Technikspezialist Stefan Strobel ist technischer Berater bei Franke. Im Experteninterview spricht er über Möglichkeiten und Projekte im Bereich direkt angetriebener Leichtbaulager. Und darüber, warum er Drahtwälzlager cool findet.
KEM: Was ist das Besondere an Drahtwälzlagern mit Direktantrieb?
Strobel: Die ungeheure Vielfalt der Gestaltungsmöglichkeiten. Andere Anbieter haben zwar ebenfalls direkt motorisierte Lager im Programm aber nur wir sind in der Lage, Geometrie und Werkstoff individuell anzupassen.
KEM: Warum ist diese anwenderspezifische Anpassung aus Ihrer Sicht so wichtig?
Strobel: Weil dadurch weiterer Nutzen für den Kunden entsteht. Stellen Sie sich vor, das Lager soll eine Radareinheit im Bug Ihres Flugzeugs bewegen. Wir bauen es für Sie aus Aluminium und legen es so aus, dass es Vibrationen und Temperaturveränderungen problemlos verkraftet. Oder denken Sie an die Radnabe eines Elektrofahrzeugs. Wir gestalten die Gehäuseteile so, dass sie der Form einer Felge entsprechen, auf die sie ohne weitere Bauteile Ihre Reifen aufziehen können. Sie sparen Bauteile, Adapterscheiben und ähnliche Zusätze. Und damit Kosten und Gewicht.
KEM: Sehen Ihre Kunden das auch so?
Strobel: Absolut.
KEM: Zum Beispiel?
Strobel: Zum Beispiel der Konstrukteur eines innovativen Elektrofahrzeugs. Wir haben in die Felge ein zweireihiges Schrägkugellager integriert, der Motor ist direkt adaptiert und der Reifen wird direkt auf den Außenring des Lagers aufgezogen. Die große Mittenfreiheit schafft Raum zur Aufnahme eines Bremssystems. Geplant ist es, alle vier Räder des Fahrzeugs so auszuführen. Dann braucht man nur noch eine leistungsfähige Steuerungseinheit, um die Antriebe zu koordinieren und eine kompakt bauende Energieversorgung. Fertig! Selbstverständlich ist die komplette Felge aus Aluminium gefertigt, wodurch die ungefederten Massen des Fahrzeugs reduziert werden und die Antriebsleistung leichtes Spiel hat. Coole Sache, oder?
KEM: Keine Frage – Wo gibt es gegenwärtig weiteres Potenzial für diese Technologie?
Strobel: Fahrzeuge sind derzeit eine interessante Anwendung. Wir haben hier diverse Projekte am Start und in der Erprobung. Weitere Branchen sind der klassische Maschinenbau – beispielsweise bei Rundtakttischen oder Werkzeugwechslern – und die Lebensmittel- und Verpackungsindustrie. Hier punkten wir vor allem mit speziellen Materialien und Abdichtungen für das Lagergehäuse, um in feuchter oder aggressiver Umgebung ein überzeugendes Bewegungssystem anzubieten. Weitere potenzielle Anwendungen sind Luft- und Raumfahrt, Medizintechnik und natürlich die Robotik, die sich gegenwärtig verstärkt mit kleinen, leichten Ausführungen für den Arbeitsplatz und im Service beschäftigt. Hier könnten die Antriebe klein und leistungsstark direkt in die Gelenke integriert werden.
KEM: Ein weites Feld. Sie scheinen dem Drahtwälzlager einiges zuzutrauen …
Strobel: Selbstverständlich. Ich habe im Laufe meiner jungen Karriere bei Franke schon einige spektakuläre Anwendungen für Drahtwälzlager gesehen und muss sagen: das Produkt ist unglaublich vielseitig. Wer die Möglichkeiten dieser Technologie einmal erkannt hat, kann gar nicht anders als davon begeistert zu sein. „Light bearings for innovation“ lautet unser Markenclaim. Cool bearings könnte er auch lauten! I
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