Startseite » Steuerungstechnik »

Gast der KEM: Hans Beckhoff

Geschäftsführender Gesellschafter Elektro Beckhoff GmbH, Verl
Gast der KEM: Hans Beckhoff

Basierend auf den Produktlinien Industrie-PC, Feldbuskomponenten, Automatisierungssoftware und Antriebstechnik setzt westfälische Technologie einen Standard für offene Automatisierungssysteme. Über diese New Automation Technology auf Basis der PC-basierten Steuerungstechnik, ihre Erfolge und Hoffnungen berichtet ihr geistiger Vater Hans Beckhoff im Interview.

 

Das Interview führte Horst Böhland, Red. KEM

Hans Beckhoff,
KEM: Herr Beckhoff, als frisch bestellter Diplom-Kernphysiker cancelten Sie Ihre Promotion, übernahmen gemeinsam mit Ihren drei jüngeren Geschwistern den elterlichen Elektrohandwerksbetrieb im Jahre 1980 und gründeten eine Familien-GmbH. War das familiäres Pflichtgefühl oder Berufung?
Beckhoff: Es war wohl beides. Mein Vater war damals schwer erkrankt und die Familie brauchte bei der Pflege Unterstützung. So musste ich von der reinen Wissenschaft lassen und konnte mich mit der elektrotechnischen Praxis im elterlichen Betrieb befassen. Die Wissenschaft hat mich aber nie ganz losgelassen und ich denke, dass sich heute viele unserer Produkte durch eine gelungene Synthese aus High-tech und Praxis auszeichnen.
Damals gründeten wir Kinder, sechzehn- bis sechsundzwanzigjährig, die Elektro Beckhoff GmbH. Alle Geschwister sind heute noch, jeder in seinem Unternehmensbereich, in unserem Familienbetrieb verantwortlich tätig. Aus 25 Mitarbeitern 1980 sind heute weltweit 600 Mitarbeiter geworden, über 70 Prozent des Firmenumsatzes erwirtschaftet der Bereich Industrieelektronik.
KEM: Sie brachten bereits 1986 die erste echtzeitfähige PC-Steuerung auf den Markt. Was ist vom damaligen Produktansatz bis heute geblieben?
Beckhoff: Sehr viel, die grundlegende Philosophie ist weitgehend gleichgeblieben. PC-Control zeichnet sich durch ein wohl überlegtes dreiteiliges Funktionsmodell aus, bestehend aus dem IPC, der als äußerst leistungsfähige und gleichzeitig preiswerte „Steuerungs-CPU“ genutzt wird, dem Feldbus als modulare E/A-Ebene und natürlich der Software bestehend aus Standard-Betriebsystem und steuerungstechnischer Applikationssoftware. Die klare Trennung von Hard- und Software-ebenen, die in der klassischen Hardware orientierten Steuerungstechnik nicht so gegeben ist, bringt unseren Anwender Offenheit und damit große Vorteile. PC-Control, das ist die Synthese aus Automatisierungstechnik und IT-Technologie.
KEM: Welche Vorteile bringt die offene Automatisierungslösung den Anwendern?
Beckhoff: Unsere Kunden können damit ihre Applikation mindest dreiteilig zusammenstellen, dabei unsere Komponenten oder Fremdkomponenten einsetzen und so zu herstellerunabhängigen Lösungen kommen. Wir fangen unsere Kunden nicht in einem System ein. Sie können sich das Beste am Weltmarkt kaufen und als Prozesslieferant und Softwarehersteller ihr Know-how in ihre Applikationen gießen.
KEM: PC-basierte Steuerungstechnik erfordert für jede Anwendung den passenden Industrie-PC. Was hebt diese Beckhoff-Komponenten vom Wettbewerb ab?
Beckhoff: Wir sind natürlich sehr interessiert, dass unsere Kunden auch unsere Indus-trie-PC einsetzen, die wir mit einem langen Erfahrungshorizont seit 1986 bauen. Unsere gut ausgebaute Grundlagen-Entwicklungsabteilung sorgt in technischer Hinsicht auch bei den Industrie-PC für innovative Technologien wie die CP-Link-Technik, dem getrennten Einbau von Industrie-PC und Control Panel mit Hochgeschwindigkeitsübertragung im Gigabit-Bereich. Zur Technologie kommt unser Wissen um die praktische Anwendung des Industrie-PC. So entstehen verschiedene auf unterschiedliche Anwendungsbereiche abgestimmte IPC-Baureihen, die unseren Kunden eine optimierte Auswahl für ihre Applikation ermöglichen. Die eigene Entwicklung ermöglicht natürlich auch kundenspezifische Ausführungen, die wir in großer Anzahl realisieren.
