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KI und Machine Learning auf der Hannover Messe 2018

Hannover Messe 2018
KI und Machine Learning auf der Hannover Messe 2018

Innerhalb von 14 Jahren sind das Digitale und die Informationstechnik in der Industrie so selbstverständlich geworden wie Öl für ein mechanisches Getriebe. Kaum eine Halle in der Hannover Messe 2018, in der nicht irgendein Produkt oder eine Maschine vorgestellt wird, die Teil der großen Initiative Industrie 4.0 ist. Und die Digital Factory, die ursprünglich der kleine Nukleus war, platzt vor IT, Künstlicher Intelligenz und Machine Learning aus allen Nähten.

Ulrich Sendler, Unabhängiger Technologieanalyst und Autor in München

Im Jahr 2004 gab es auf der Hannover Messe eine kleine Leitmesse in einem Teil einer Halle, in der integrierte Prozesse und IT-Lösungen ausgestellt wurden. Die Schwerpunkte waren: CAD/CAM, PDM/PLM, MES und ERP. Und nicht alle Besucher und die große Mehrheit der Aussteller in den vielen anderen Hallen verstanden, was diese sehr spezielle Teilmesse in der größten Industriemesse der Welt zu suchen hatte. 14 Jahre später ist es umgekehrt: Digitale Industrieunternehmen mit Ambitionen in Industrie 4.0 sind überall und folglich auch in jeder Halle zu finden. Und die Digital Factory umfasst inzwischen die Hallen 6 und 7 sowie einen Teil der Halle 8. „Integrated Industry – Connect & Collaborate“ heißt in diesem Jahr das Motto. Vernetzen und Zusammenarbeiten als Leitmotiv einer Messe vor allem des Maschinen- und Anlagenbaus – da ist eine Welt im Entstehen, die sich von der vor ein oder zwei Jahrzehnten sehr grundlegend unterscheidet.

Um Maschinen und Fabriken miteinander zu vernetzen und so neues – um es auf schwäbisch auszudrücken – „Geschäft“ zu organisieren, braucht die Industrie vernetzbare Produkte und Geräte aller Art. Nur wenn die Daten aus deren Betrieb sinnvoll selektiert und gesammelt werden, lassen sich daraus Werte generieren, die sich in kürzeren Wegen, schnellerer Produktion, besserer Wartung und nützlichen Diensten ausdrücken. Die Produkte mit Sensoren, Aktoren, Kameras und anderen digitalen Komponenten und einem Zugang ins Internet zu versehen, ist deshalb Thema in nahezu allen Hallen der Messe.

Aber die Werte entstehen durch Auswertung der Daten, durch Analyse von großen Datenmengen in Echtzeit, und mit Hilfe von Algorithmen, die durch künstliche neuronale Netze dem menschlichen Gehirn nacheifern. Künstliche Intelligenz und Big Data sind deshalb neben den smarten Produkten aller Art und den IT-Systemen zu ihrer Entwicklung und Produktion zu Kernthemen geworden, die ebenfalls in den Hallen 6 und 7 zu finden sind.

Schon in den letzten Jahren haben IBM Watson, Microsoft Azure und SAP Leonardo sich zu Besuchermagneten entwickelt, aber auch Cisco, Haier, Huawei und T-Systems. Jetzt gehören auch Amazon Web Services, DXC Technology, EdgeX Foundry, Fujitsu oder Oracle zu den Ausstellern. Ohne Künstliche Intelligenz und Big Data Analytics ist Industrie 4.0 eben nicht zu machen. Und so wie in den letzten 14 Jahren die wichtigsten Anbieter von Industriesoftware in Hannover zu finden waren, so hat sich nun auch die Crème de la Crème dieser jüngsten Technologien eingefunden.

