Ob Finanzwesen, Warenwirtschaft, F&E oder Vertrieb: Vernetzung und Digitalisierung der Unternehmensbereiche eröffnen in vieler Hinsicht Vorteile. Transparente Prozesse, optimierte Planungen, Kapazitätsgewinn, reduzierte Wartungs- und Instandhaltungskosten, Effizienzgewinn und im besten Fall neue Geschäfts- und Wertschöpfungsmodelle sind die Folge. Während einerseits Maschinendaten ausgewertet und analysiert und andererseits Relationen zwischen verschiedensten Unternehmensdaten gebildet werden, fehlt bisher größtenteils die Anbindung der Produktion an die eigenen ERP-Systeme. „Gerade hier gibt es viele Möglichkeiten, Prozesse zu optimieren und die Wertschöpfung zu erhöhen“, ist sich Alexander Tillmann, Geschäftsführer des Unternehmens Ulixes Robotersysteme aus Fellbach bei Stuttgart sicher. Bisher wenig transparent sind in den meisten Unternehmen vor allem die Bereiche, in denen manuelle Handhabung eine Rolle spielt – von der Warenannahme und -prüfung über Bereiche der manuellen Fertigung inklusive Werkerführung bis hin zu Qualitätsprüfungen bei Montagearbeiten, Etikettierung und Verpackung.
Daraus ergeben sich für produzierende Unternehmen wesentliche Effizienzprobleme, denn die fehlende Digitalisierung erlaubt weder Analysen zur Prozessverbesserung noch ist eine Optimierung der Qualitätskontrolle möglich. Zudem geschieht das Anlernen von Mitarbeitern und Überwachen von Arbeitsschritten nur durch andere Mitarbeiter und ist damit nicht objektivierbar. „Für die Unternehmenssteuerung heißt das, man arbeitet und fertigt in einer Blackbox und es gibt keine Möglichkeit, Daten zu erheben oder diese gar im ERP-System mit anderen Unternehmensdaten zu verknüpfen“, erläutert Alexander Tillmann.
Anleitung, Überprüfung, Digitalisierung
Für die Digitalisierung der manuellen Fertigung hat Ulixes deshalb den sogenannten Assistenten entwickelt, ein autark arbeitendes, von Fertigungsmaschinen unabhängiges und eigenständiges Komplettsystem zur Anleitung, Überprüfung und Digitalisierung von manuellen Prozessen. Der Assistent kann mit unterschiedlichsten Arbeitsplätzen und Tätigkeiten kombiniert werden, indem er frei über dem Arbeitsplatz montiert wird. Er verfügt über einen Projektor, Sensoren, Schnittstellen und einen integrierten Prozessor, sowie, je nach Modell, über ein touchfähiges Bedienpanel. Dabei führt der Assistent den Mitarbeiter durch vielfältige Arbeitsschritte: So leitet er zum Beispiel Schritt für Schritt durch den manuellen Montageprozess. Er überprüft die korrekte Etikettierung von Produkten, unterstützt die Kommunikation zwischen Mensch und Roboter bei der Palettenbestückung und bei der Fertigung von Lenksystemen leitet und überwacht er komplexe Entnahme- und Montageschritte. Er übernimmt zum Beispiel die Digitalisierung der Fertigung von Kühl- und Heizelementen. Oder er funktioniert als komplette Werkerassistenz inklusive Verpackung und Warenausgang bei der Produktion von Lichtelementen. Der Assistent ist damit ein flexibles System, das in unterschiedlichsten Szenarien Prozessschritte digitalisiert und die Daten damit für umfassende Auswertungen und Optimierungen zugänglich macht.
„Das Einrichten und Konfigurieren funktioniert wie beim Mobiltelefon ganz einfach über Apps“, erklärt Tillmann. „Wenn man eine bestimmte Funktion benötigt, zieht man die passende aus dem App Store in den Aktiv-Bereich. Damit ist sie bereits aktiviert und kann genutzt werden.“ Mehr als hundert dieser Apps stehen für unterschiedliche Funktionen heute bereits zur Verfügung – für das Strukturieren von Arbeitsprozessen, das Einbinden von Projektionen oder eben den Datenaustausch mit anderen Systemen. Dazu gehört auch die Anbindung an das Exact ERP System mittels der App „Exact für Produktion“.
Durch mehr als hundert Apps vielfältig einsetzbar
Einmal konfiguriert übernimmt der Assistent die definierten Tätigkeiten: Mithilfe von Kameras oder anderen Sensoren gleicht er zum Beispiel die von einem Mitarbeiter durchgeführten Arbeitsschritte mit dem vorgegebenen Ablauf ab und gibt dem Arbeiter Feedback, wenn ihm ein Fehler unterläuft. Jeder Schritt wird mithilfe von Videos, Bildern, Symbolen oder Textanweisungen, die der Projektor auf dem Arbeitsplatz einblendet, angeleitet. So beleuchtet der Assistent beispielsweise die Box, aus der das nächste Fertigungsteil entnommen werden muss. Greift der Mitarbeiter das richtige Teil, geht der Assistent zum nächsten Arbeitsschritt über. Auch bei Montage- Etikettier- oder Verpackungstätigkeiten vergleicht der Assistent etwa den von einem Mitarbeiter ausgeführten Arbeitsschritt mit dem vorgegebenen Ergebnis, sichert damit die Fertigungsqualität und gibt dann den nächsten Schritt frei. „Die Vorteile sind vielfältig. In einem ersten Schritt reduziert der Assistent Einarbeitungszeiten und verhindert mögliche Fehler. Zudem lassen sich die erhobenen Daten auswerten.“
Datenfluß direkt ins ERP – und wieder zurück
Mit der App besteht zwischen dem Assistenten und der Exact-ERP-Software eine direkte Verbindung. In der Produktion erhobene Daten wie etwa Füllstände, Produktionszahlen, Arbeitszeiten oder Fehlertypen (zum Beispiel Zugriff in falsche Boxen) können durch den Assistenten erhoben und per App ans ERP übermittelt werden. Dort stehen die Daten dann cloudbasiert und über ein Dashboard konfigurierbar zur Auswertung bereit und können zum Beispiel mit Daten aus Beschaffung, Bedarfsermittlung, Lagerhaltung, Bestellabwicklung, Disposition oder Bewertung in Verbindung gebracht werden. Die Analysemöglichkeiten lassen sich mit dem Assistenten und dank der App auch problemlos auf Warenein- und -ausgang sowie andere manuelle Tätigkeitsbereiche im Unternehmen ausdehnen. Am Wareneingang können beispielsweise Barcodes mittels Handscanner eingelesen, Lieferscheine eingescannt oder die Ware mittels Messschieber ausgemessen werden. Entspricht die angelieferte Ware den Anforderungen, wird der Warenbestand direkt über die App aktualisiert. Umgekehrt können auch Daten wie Lieferscheine und Auftragsbestätigungen aus der App vom Assistenten abgerufen und in den Arbeitsprozess eingebunden werden – als Projektion auf der Arbeitsplatte oder in Form von Arbeitsanweisungen. Bei der manuellen Montage können Folgeprozesse automatisch angestoßen werden, sodass der Warenbestand im ERP kontinuierlich aktualisiert und Bestellungen bei Lieferanten aufgegeben werden. So können auch die bisher kaum digitalisierten Bereiche der manuellen Fertigung und Handhabung optimiert und ans ERP angeschlossen werden. Die Vernetzung von Assistent und ERP schafft damit im Unternehmen ein weiteres Stück Transparenz. eve
Ein Video zeigt, wie der Assistent funktioniert:
