Inhaltsverzeichnis
1. Neue Herausforderungen für junge Ingenieure
2. Die Zukunft hat gerade erst begonnen
3. Die „Gamification“ der Ingenieurstätigkeit
4. Unternehmen erfinden sich neu
Unbestritten ist, dass auch im Bereich klassischer Ingenieurstätigkeiten in den kommenden Jahren viele Stellen wegfallen oder sich zumindest grundlegend verändern werden. Die Frage ist, wie viele neue Arbeitsplätze entstehen werden. Das Weltwirtschaftsforum erwartet eine durchaus positive Bilanz: Laut einer Studie gehen die Forscher davon aus, dass weltweit bis 2022 rund 75 Mio. Arbeitsplätze wegfallen werden – gleichzeitig sollen aber 133 Mio. neue entstehen.
Falk Bothe (47), Director Digital Transformation Office bei Volkswagen, gehört dem Programmausschuss der #nwing an. Er erwartet, dass es die klassischen Abteilungen von heute in Unternehmen von morgen immer weniger geben werde. Sie könnten ersetzt werden durch das Arbeiten in agilen, bereichsübergreifenden Teams. Technik wird sich in Zukunft viel stärker buchstäblich selbst konstruieren und dabei schneller, effizienter und materialsparender sein als der Mensch. „Kurzum: Der Beruf des klassischen Ingenieurs gehört zu den meistgefährdeten, gerade im Automobilbau, aber auch in anderen Industriebereichen. Ingenieure werden sich also neu zu erfinden haben – im Sinne eines Problemlösers in agilen, kundenorientierten Projekten“, unterstreicht Bothe.
Neue Herausforderungen für junge Ingenieure
Auf junge Ingenieure, die in dieses hoch dynamische und volatile Umfeld eintreten, kommen somit gänzlich neue Herausforderungen zu, meint auch der erfahrene Automotive-Spezialist Roland Jeutter, Geschäftsführer AVL Deutschland: „Junge Ingenieure können nicht nur mit Fachwissen glänzen, sondern müssen gleichzeitig in der Lage sein, ihr Fachwissen für verschiedene Zielgruppe aufzubereiten und immer wieder darauf angepasst vermitteln zu können. Es ist natürlich eine tolle Sache, Experte zu sein. Wer aber nicht in der Lage ist, anderen die Mehrwerte und den Kundennutzen einfach und verständlich klar zu machen, wird in Zukunft Probleme bekommen.“
Die Zukunft hat gerade erst begonnen
Virtuelles, kollaboratives Zusammenarbeiten – dabei handelt es sich um ein vielversprechendes Konzept für die Zukunft. Die Realität im vielfach mittelständisch geprägten Maschinenbau sieht allerdings heute noch anders aus. Davon ist Bernd Wacker von Siemens (Digital Industries), einer der Referenten der #nwing 2019, überzeugt. „Neue Konzepte zur digitalen Zusammenarbeit werden noch einiges an Zeit brauchen, bis sie auf breiter Front implementiert werden. Ein Großteil der Unternehmen arbeitet heute mit bewährter CAD/CAM-Software und möchte dies auch nicht über Nacht ändern.“ Die Software-Tools für virtuelles Arbeiten seien heute so günstig wie noch nie. „Die wesentliche Herausforderung sehen Unternehmen nicht in den Software-Lizenzen, sondern in dem darüber hinaus gehenden Aufwand der Umstellung. Das ist durchaus komplex und zeitintensiv, zudem darf der Faktor Mensch nicht außer Acht gelassen werden. Arbeiten in Virtual oder Augmented Reality ist heute in den Studiengängen bereits Realität. Mit den zukünftigen Absolventen der Hochschulen werden diese Methoden auch immer mehr in der Arbeitspraxis Einzug halten.“
Damit dürften zusehends auch noch vorhandene Berührungsängste verschwinden. Wer jahrelang gängige Software am PC-Display oder an einer Workstation genutzt habe, benötigt halt eine gewisse Phase der Ein- und Umgewöhnung, bevor man tagtäglich wie selbstverständlich die VR-Brille zum Konstruieren aufsetzt.
Die „Gamification“ der Ingenieurstätigkeit
Dabei liegt der Nutzen auch für mittelständische Unternehmen durchaus auf der Hand – insbesondere bei mehreren, dezentralen Firmenstandorten oder teamübergreifenden Projekten. Zudem ermögliche kollaboratives Arbeiten noch mehr Möglichkeiten für Home-Office-Optionen. „Das ist für Mitarbeiter im Sinne einer besseren Work-Life-Balance natürlich hoch attraktiv.“
Grundsätzlich sieht Wacker enormes Potential in den neuen Technologien: Entwickler und Ingenieure könnten beispielsweise gemeinsam von unterschiedlichen Standorten aus an einem gemeinsamen Konstruktionsprozess arbeiten und einen Maschinenraum gemeinsam virtuell betreten. „Diese Interaktion, 3D-Walks durch Anlagen und der Austausch in Virtual Reality eröffnen natürlich viel mehr Ideen und kreative Kraft als das Arbeiten im stillen Kämmerlein. Die Möglichkeiten des kollaborativen Arbeitens sind sehr zielführend.“ Nicht zu vernachlässigen sei dabei auch der Aspekt der „Gamification“ – der Spaßfaktor bei der Arbeit mit den neuen Tools steigere die Motivation und die Kreativität der Ingenieure. Das seien Aspekte, die sich zwar nicht einzeln messen lassen, die sich aber doch in Summe als positiver Effekt in der Gesamtrendite niederschlage.
Unternehmen erfinden sich neu
Eine Veröffentlichung des World Economic Forum führt vor diesem Hintergrund aus, welche Skills gute Fach- und Führungskräfte in Zukunft ausmachen: Kreativität, Einfühlungsvermögen, generell emotionale Fähigkeiten seien gefragt – viel stärker sogar noch als die rein fachlichen Skills. New Work bedeutet zugleich, dass sich Unternehmen neu zu erfinden haben. bt
Das vollständige Programm, Referenten und zusätzliche Informationen unter:
hier.pro/2gHew
Kontakt:
VDI Wissensforum GmbH
VDI-Platz 1
40468 Düsseldorf
Tel. 02116214-201
wissensforum@vdi.de
www.vdi-wissensforum.de