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Rückblick auf 25 Jahre SPS IPC Drives

„Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist ein Muss“
Rückblick auf 25 Jahre SPS IPC Drives

Kompetenz in technischer Software und interdisziplinäres Zusammenarbeiten sind die Schlüssel, Industrie 4.0 erfolgreich umzusetzen und damit die Wettbewerbsfähigkeit am Standort Deutschland zu sichern, sagt Friedhelm Loh. Der runde Geburtstag der SPS IPC Drives gab der KEM Konstruktion Gelegenheit, den Ehrenpräsidenten des ZVEI sowie Inhaber der Friedhelm Loh Group über die zukünftigen Herausforderungen der Automatisierung zu befragen.

 

Interview: Michael Corban, Chefredakteur KEM Konstruktion

KEM Konstruktion: Herr Loh, wie bewerten Sie die letzten 25 Jahre und vor welchen Herausforderungen stehen wir in der Automatisierungstechnik?

Friedhelm Loh: Wir sind in der Automatisierungstechnik in Deutschland gut aufgestellt. Allerdings stehen wir vor der großen Herausforderung, den Wandel durch die Digitalisierung hin zu Industrie 4.0 erfolgreich zu gestalten. Das setzt eine technische Software-Kompetenz am Standort Deutschland voraus – und genau hier ist die Schwäche. Während wir in Deutschland in der kaufmännischen Software wettbewerbsfähig sind, liegt die technische Software-Kompetenz im Ausland, vor allem in den USA. Es gilt daher am Standort Deutschland, verstärkt in die Wettbewerbsfähigkeit beim Thema Engineering-Software zu investieren. Die Friedhelm Loh Group hat dies frühzeitig erkannt und mit Rittal Software Systems, den Unternehmen Eplan und Cideon, hohe Investitionen in diesem Segment getätigt. Einen weiteren Schub brauchen wir aber auch bei der Zusammenführung unterschiedlicher Disziplinen – der Elektrotechnik, Mechanik und Informationstechnologie.

KEM Konstruktion: Software wird also eine entscheidende Rolle spielen?

Loh: Die Software-Kompetenz wird zweifelsfrei – neben der Fähigkeit in Netzwerken effizient zu denken und zu arbeiten – zum Schlüssel des industriellen Erfolgs. Ich bin davon überzeugt, dass wir die Wirtschaftsleistung in Deutschland nur auf dem heutigen Niveau halten beziehungsweise ausbauen können, wenn uns die Kombination aus Software, Hardware und Netzwerken besser gelingt als dem internationalen Wettbewerb. Sieger wird bei Industrie 4.0 der sein, der die Zusammenführung von Mechanik, Elektronik und Elektrotechnik sowie IT optimal hinbekommt. Das bedeutet eine starke Veränderung der Industriekultur. Es reicht nicht mehr, besser in der eigenen Welt zu sein. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ganzer Branchen ist ein Muss.

KEM Konstruktion: Was müssen wir tun, um diese interdisziplinäre Zusammenarbeit in der von Ihnen beschriebenen Weise auch in der Praxis umzusetzen?

Loh: Wir müssen lernen, über traditionelle Schranken hinweg zusammenzuarbeiten – technische und organisatorische Grenzen müssen verschwinden. Insgesamt brauchen wir eine Revolution in den Köpfen, nämlich die Zusammenführung von Disziplinen – in der Industrie, in Forschung und Ingenieurwissenschaften sowie in den Verbänden.

KEM Konstruktion: Jungen Menschen bietet dies aber gleichzeitig eine Chance. Lohnt es sich, sich auf das Themenfeld der Automatisierung zu spezialisieren?

Loh: Auf jeden Fall. Die Automatisierungstechnik bietet jungen Menschen die Chance, Industriegeschichte zu schreiben und damit eine attraktive Karriere zu beschreiten. Wir leben in einer Zeit, die geprägt ist von radikalen Brüchen mit dem Bekannten aufgrund enormer technologischer Veränderungen. Das bietet riesige Chancen für neugierige und kreative Menschen. Denn Industrie 4.0 ist gespickt mit interessanten Querschnittsthemen. Sie erfordert etwa die Entwicklung einer Referenzarchitektur, die weitere Standardisierung von Prozessen sowie die Erarbeitung von Sicherheitsstandards und -konzepten. Dazu brauchen wir nicht nur begeisterte junge Menschen, sondern auch eine Aus- und Weiterbildungsallianz der betroffenen Branchen – von Elektrotechnik, Maschinenbau und IT.

KEM Konstruktion: Welche Themen spielen zukünftig insbesondere für Ihre Unternehmen eine wesentliche Rolle?

Loh: Das Systemgeschäft nimmt international deutlich an Fahrt auf und gewinnt stark an Bedeutung. Bei einzelnen Komponenten und Produkten Wettbewerbsvorteile zu erzielen, wird immer schwieriger. Die Forderung der Märkte heute und morgen ist Produktkompetenz und Problemlösungskompetenz. Der Schaltschrankbau zum Beispiel muss deshalb in seinen Kompetenzen, seinem Lösungs- und Serviceportfolio hochgradig standardisiert und gleichzeitig variantenreich sein, um den Anforderungen der Kunden und den internationalen Approbationen gerecht zu werden. Die Standardisierung bei Produkten und Softwaresystemen ist auch notwendig, um den Service beim Endkunden kosteneffizient und weltweit nach gleichen Qualitätskriterien möglich zu machen. Soll dieser hohe Anspruch erfüllt werden, ist die Voraussetzung ein zuverlässiges Netzwerk von global agierenden, innovativen Technologieführern und zuverlässigen Partnern entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Die deutsche Elektroindustrie hat genau diese Kompetenz als Systempartner.

KEM Konstruktion: Welche Rolle kann dabei die SPS IPC Drives als Messe spielen?

Loh: Die SPS IPC Drives leistet als führende Messe für Automatisierungstechnik einen sehr wichtigen Beitrag. Hier erfolgt der konzentrierte Austausch unter Experten. Besucher erhalten disziplinübergreifend einen umfassenden Einblick in die Forschungs- und Entwicklungsarbeit der Branche. Als Unternehmensgruppe schätzen wir diese Messe seit vielen Jahren als hervorragende Plattform für den Austausch mit unseren Kunden. Die starke Präsenz der Unternehmen Eplan, Cideon, Rittal und Kiesling als einmalige Wertschöpfungskette bestätigt die zentrale Bedeutung dieser Fachmesse für uns. Zur 25-jährigen Erfolgsgeschichte der SPS IPC Drives gratulieren wir ganz herzlich und bedanken uns für die partnerschaftliche Zusammenarbeit. Den Initiatoren gilt unser Kompliment verbunden mit unserem Dank für die Organisation der Messe.

www.friedhelm-loh-group.de


„Einen Schub brauchen wir auch bei der Zusammenführung unterschiedlicher Disziplinen – der Elektrotechnik, Mechanik und Informationstechnologie.“

Friedhelm Loh, Inhaber und Vorstandsvorsitzender der Friedhelm Loh Group sowie Ehrenpräsident des ZVEI
Bild: Rittal

„Es reicht nicht mehr, besser in der eigenen Welt zu sein. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ganzer Branchen ist ein Muss.“

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