KEM Konstruktion: Herr Vogel, Sie haben eine Gewindemutter aus Kunststoff für Schwerlastanwendungen dabei?
Tobias Vogel (Igus): So ist es – unsere verschleißfeste, spritzgegossene Dryspin-Gewindemutter JGRM, eine kostengünstige Alternative zu Kugelgewindetrieben. Im Vergleich zu Kugelrollgewinde-Systemen kostet die Polymer-Gewindemutter gerade einmal die Hälfte. Die neue Bauform der Serie DST-JGRM ist mit einem spritzgussoptimierten Design die robuste Alternative zu einer Flanschgewindemutter. Sie zeichnet sich durch die identischen Anschlussmaße und Steigungen verglichen mit handelsüblichen Kugelgewindemuttern aus. Die besondere Bauform ermöglicht eine leichte Montage und besonders die Aufnahme von radialen Lasten. Sie orientiert sich an den Anschlussmaßen und Steigungen von Kugelgewinden – und lässt sich daher einfach austauschen. Zudem ergeben sich so flexible Einbauvarianten: Die Gewindemutter kann an- oder aufgeschraubt oder in eine Bohrung montiert werden.
Die neue Gewindemutter ist für alle Gewindetypen mit einem Durchmesser von 14 bis 20 Millimeter erhältlich. Ihren höchsten Wirkungsgrad erzielt sie auf unserem patentierten asymmetrischen Dryspin-Gewinde. Für höhere axiale Belastungen ist zusätzlich übrigens auch eine Variante mit einer Edelstahlplatte als Heavy-Duty-Version erhältlich. Dabei bleibt das Flanschmaß identisch. Die Platte aus Edelstahl wird auf die Mutter montiert und vergrößert so die Auflagefläche zur Kraftableitung. Die Schraubenköpfe liegen nun nicht mehr auf dem Kunststoff auf. In unserem Testlabor zeigte sich, dass die Heavy-Duty-Variante bis zu 6 MPa und damit 50 Prozent mehr Last aufnehmen kann als eine vergleichbare Kunststoffflanschgewindemutter.
KEM Konstruktion: Können Sie uns einige der neuen Werkstoffe für Gleitlager vorstellen?
Vogel: Da ist unser Werkstoff Iglidur AX500 zu nennen, eine weiterentwickelte Variante des Werkstoffs Iglidur X. Die Besonderheit des AX500 ist, dass es sich um ein leitfähiges Material handelt und der Hochtemperatur-Werkstoff einen noch geringeren Verschleißwert als sein Vorgänger bietet. Entwickelt wurde der Werkstoff speziell für die Lebensmittelindustrie, er kann also problemlos im Kontakt mit Nahrungsmitteln eingesetzt werden. Hier punktet er vor allem mit seiner Wartungsfreiheit und der hohen Laufleistung aufgrund des verbesserten Verschleißwertes.
Unser chemisch beständigster Werkstoff ist zudem Iglidur AC500, er basiert auf dem Werkstoff A500. Er ist durch die Farbe blau optisch detektierbar und verfügt ebenfalls über eine optimierte Lebensdauer. Auch schmiermittelfreie Gleitlager aus AC500 sind für den direkten Kontakt mit Lebensmitteln zugelassen und eignen sich so für die schwierigsten Einsätze im Umfeld der Maschinen für die Nahrungsmittelindustrie. Die Nutzung von Reinigungsmitteln stellt beim Einsatz von AC500-Gleitlagern kein Hindernis dar.
KEM Konstruktion: Gibt es Neuerungen bei weiteren Werkstoffen?
Vogel: Da ist insbesondere unser H3 zu nennen, ein neuer Hochtemperatur-Werkstoff der Iglidur-H-Familie. Seine Eigenschaften lassen sich am besten mit zäh, verschleißfest und beständig beschreiben; H3 setzt hier neue Maßstäbe mit seiner hohen Strapazierfähigkeit. Das ist von den Anforderungen her keine einfache Aufgabe, denn die Forderung nach einer hohen Wechselbiegefestigkeit widerspricht eigentlich der nach einer hohen Temperatur-Beständigkeit. Das Material besitzt dennoch eine dreifach höhere Zähigkeit als H, 1,5-mal höher als H1, und erreicht zudem eine höhere Lebensdauer als beide. Entwickelt wurde H3 vor allem zum Einsatz in Motoren und Getrieben sowie unter anspruchsvollen Umgebungsbedingungen, hier punktet er mit seiner geringen Feuchtigkeitsaufnahme.
KEM Konstruktion: Eine weitere Neuerung betrifft das Rollen-Programm?
Vogel: Exakt – es gibt immer mehr Standard-Rollen bei uns im Programm. Wer etwa verschleißfeste und ableitende Rollen sucht, findet mit Rollen aus Iglidur F3 die passenden Bauteile. F3 verhindert aufgrund seiner elektrischen Leitfähigkeit die elektrostatische Aufladung. Gleichzeitig sorgen im Werkstoff inkorporierte Festschmierstoffe dafür, dass die Rollen ohne zusätzliche Schmierstoffe – und damit verbunden Wartung – eingesetzt werden können, der Einsatz von Kugellagern ist somit nicht mehr notwendig.
KEM Konstruktion: Mitgebracht haben Sie auch einen sehr alten Werkstoff?
Vogel: Bei Einsätzen etwa in der Landwirtschaft oder Bauindustrie greifen wir auf Filz zurück. Um den Schmutzeintrag zu verhindern, besitzt das Gleitlager Iglidur SG03 Filzdichtungen. Das schützt die Welle und das Lager selbst vor Verschleiß und vorzeitigem Ausfall. Filz besitzt hier den Vorteil, dass er sich bei der Initial-Schmierung ‚vollsaugt’, was zu einer unheimlich hohen Flexibilität und Abdichtung führt.
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