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Two-Pillars-Geschäftsführer zum Thema MBSE

Praktiker zum Systems Engineering
Die Idee hinter Two Pillars

Das Systems Engineering ruht auf den Säulen Produktarchitektur und Projektmanagement – beides zusammen adressiert das Unternehmen Two Pillars, das im Mai 2018 mit dem Fraunhofer-Institut für Entwurfstechnik Mechatronik (Fraunhofer IEM) gegründet wurde und als Joint Venture mit dem japanischen IT-Spezialisten ISID agiert. KEM Konstruktion sprach mit Dr. Christian Tschirner, Christian Bremer und Atsushi Yoshida, den Geschäftsführern des Unternehmens, über die Ziele und das Portfolio.

Interview: Michael Corban, Chefredakteur KEM Konstruktion

KEM Konstruktion: Herr Dr. Tschirner, Herr Bremer, Herr Yoshida, das neue Unternehmen heißt Two Pillars – steht es auch auf zwei Säulen und welche Ziele verfolgen Sie?

Dr. Christian Tschirner (Two Pillars): In der Tat spielt der Unternehmensname bewusst mit den zwei wesentlichen Bestandteilen des Systems Engineering, die hervorstechen: Erstens das ‚Architecting‘ und zweitens das ‚Technische Projektmanagement‘. Beim Architecting geht es um die Produktarchitektur, die aus dem Requirements Engineering – also der Festlegung der Anforderungen – abgeleitet wird. Darauf baut idealerweise das Projektmanagement auf. Diese beiden Punkte definieren die Grundbestandteile des Systems Engineering – nur beide zusammen führen eine Entwicklung zum Erfolg. Daher der Name ‚Two Pillars‘. Was die Ziele anbelangt: Wir wollen, dass sich Ingenieure auf die wertschöpfenden Tätigkeiten konzentrieren können und Spaß an ihrer Arbeit haben – das permanente Suchen von Informationen und Dokumenten ist kein Zustand; die bisherige – nicht-modellbasierte – Arbeitsweise fördert das jedoch und kostet einfach nur Zeit und Nerven!

KEM Konstruktion: Geht Ihr Ansatz denn mit Blick auf die interdisziplinäre Produktentwicklung über das Model-based Systems Engineering (MBSE) hinaus?

Tschirner: Rund um das Model-based Systems Engineering werden gerade viele Ideen umgesetzt, allerdings werden derzeit zwei Aspekte nicht weitgehend genug berücksichtigt: Einerseits der Schulterschluss zum Projektmanagement, zum Prozess der Produktentwicklung, und andererseits die Integration der Analyse der Kundenbedürfnisse.

Atsushi Yoshida (Two Pillars): Genau an dieser Stelle setzt das Tool iQuavis von ISID an. Mit der zugrundeliegenden Methodik setzen wir direkt beim Kunden an, identifizieren die Kundenbedürfnisse und setzen das strukturiert in System- und Komponentenanforderungen um…

Christian Bremer (Two Pillars): … um auf dieser Basis das Projekt steuern zu können. Wichtig dabei ist, dass wir keine bestehenden Autorentools im Engineering ersetzen. Will heißen: Sowohl der Elektro- als auch der Mechanik-Konstrukteur arbeitet weiter mit seinen ihm vertrauten Tools. Die Produktarchitektur wird allerdings vorab in iQuavis definiert – also auf einer noch grundlegenderen Ebene – und begleitet die Projektmitarbeiter über das gesamte Projekt.

Tschirner: Also ja – unser Ansatz geht über das reine MBSE hinaus. Systems Engineering ist für uns auch eine Denkweise, die das ganze Handeln in der Produktentwicklung positiv prägen kann – so wie Lean Production der Produktion eine Art Heimat gegeben hat. Und MBSE ist der Ausgangspunkt für viele neue Arbeitsweisen – solange man sich auf Transparenz in der Zusammenarbeit einlassen will.

KEM Konstruktion: Könnte man die zwei Säulen auch als Beratung plus Tool verstehen, da Sie Unternehmen ja bereits in einer frühen Phase der Produktentwicklung unterstützen wollen?

Tschirner: Daran haben wir zugegeben bei der Definition des Unternehmensnamens nicht gedacht, aber es trifft zu: Ein Tool wie iQuavis mit dem Potential, Prozesse radikal zu verändern und zu verbessern, erfordert einen gewissen Beratungs- und Trainingsanteil – und genau diesen wollen wir ebenfalls bieten. Rund ein Drittel der aufzubauenden Belegschaft wird sich diesem Aspekt widmen, ein weiteres Drittel der Tool-Entwicklung. Von Vorteil ist dabei, dass wir nicht bei Null starten, sondern mit ISID einen starken strategischen Partner an Bord haben – mit der Erfahrung aus erfolgreichen Projekten in Japan. Herr Yoshida hatte in seiner früheren Tätigkeit bereits an iQuavis maßgeblich und richtungsweisend mitgearbeitet und unterstützt unsere Ideen nun ebenfalls. Wenn man so will, ergeben sich daraus übrigens wiederum zwei Säulen, eine in Deutschland und eine in Japan. Oder anders formuliert: Faszinierende deutsche Ingenieurkunst und japanische Gründlichkeit und Akribie ergänzen sich hervorragend.

