie 4.0 und den Energieversorgungsstrukturen von Industrie- und Gewerbeunternehmen vor.
KEM Konstruktion: Müsste nicht folgerichtig auch die „Digital Factory“ eingebunden werden, um Themen wie das „Maschinelle Lernen“ (KI) zu integrieren?
Siemering: Die Hannover Messe ist die Weltleitmesse der Industrie. Sie ist das Dach. Und unter diesem Dach vereinen wir unterschiedliche Themen, die sich aber nicht immer scharf abgrenzen lassen. Schauen wir auf die Leitmessen, dann sehen wir natürlich, dass die Grenzen fließend verlaufen. Mit Digital Twin, ERP, MES und PLM, Big Data und Cloud, Additive Manufacturing, Industrial Security, KI oder Machine Learning beantwortet die Digital Factory sämtliche Softwarefragen. Das gilt auch bei den klassischen Automatisierern, die ohne KI und digitale Tools nicht auskommen. Deshalb ist KI ein gesetztes Thema in der Automation. Und das Forum Industrie 4.0 meets the Industrial Internet steht aus diesem Grund auch auf der Schnittstelle zwischen Automation und Digital Factory.
KEM Konstruktion: Welche Möglichkeiten bieten Sie den Besuchern, sich auf der IAMD zu orientieren?
Siemering: Neben den klassischen Angeboten wie Hallenpläne oder Aussteller- und Produktsuche haben wir für die Themen Automation und IT wieder den roten Teppich ausgerollt. Die Red Carpet Route bietet den Besuchern eine optimale Tour zu Innovationen aus IAMD und Digital Factory. Außerdem werden wir wieder Guided Tours haben, unter anderem zu den Themen Industrieautomation & IT, Industrie 4.0 und Industrial Internet, Predictive Maintenance 4.0 oder auch Prozessautomation. Und schließlich gibt es den Industrie 4.0-Guide online, der Lösungen zur Industrie 4.0 auf dem gesamten Messegelände im Überblick versammelt.
Zum Besucherservice der Hannover Messe gelangen Sie mit Kurzlink: http://hier.pro/iIVnw
„Mit der Fusion folgen wir konsequent der Logik eines Marktes, der immer mehr branchen- und systemübergreifende Lösungen sowie vernetzte Produkte anbietet und nachfragt.“