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Spezialgebiet: Planetengetriebe

Alpha Getriebebau, Igersheim
Spezialgebiet: Planetengetriebe

Im schwäbisch-fränkisch-badener Dreiländereck Igersheim befindet sich der Standort der Wittenstein AG. Ein Unternehmen der Holding ist die Alpha Getriebebau GmbH. Innovationen wie Alpheno IQ, Cymex oder SP+ kommen aus diesem Hause. KEM porträtiert Konstruktionsleiter Franz Eisele.

 

Die Autorin Angela Scheufler ist Redakteurin der KEM

Planetengetriebe sind wohl das Schicksal des Franz Eisele aus Salach, heute in Igersheim. Der Diplom-Ingenieur (TU) startete seine berufliche Laufbahn bereits während des Studiums, als ihn eine Studienarbeit 1990 zu Alpha Getriebe führte. Inhalt war die Optimierung eines Robotergetriebes, ein damaliger Schwerpunkt im Unternehmen. Hierbei scheint er sich bereits einen guten Namen gemacht zu haben, denn nach Abschluss des Stu- diums 1992 wurde er zu einer Zeit, als die Unternehmen reihenweise Konstrukteure entließen, von seinem Mentorunternehmen eingestellt. Es folgten vier Jahre Tätigkeit in Konstruktion und Entwicklung, wo er Planetengetriebe wie die TP- und LP-Baureihen sowie Sonderkonstruktionen bearbeitete. Eine dreijährige Stipvisite führte ihn zwischenzeitlich zur Firma Liebherr ins Werk Biberach. Hier konstruierte er Planetengetriebe für Baumaschinen mit den Aufgabenschwerpunkten Konstruktion, Finite-Elemente-Berechnung und die versuchstechnische Untersuchung von neuen Antrieben. Offenbar hing aber sein Herz nach wie vor an Alpha, wo sich parallel eine lebhafte Entwicklung abzeichnete. So kehrte er im Jahr 2000 als Konstruktionsleiter zurück in die Abteilung Konstruktion und Entwicklung.
Alpha Getriebebau ist 2001 zur neugegründeten Holding Wittenstein AG hinzu gekommen, die sich heute aus folgenden Business-Units zusammensetzt: Alpha Getriebebau, Wittenstein Motion Control, Wittenstein Cyber Motor, Wittenstein Aerospace & Simulation, Wittenstein Intence Medizintechnik und Wittenstein Bastian. Das 800 Mitarbeiter zählende Unternehmen erwirtschaftet Jahr für Jahr zweistellige Wachstumraten und tritt in vielen Produktbereichen als Vorreiter auf dem Markt auf. Dafür mitverantwortlich sind so kreative Köpfe wie Franz Eisele, der für die Business Units Alpha Getriebebau und Motion Control verantwortlich zeichnet.
„Mein nächster Vorgesetzter ist der Vorstand“
Die Hierarchien im Unternehmen sind flach. Eiseles nächster Vorgesetzter ist Geschäftsführer und Vorstand der Wittenstein AG. Ansonsten gibt es weder Gruppen- noch Teamleiter. Für die drei Aufgabenbereiche mechanische und elektrische Konstruktion sowie Vertriebsunterstützung wurden kleine Teams gebildet. Im Vertretungsfall können so mehrere Personen auf die notwendigen Informationen zurückgreifen. Neben Konstruktion und Entwicklung (K & E) gibt es noch die Abteilung Foschung und Entwicklung (F & E), wo die Konzeptentwicklung erfolgt.
Eiseles Team bearbeitet die neu eingeführten und Serien-Produkte sowie kundenspezifische Anpasskonstruktionen. Die Getriebebaureihe SP, auch als klassisches Präzisionsgetriebe bekannt, gibt es schon seit der Gründung des Unternehmens 1984. Aktuell wurde das SP+ Getriebe eingeführt. Es verfügt über eine höhere Leistungsdichte und Wellenabtrieb. Das TP-Getriebe bietet einen Flanschabtrieb. Als dritte wichtige Baureihe ist das LP-Getriebe zu nennen, wo für einfachere Anwendungen zugunsten des Preises weniger Wert auf Präzision gelegt wurde. Bei der Wittenstein Motion Control gibt es die Baureihe TPM, das heißt kombiniertes TP-Getriebe von Alpha mit einem Motor von Wittenstein. Aktuell kommt gerade die Software zur optimalen Berechnung des Antriebsstranges „Cymex“ aus der F & E in die K & E Abteilung. Nun heißt es für Eiseles Mitarbeiter, sie den Kunden nahezubringen.
„Eine Spezialität von Alpha ist die Kreation neuer Standards“