Yoshida: Bei ISID waren und sind wir ähnlich aufgestellt. Man kann bei einem solch wichtigen Thema – immerhin geht es um den Ausbau von Innovationskompetenz – potentiellen Kunden nicht einfach nur ein Werkzeug zur Verfügung stellen. Das heißt aber nicht, dass dauerhafte Beratung notwendig ist – wir sind nur erfolgreich, wenn unsere Kunden erfolgreich mit unserem Tool arbeiten. Zum Start heißt es gemeinsam – ichigan könnte man auf japanisch sagen, später müssen die Kunden aber flügge werden – hitoridachi.

KEM Konstruktion: Deswegen ist das Fraunhofer IEM als Partner auch mit an Bord?

Bremer: Exakt, wir sprechen auch von einem Joint Venture. Fraunhofer bringt aus der Forschung kommend sein methodisches Know-how ein, ISID sein Tool. Zugute kommt uns hier, dass sich kaum einer länger mit dem Thema Model-based Systems Engineering beschäftigt als Fraunhofer. Und mit Professor Roman Dumitrescu, Direktor des Fraunhofer IEM, steht uns auch künftig ein starker Partner zur Seite, der ganz entscheidend Anteil an der Umsetzung dieser Thematik hat.

KEM Konstruktion: Welche Stärken bringt ISID ein?

Yoshida: Information Services International-Dentsu – kurz ISID – wurde 1975 ebenfalls als Joint Venture von Dentsu und General Electric gegründet. Nachdem anfangs IT-Dienstleistungen im Vordergrund standen, gewann nach und nach das Thema Engineering an Gewicht. Zu den Kunden gehören dort viele OEMs im Automobilbereich sowie bekannte japanische Maschinen- und Anlagenbauer. Die Stärken des Tools liegen deswegen auch in den Bereichen Risiko- und Projektmanagement. Erkannt haben wir zudem, dass das Model-based Systems Engineering eine sehr wichtige Rolle spielen wird. Entstanden ist daraus das bereits genannte Systems-Engineering-Tool mit inzwischen nahezu 40.000 Anwendern in Japan. Als wir die beiden Kollegen bei Fraunhofer IEM und ihre Arbeiten kennengelernt haben, wussten wir schnell, dass das eine gute Sache für ISID und das Systems Engineering werden kann, wenn wir zusammenarbeiten.

Tschirner: Spannend ist für uns – aus dem Fraunhofer IEM kommend –, dass wir aus technischer Sicht all das, was wir uns bislang überlegt und konzipiert haben, jetzt in die weitere Entwicklung des Tools einbringen können – das wird auch hier in Deutschland erfolgen. Hinzu kommt, dass ISID das Tool sehr stark aus Sicht der Anwendung – und nicht der Softwarespezifikation – entwickelt hat. Das beginnt beim Systems Engineering und reicht bis zur Umsetzung des Projektes. Niederschlag findet dies in der radikal anderen und einfachen Bedienung – wer heute PowerPoint beherrscht, kann morgen auch iQuavis einsetzen und dabei alle Vorteile des MBSE-Modellers nutzen, inklusive der Wiederverwendung vorhandener Elemente und zielgenauer Auswertungen.

KEM Konstruktion: Die Integration der eingangs angesprochenen spezifischen Autorentools bleibt dabei aber erhalten?

Bremer: So ist es, wobei es hier verschiedene Ausbaustufen geben wird und wir derzeit natürlich noch nicht sämtliche Autorenwerkzeuge integrieren können. Wir setzen aber auch weit vor den CAD-Tools an: Da bislang etwa PowerPoint und Excel die Hauptwerkzeuge der Requirements Engineers sind, kann ich auch Tabellen laden und bearbeiten. Digitalisierung bringt uns nichts, wenn wir erst beim CAD mit dem ersten digitalen Artefakt anfangen. Konsequenterweise wird das Tool auch cloudbasiert laufen und damit eine zentrale Datenhaltung und die Plattform zur Kollaboration bieten.

Yoshida: iQuavis wird eng aufeinander abgestimmt in Japan und Deutschland weiterentwickelt. So haben wir nicht nur ein starkes Team, sondern können auch zielgerichtet für die Bedürfnisse der beiden Märkte entwickeln. Wir haben in Paderborn gerade die ersten Software-Entwickler eingestellt und setzen erste Features um – und wir suchen noch weitere Mitarbeiter.

www.two-pillars.de

Mehr zum Systems Engineering Tool: hier.pro/oKlQE

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