Startseite » Leichtbau »

Whitepaper: Wie KMU ihre Klimaneutralität angehen können

Leichtbau BW lanciert Whitepaper
Klimaneutralität – ein Thema für KMU

Klimaneutralität – ein Thema für KMU
Dr. Wolfgang Seeliger, Geschäftsführer von Leichtbau BW: „Der Weg in die Klimaneutralität ist für alle Unternehmen ein hochrelevantes Thema – nicht erst auf lange Sicht.“ Im vorliegenden Whitepaper skizziert er für KMU den Weg zu diesem ambitionierten Ziel. Bild: Leichtbau BW
Die über BaWü hinaus bekannte Landesagentur Leichtbau BW zeigt sich überzeugt, dass Klimaneutralität für alle Unternehmen essenziell wird. Ihr Geschäftsführer Dr. Wolfgang Seeliger hat dazu ein Whitepaper verfasst, das wir im Folgenden eins zu eins wiedergeben. Der Titel: „Darum ist Klimaneutralität ein Thema für KMU – und so funktioniert es.“

Mit dem „Green Deal“ setzte die Europäische Kommission ein klares Ziel: Bis spätestens 2050 soll Europa der erste klimaneutrale Kontinent werden. Die Vorgaben für Deutschland sind ambitionierter, denn die Verschärfung des Klimaschutzgesetzes sieht die Erreichung der Treibhausgasneutralität bereits bis 2045 vor. Der Weg in die Klimaneutralität ist damit für Unternehmen aller Größen ein hochrelevantes Thema – nicht erst auf lange Sicht.

Klimaneutralität – auch für die eigene Wettbewerbsfähigkeit

Klimaneutralität bedeutet, dass nicht mehr klimaschädliche Gase emittiert werden, als das Klimasystem schadensfrei aufnehmen kann. Ziel ist es, die globale Erwärmung unter 1,5 °C gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter zu beschränken. An erster Stelle gilt es dabei immer, klimaschädliche Emissionen zu reduzieren und zu vermeiden. Qualifizierte Kompensationsprojekte sollten lediglich mit Blick auf unvermeidliche Treibhausgasemissionen – also nachrangig – ins Auge gefasst werden (vgl. [3]).

Als erstes weltweit produzierendes Industrieunternehmen ist beispielsweise bereits die gesamte Bosch-Gruppe seit 2020 klimaneutral, und zwar an über 400 Standorten rund um den Globus. Die Unternehmensgruppe hinterlässt damit keinen CO2-Fußabdruck mehr, was eine unabhängige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft im März 2021 testierte.

Bosch als Vorreiter und Vorbild

Der Weg dahin war für Bosch keineswegs trivial. Die Grundlagen zur Erreichung der Klimaziele wurden bereits im Jahr 2018 gelegt. Auch KMU werden diesem Beispiel nach und nach folgen. Denn: Neben der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung des Klimaschutzes und den gesetzlichen Forderungen (vgl. Green Deal, Pariser Klimaabkommen) spricht dafür auch der Erhalt der eigenen Wettbewerbsfähigkeit. Zunehmend mehr OEMs fordern von ihren Zulieferfirmen entlang der gesamten Lieferkette zertifizierte und nachhaltige Praktiken, um so wiederrum ihre eigenen CO2-Emisssionen in der Herstellungsphase zu reduzieren. Teilweise wird Klimaneutralität sogar bereits in den Vertragsbedingungen verankert und zum wesentlichen Kriterium für Auftragsvergaben.

Klimaneutral produzieren – wie geht das?

Wie bereits die Bezeichnung CO2-freie Lieferkette nahelegt, kann sich kein Unternehmen den Forderungen nach Klimaneutralität entziehen. Da jedoch kein Unternehmen per se klimaneutral ist, sind gezielte Maßnahmen gefragt.

Zu Beginn gilt es, sich einen grundlegenden Überblick über die Ist-Situation und den sogenannten Carbon Footprint des eigenen Unternehmens zu verschaffen. Mithilfe von Expert*innen wird dazu eine Treibhausgasbilanz erstellt, die den Ausstoß klimaschädlicher Gase entlang der gesamten Wertschöpfungskette systematisch erfasst. Als weltweiter Standard für CO2-Bilanzen hat sich das GHG Protocol durchgesetzt. Im Sinne der zentralen Handlungswege zur Erreichung der Klimaschutzziele, Reduktion und Vermeidung, werden sodann Optimierungs- und Reduktionspotenziale in einer ganzheitlichen Betrachtungsweise identifiziert.

