Startseite » Elektromotoren »

Leistungsdichte weiter steigern

Mechanische Kupplungen für nahezu alle Branchen der Industrie
Leistungsdichte weiter steigern

Leistungsdichte weiter steigern
Siemens-Portfolio-Manager Jochen Pelzer Bild: Siemens
Als einer der weltgrößten Hersteller für mechanische Kupplungen mit mehr als 100 Jahren Erfahrung sorgt Siemens für die sichere Verbindung von Maschinenwellen in nahezu allen Industriebereichen. KEM sprach mit Portfolio-Manager Jochen Pelzer über Neuerungen im Bereich der Flender-Kupplungen und deren Anwendungsmöglichkeiten.

 

Das Interview führte Dr.-Ing. Ralf Beck, Redakteur der KEM

KEM: Welche Portfolioneuerungen im Bereich der Flender-Kupplungen gibt es bei Siemens?
Pelzer: In dem heute schon sehr umfassenden Kupplungsprogramm bei Siemens hatten wir bislang eine Lücke im Bereich der spielfreien Servo-Kupplungen. Während wir bei elastischen Kupplungen mit dem Marktstandard N-Eupex, der Bolzenkupplung Rupex, den hochelastischen Elpex-Kupplungen, im drehstarren Bereich mit der Stahllamellenkupplung Arpex und der Zahnkupplung Zapex sowie bei Flüssigkeitskupplung mit der Fludex bereits hervorragend positioniert sind, können wir nun das Portfolio mit den spielfreien Baureihen Bipex-S und Sipex sauber abrunden. Zusätzlich bewegen wir uns mit applikationsgerechten Lösungen in den Bereichen Bahn-, Wind- und Turbokupplungen.
KEM: Welche Märkte bzw. Branchen haben Sie mit den Neuprodukten im Fokus?
Pelzer: Da zielen wir speziell auf Produktionsmaschinen im Bereich der Handhabungs- und Automatisierungstechnik ab, aber auch auf den Bereich der Werkzeug- und Druckmaschinen. Mit anderen Worten gesagt: Die Anwendung der Bipex-S und Sipex-Kupplungen ist überall da die richtige Wahl, wo hochdynamische Servoantriebe zum Einsatz kommen.
KEM: Wie unterscheiden sich die Baureihen, was sind die Besonderheiten der neuen Produkte?
Pelzer: Bei der Bipex-S handelt es sich um eine drehelastische, unter Vorspannung spielfreie Klauenkupplung. Die beiden Naben der Kupplung werden über einen Elastomerring verbunden. Dieser Elastomerring ist in vier unterschiedlichen Shore-Härten erhältlich. Die unterschiedlichen Shore-Härten ermöglichen es dann, die Drehfedersteifigkeit der Kupplung für die Anwendung optimal auszuwählen. Die Spielfreiheit bei dieser drehelastischen Kupplung lässt sich dadurch erreichen, dass das Elastomer mit Übermaß, also mit Vorspannung zwischen die Klauen der Naben gefügt wird. Zusätzlich wirken die Elastomere dämpfend, mindern so Drehmomentstöße und sind elektrisch isolierend. Die Sipex-Metallbalgkupplung ist im Gegensatz zur drehelastischen Bipex-S eine drehstarre Kupplung. Sie zeichnet sich durch eine hohe Torsionssteife aus. Unter Drehmomentbelastung ist der Verdrehwinkel von An- und Abtriebswelle deshalb sehr gering. Diese Eigenschaften braucht man in erster Linie da, wo man genau positionieren muss. So haben beide Baureihen nebeneinander ihre Berechtigung.
KEM: Gibt es weitere Merkmale, die spezifisch für die relevanten Anwendungen sind?
Pelzer: Für unsere Kunden ist die Leistungsdichte und damit auch ein geringes Gewicht bzw. eine geringe Massenträgheit von großer Bedeutung. Das erreichen wir dadurch, dass wir beispielsweise hochfestes Aluminium bei den Naben einsetzen. Zusätzlich bieten wir die Naben aktuell in sechs verschiedenen Ausführungen an: unterschiedliche Klemmverbindungen, aber auch normale Passfederverbindungen oder die einfache Verbindung über eine Stiftschraube. Wir betrachten, wie die Anwendermaschine aussieht, um uns dann über die Varianz optimal dort anzubinden.
KEM: Finden wir bei Siemens weitere Neuheiten bezogen auf Kupplungen?
Pelzer: An dieser Stelle möchte ich noch die N-Bipex nennen. Das ist auch eine drehelastische Klauenkupplung, wobei wir hier bei den Anwendungen auf Applikationen wie Pumpen, Lüfter oder Kompressoren abzielen, die keine Spielfreiheit benötigen. Dafür haben wir ein neues Design auf den Markt gebracht. Wir nennen es Curved-Design, d. h. die Gussnocken an den Naben sind mit einer speziellen Form ausgeführt, sodass sie im Zusammenspiel mit den leistungsstarken aber trotzdem verformungswilligen Elastomeren eine optimale Elastomerstandzeit erzeugen. Wir schaffen es an dieser Stelle wirklich, neue Standards zu setzen und dem Anwender eine höhere Anlagenverfügbarkeit zu garantieren. Mit der N-Bipex haben wir – auch durch dieses neue Design durch den Einsatz von hochwertigem Sphäroguss-Naben – erreicht, dass wir bei der Drehmomentkapazität, bei der Bohrungskapazität und bei der Temperaturbeständigkeit neue Maßstäbe setzen, die so vorher nicht verfügbar waren. Beispielsweise kann der Elastomerring bis 100 °C eingesetzt werden, ohne dass man sonst im Markt übliche Temperaturfaktoren bei der Auslegung berücksichtigen muss.
KEM: Sie haben im vergangenen Jahr in Mussum das modernste Kupplungswerk eröffnet – was genau macht das Werk aus?
Pelzer: Das Siemens-Kupplungswerk am Standort Bocholt-Mussum entstand 1990. Nach der Standorterweiterung um knapp zehntausend Quadratmeter Produktionsfläche und Verdoppelung des Bürotrakts wurde das zweite Werk in Vreden 2015 nach Mussum verlagert. Im Zuge der Integration der Produktreihe Arpex-Ganzstahllamellenkupplungen wurde auch das komplette Fertigungskonzept nochmals überdacht und der Materialfluss neu ausgerichtet. Wir haben – je nachdem, ob wir ein Schmiede-, ein Guss- oder ein Schweißteil einsetzen – unterschiedliche Materialflüsse durch die Fertigung in Richtung Versand oder Lager definiert, die für das jeweilige Kupplungsprodukt immer optimal ausgeführt sind. Zusätzlich wurde am Standort ein komplett neues Prüffeld errichtet. Das bietet uns für die Zukunft tolle Möglichkeiten für unser Engineering in Zusammenarbeit mit der R&D-Abteilung, zum einen die aktuellen Produkte weiterzuentwickeln und zum anderen auch neue Produkte für die Zukunft aufzustellen. Ein weiteres Highlight bei dem neuen Kupplungswerk ist ein vollautomatisiertes Hochregallager, das wir parallel zur Werkserweiterung aufgestellt haben. Das Hochregallager gehört zum Modernsten, was aktuell verfügbar ist und insgesamt haben wir ein Paket geschnürt, mit dem wir für die Zukunft bestens aufgestellt sind.
KEM: Welche Trends erwarten Sie für die Zukunft?
Pelzer: Seit Jahren erwarten unsere Kunden eigentlich immer das mehr oder weniger Gleiche von uns: Sie wollen immer höhere Leistungsdichten bekommen, also immer höhere Drehmomentkapazitäten bei geringen Gewichten und geringen Rückstellkräften, sodass die angeschlossenen Maschinen wenig belastet werden. Deshalb wird sich unsere Entwicklungsabteilung auch in Zukunft damit beschäftigen, die Leistungsdichte der Kupplungen zu steigern. Beispielsweise durch Leichtbau mithilfe des Einsatzes alternativer Materialien. Dann kann man sich Kupplungen sicherlich, was auch heute schon teilweise praktiziert wird, als mechatronisches Element im Produktionsprozess vorstellen. Die Kupplung stellt dann Daten zur Verfügung, die im Produktionsprozess wieder dazu genutzt werden können, denselben zu optimieren. Das passt auch zum Schlagwort Industrie 4.0.
KEM: Wie weit ist man da schon in der Umsetzung?
Pelzer: Wir praktizieren das schon. Wir haben zum Beispiel Kupplungen mit Drehzahlgebern oder welche, die Drehzahlgeber ansteuern. Es gibt Kupplungsvarianten, die Drehmomente messen können und das Drehmomentsignal dann für unterschiedliche Aufgaben zur Verfügung stellen, beispielsweise zur Leistungsüberwachung im Antrieb. Man erfasst über Drehzahl und Drehmomentmessung an der Kupplung, welche Leistung wirklich von der Arbeitsmaschine abgenommen wird.
KEM: Im September steht die Innotrans 2016 an. Gibt es Neuigkeiten im Siemens-Bahnkupplungssortiment?
Pelzer: Auch im Bahnbereich haben wir natürlich an Innovationen gearbeitet. Auf der Messe präsentieren wir eine sehr kompakt bauende Zahnkupplung, die trotzdem hohen Versatzanforderungen gerecht wird. Zusätzlich bieten wir Rutschnaben, die Überlasten im Antriebsstrang abfedern, bei Membrankupplungen haben wir eine neue Ausführung der elektrischen Isolierung erarbeitet und die Arpex-Stahllamellenkupplung für Lokantriebe wurde weiterentwickelt. Wir freuen uns, der Fachwelt diese Neuigkeiten auf der Innotrans vorstellen zu können. I
Innotrans: Halle 4.2, Stand 203
Siemens AG, Process Industries and Drives Division, Mechanical Drives, Bocholt, Tel.: +49 2871 92-2969, jochen.pelzer@siemens.com, www.siemens.de/kupplungen
Unsere Webinar-Empfehlung


Hier finden Sie mehr über:
Systems Engineering im Fokus

Ingenieure bei der Teambesprechung

Mechanik, Elektrik und Software im Griff

Video-Tipp

Unterwegs zum Thema Metaverse auf der Hannover Messe...

Aktuelle Ausgabe
Titelbild KEM Konstruktion | Automation 3
Ausgabe
3.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Webinare & Webcasts
Webinare

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper
Whitepaper

Hier finden Sie aktuelle Whitepaper


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de