Gleichzeitig natürlich sind dies zum Teil auch die wichtigsten Anbieter von Cloud-Plattformen, auf denen sich in Zukunft ein Großteil der Marktaktivitäten abspielt. Plattformökonomie heißt das mittlerweile. In der öffentlichen oder auch privaten Cloud angesiedelte Marktplätze bringen Hersteller von Produkten mit Zulieferern und Technologieanbietern aller Art zusammen. Und oft bieten sie gleichzeitig den Geschäftskunden oder sogar den Endverbrauchern den unmittelbaren Zugang zum Produkt.

Wer sich solche Plattformen anschaut, stellt fest, dass es dort schon zur Selbstverständlichkeit gehört, dass Konkurrenten auf anderen Feldern zu Partnern für einen bestimmten Zweck geworden sind. Und mittlerweile stellt sich auch heraus, dass solche Plattformen nicht nur von den großen Cloud- und KI-Anbietern bereitgestellt werden, sondern auch von namhaften Industriekonzernen wie ABB, Bosch oder Siemens.

Mit Siemens Mindsphere World etwa hat soeben der Konzern mit 18 weiteren Industrieunternehmen einen Verein gegründet, der das Industrie-Knowhow mit dem Spezialwissen über neuronale Netze und intelligente Algorithmen von Amazon, IBM, Microsoft oder SAP kombiniert. Dasselbe gilt für die Bosch IoT Plattform, die in diesem Jahr nicht in den Hallen der Digital Factory anzutreffen ist, sondern in Halle 17 bei Bosch.

Zunehmend Platz beanspruchen kleinere Unternehmen aus aller Welt wie Crosser Technology aus Schweden oder Tulip Interfaces aus den USA. Und auch mittelständische Familienunternehmen, die ja das Herz des Industriestandortes Deutschland ausmachen, beginnen sich zu vernetzen und gemeinsam Plattformen und Internet-Marktplätze einzurichten oder selbst mit speziellen Portalangeboten aufzutreten.

Protiq zum Beispiel – wie 2017 in Halle 6 – ist eine Tochter von Phoenix Contact und bietet mittlerweile, völlig unabhängig vom Ursprungsgeschäft der Mutter, Konstrukteuren die Möglichkeit, ihre Modelle hochzuladen und für den 3D-Druck zu konfigurieren. Das Portal übernimmt dann die Herstellung und den Versand der fertigen Teile. Der langjährige Einsatz von CAD/CAM und PLM haben das Knowhow wachsen lassen, das für dieses völlig neue Angebot die Voraussetzung war.

Für die Zusammenballung der Anbieter von KI, Big Data und Cloud auf der einen, und CAD/CAM, PLM, MES und ERP auf der anderen, sprechen sehr gute Gründe. Die Vernetzung der Produkte und der Fabriken funktioniert nur, wenn sich auch die Technologien zur Entwicklung, Herstellung und Betriebsdatenanalyse miteinander vernetzen lassen. Insofern findet der Besucher in Hannover vieles an Werkzeugen und Technologien auf engstem Platz beieinander, was er für die Digitalisierung im eigenen Unternehmen braucht.

Dabei ist die beständige Grenzüberschreitung inzwischen der Normalfall. So wie die Industrie zum Cloud-Anbieter wird, so werden Softwarehersteller zu Anbietern von Industrieplattformen. Dassault Systèmes beispielsweise hat kürzlich ebenfalls einen Marketplace online geschaltet, der einerseits 3D-Druck-Anbieter mit Konstrukteuren zusammenbringt, andererseits Herstellern von Teilen mit allen Arten von Zulieferern, die sie für dieses Teil anfragen könnten.

Aus einer Digital Factory in einem Teil einer der Industriehallen im Jahr 2004 ist so etwas wie das Herz oder die Brutstätte für die Digitalisierung und Vernetzung der Industrie geworden. 2018 sollte sich der Besucher schon im Vorfeld der Messe genau anschauen, in welchen Hallen er was begutachten will. Vernetzung und Zusammenarbeit – für den Besucher bedeutet das: Seine potenziellen Anbieter finden sich in vielen Hallen. eve

www.hannovermesse.de

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