Alpha Getriebebau ist unter anderem bekannt dafür, dass in der Ideenschmiede der Nachbarabteilung F & E immer wieder neue Standards kreiert werden, deren Schnittstellen der Wettbewerb anschließend nachbaut. So hat Alpha 1983 als erster im Markt spielarme Planetengetriebe eingeführt. Heute gibt es auf diesem Gebiet ca. 40 Konkurrenten. Zur Entwicklung solcher Standards muss man sehr genau wissen, was der Markt benötigt. Dieses Wissen erwerben sich die Ingenieure durch die Zusammenarbeit mit dem Kunden. Konstruktionsleiter Franz Eisele ist regelmäßig mit den Kollegen des Vertriebs beim Kunden vor Ort. Hier lernt er neue Applikationen kennen und hilft bei der Klärung komplizierter Fragestellungen, die sehr tief in der Technik zu diskutieren sind.
Fast die Hälfte seiner Tätigkeit verbringt er mit Organisation, ein weiteres Drittel mit Vertriebsabstimmung und die innerbetriebliche Abstimmung mit der Produktion beträgt circa 10 Prozent. Obwohl er selber kaum mehr „am Reißbrett“ steht, ist er doch in jede Konstruktion seiner Mitarbeiter voll involviert.
Seine elf Mitarbeiter setzen sich aus sechs Diplomingenieuren, vier Technikern und einer Technischen Zeichnerin zusammen. Davon beschäftigen sich sieben Mitarbeiter mit mechanischer und vier mit elektrischer Konstruktion. Beim Aufgabenschwerpunkt Vertriebsunterstützung müssen technische Fragen zu Applikationen untersucht und konstruktive Vorschläge erarbeiten werden. Dazu arbeiten die einzelnen Teams auch oft zusammen.
„Das Verdrehspiel am Abtrieb reduzieren, ist eine charakteristische Größe der Entwicklungsarbeit “
Der Trend bei den Getrieben geht immer noch in Richtung Kompaktheit und Genauigkeit. Da sehen die Getriebespezialisten auch noch kein Ende des Potenzials. Hatte man früher 6 arcmin, sind wir heute schon bei der Realisierung von 2 arcmin angelangt. Um dies zu erreichen, müssen die Qualität der Einzelteile verbessert und der konstruktive Aufbau angepasst werden. Ein weiteres Thema ist die Erhöhung der Zuverlässigkeit, insbesondere durch Lebensdauerschmierung und Entwicklungspartnerschaften auf dem Gebiet Dichtungen. Miniaturisierung, Intelligenz, Netzwerkfähigkeit und Integration von Komponenten sind weitere Schwerpunkte der Entwicklungsarbeit. Beispielhaft ist hier das Planetengetriebe Alpheno zu nennen. Auch hier beginnt Eisele mit seinem Team in verschiedenen Projekten damit, die grundsätzliche Entwicklung dieses intelligenten Getriebes dem breiten Markt zugänglich zu machen. Nächste Entwicklungsschritte wird es für eine TP+ Baureihe geben, ebenso für eine Winkelgetriebebaureihe und die Kreation eines Hohlwellengetriebes.
„Jeder PC-Arbeitsplatz hat bei uns einen Internetzugang“
Die Igersheimer Konstrukteure arbeiten bereits seit 1996 mit dem 3D-CAD-System Unigraphix. Die Entscheidung ob „2D, 3D oder beides“ ist damals zugunsten 3D Komplettumstellung gefallen. Das, so Eisele, habe sich bewährt, auch wenn diese Systeme sehr teuer sind. Aber es mache wenig Sinn, zwei verschiedene CAD-Systeme zu verwalten und zu pflegen, wie das heute noch sehr viele Konstruktionsbüros tun. Zudem gebe es viele Funktionalitäten, die mit 2D nicht möglich sind wie die Untersuchung, ob Teile tatsächlich zusammenpassen oder parametrische Ableitungen von Teilefamilien zur Generierung von Bau-reihen.
Jeder PC-Arbeitsplatz im Unternehmen hat einen Internetzugang, der zu Recherchezwecken erstrangig genutzt wird. Das könne man sich heute nicht mehr wegdenken. Somit hat sich die Anzahl an Katalogen und ähnlichen Printmedien sehr reduziert. Erst wenn man im Internet nicht mehr weiterkommt, lässt man sich die Kataloge kommen und vereinbart gegebenenfalls ein Beratungsgespräch. Normteilbibliotheken werden kaum genutzt, sondern die Kaufteile überwiegend im System selbst erzeugt. Damit werden betriebsinterne Ansprüche an die Darstellung der Schnittzeichnung oder die Verwendung der 3D-Teile in Baugruppen erfüllt. Die Archivierung der Produktdaten erfolgt heute ausschließlich digital. Sämtliche Altbestände wurden gescannt und ebenfalls archiviert. Blickt Eisele zurück, empfindet er den Einzug des Produktdatenmanagements als größte Veränderung. Aber auch sonst unterscheide sich der Konstrukteurs-Arbeitsplatz heute nur noch durch die 3D Maus und den großen Bildschirm von jedem anderen PC-Arbeitsplatz im Unternehmen.
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