Leichtbau wird eine Rolle spielen

Aufbauend auf den Analysen wird ein mittel- und langfristiger Maßnahmenplan entwickelt. Dazu zählt zum Beispiel der Umstieg auf klimaneutrale Energie oder der Einsatz innovativer Technologien (vgl. [1], [2]). An dieser Stelle spielt auch der Leichtbau seine Stärken aus. Leichtbau bedeutet, Produkte völlig neu zu denken und konventionelle Methoden des Engineerings zu hinterfragen. Der Ansatz geht damit über eine bloße Substitution von Werkstoffen hinaus. Mit intelligentem Design, der Nutzung neuer Technologien, optimierten Prozessen und digitalen Wertschöpfungsketten lassen sich Zeit und Kosten sowie wertvolle Ressourcen sparen und CO2-Emissionen reduzieren.

Hochrechnung aus Baden-Württemberg

Eine aktuelle Hochrechnung auf Basis zunächst nur weniger baden-württembergischer KMU aus den Branchen Maschinenbau und Mobilität aus dem Netzwerk von Leichtbau BW ermittelte beispielsweise ein CO2-Einsparpotenzial von rund 37 Millionen Tonnen durch die Umsetzung von Leichtbauprinzipien. Für mehr Nachhaltigkeit von Beginn an, ist eine bereits in die Produktentwicklung integrierte Lebenszyklusanalyse essenziell. Dafür wird bereits in der Entstehungsphase des virtuellen Produktes die CO2-Bilanz über die Nutzungsphase hinweg simuliert, wodurch schon vor der eigentlichen Produktion nachhaltig nachgebessert werden kann.

Leichtbau BW, CO2-Einsparpotenziale
Eine Hochrechnung ermittelte für die Leichtbauentwicklungen von fünf ausgewählten baden-württembergischen KMU ein CO2-Einsparpotenzial von 37 Millionen Tonnen. Quelle: LCS Life Cycle Simulation GmbH

Alle Unternehmensteile sind inkludiert

Entscheidend ist für KMU auf jeden Fall, das Thema Klimaneutralität im gesamten Unternehmen zu verankern. Letztlich sollte der CO2-Fußabdruck auch ausgewiesen werden können. Erleichternd dafür ist zum Beispiel das Führen eines Energiemanagementsystems etwa nach DIN EN ISO 50001 beziehungsweise eines Umweltmanagementsystems nach EMAS (Eco-Management and Audit Scheme) einschließlich Energieaudits durch externe Prüfer*innen. Die Verifikation durch eine unabhängige Prüfstelle erhöht zudem die Glaubwürdigkeit der eigenen Treibhausgasbilanz (vgl. [2]).

LeichtbauBW02_Diagramm_Whitepaper_Klimaneutralitaet.jpg
Der Weg in die Klimaneutralität umfasst mehrere, aufeinander aufbauende Stufen. Leichtbau bietet dabei großes Optimierungspotenzial.
Quelle: Leichtbau BW

Investition in die Zukunft

Bei der klimaneutralen Umstrukturierung der Volkswirtschaft spielen KMU eine entscheidende Rolle. Ihr Beitrag ist unerlässlich für die Erreichung der gesteckten Klimaziele. Zugleich nimmt auch der Erhalt ihrer eigenen Wettbewerbsfähigkeit KMU schon heute in die Pflicht zu handeln. Entscheidend ist für die Unternehmen auf ihrem Weg in die Klimaneutralität eine ganzheitliche Betrachtungsweise aller unternehmerischen Aktivitäten – beginnend bei der Produktentwicklung bis hin zum Recycling. Mit Maßnahmen zur Erreichung der Klimaneutralität, unter anderen durch Leichtbau, investieren KMU nachhaltig in ihre Zukunft. (os)

Videotipp:
Die „Sprechstunde Leichtbau“ diskutierte die CO2-freie Lieferkette mit Dr. Matthias Harsch, LCS Life Cycle Simulation GmbH

Literatur und Lesehinweise:
[1] Galeitzke, Mila et al. (2021): Klimaneutralität im Mittelstand. Leitfaden des Expertenkreises Nachhaltigkeit, hg. vom BVMV.

[2] Lieback, Jan Uwe et al. (2021): Vom Energie‧management zum Klimamanagement, hg. von der DENEFF.

[3] Ministerium für Umwelt, Klima, Energiewirtschaft Baden-Württemberg (2021): CO2-Kompensation durch Unternehmen.

Kontakt:
Leichtbau BW GmbH
Landesagentur für Leichtbau Baden-Württemberg
Breitscheidstraße 4
70174 Stuttgart
Tel.: +49 711 128988–40
www.leichtbau-bw.de

Unsere Whitepaper-Empfehlung
Systems Engineering im Fokus

Ingenieure bei der Teambesprechung

Mechanik, Elektrik und Software im Griff

Video-Tipp

Unterwegs zum Thema Metaverse auf der Hannover Messe...

Aktuelle Ausgabe
Titelbild KEM Konstruktion | Automation 3
Ausgabe
3.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Webinare & Webcasts
Webinare

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper
Whitepaper

Hier finden Sie aktuelle Whitepaper


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de