KEM: Was leistet die Automatisierungssoftware Twincat, der Puls Ihrer kompletten Steuerungs- und Automatisierungs-Systeme? Welche neuen Muskeln könnten ihn zukünftig noch hörbarer machen?
Beckhoff: Twincat steht für „The Windows Control and Automation Technology“ und ist unsere sehr leistungsfähige Softwareplattform für die Automatisierungstechnik. In Twincat sind sehr viele Steuerungsfunktionalitäten als lauffähige Software-Module integriert. Diese reichen von einer der schnellsten IEC1131-SPS der Welt über vollständiges Motion Control bis zu Zusatzfunktionalitäten wie Nockenschaltwerke oder Streckensteuerungen. Mit Twincat wollen und können wir die klassische Steuerungstechnik vollständig durch ein einziges Softwarepaket ersetzen. Unter dieser Produktphilosophie werden wir Twincat sowohl in seinen Einzelfunktionalitäten als auch als Engineer-ing-Plattform weiter ausbauen und optimieren.
KEM: Ist Ihr Lieblingswettbewerber Siemens Messlatte dafür, dass Beckhoff immer mehr zum Gesamtsystemanbieter heranwächst?
Beckhoff: Wir kommen aus dem Bereich der Systemlösungen. All unsere Automatisierungskomponenten sind gut aufeinander abgestimmt. Wir denken in Baukäs-ten, die durch wohl definierte Interfaces zu Systemen werden. Somit ist es konsequent, diese Hard- und Softwarebaukästen um neue Funktionen und Geräte zu erweitern. Natürlich bestimmt die Firma Siemens als traditioneller Marktführer viele Spielregeln und hat darüber hinaus meinen Respekt im Geschäft der Automatisierung.
KEM: Produktbaukästen, neue Module und Produktanpassungen (siehe auch Fachbeitrag auf Seite 72 dieses Heftes), wie stemmt das der Mittelständler Beckhoff bei 77 Mio. E Jahresumsatz?
Beckhoff: Wir sind finanziell unabhängig, solide aufgestellt und finanzieren unsere Entwicklung aus dem Cash-Flow. Das gibt uns die Freiheit, langfristig zu denken und in technisch sowie wirtschaftlich interessante Produktreihen zu investieren. Wir verfügen über Abteilungen zur Grundlagenentwicklung im Bereich der Hard- und Software, die im Verlauf der Jahre ein gutes Fundament von Basis- und Kerntechnologien entwickelt und diese in unseren modularen Produktbaukästen zur Anwendung gebracht haben. Wir streben konsequente Nutzung modernster Technologien an, scheuen dabei kein Risiko und haben gute Mitarbeiter.
KEM: Top-Produkte und organisches Wachstum allein reichen nicht, um den Umsatz bis 2010 erneut zu verzehnfachen. Welche Strategie fährt hier die Vertriebsfirma Beckhoff?
Beckhoff: Nun, wir denken schon, dass ein „organisches Wachstum“ genügend Grundlage für die angestrebte Firmenentwicklung ist. So sind wir zuversichtlich, dass unser Weg der Automatisierung, be- stehend aus PC-Control-, Feldbus- und Software-Technologie, einen weiter schnell wachsenden Anteil des Automatisierungsmarktes gewinnen wird. Wir werden unser weltweites Vertriebsnetz dichter knüpfen und damit insbesonders unseren Exportanteil erhöhen. Und natürlich werden wir der Beckhoff Tradition treu bleiben, mit neuen überraschenden Pro-duktreihen die eine oder andere „Revolution“ in der Automatisierungstechnik anzuschieben und so für ein stabiles Wachstum der Firma zu sorgen.
Fotos: KEM
Ausführliche Informationen
Beckhoff New
Automation Technology
Internet
Firmensteckbrief
– New Automation Technology mit PC-basierter Steuerungstechnik
– Auf Standards basierende Komponenten, Sys-teme und Anlagentechnik
– Umsatz Industrie Elektronik 2001: 77 Mio. E (2000: 66,5 Mio. E)
– Anzahl Mitarbeiterz.Z.: ca. 350 in Verl
– Tochterfirmen und Niederlassungen in sechs Ländern
– Vertretungen: weltweit in 21 Ländern
Unsere Webinar-Empfehlung
Systems Engineering im Fokus

Ingenieure bei der Teambesprechung

Mechanik, Elektrik und Software im Griff

Video-Tipp

Unterwegs zum Thema Metaverse auf der Hannover Messe...

Aktuelle Ausgabe
Titelbild KEM Konstruktion | Automation 3
Ausgabe
3.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Webinare & Webcasts
Webinare

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper
Whitepaper

Hier finden Sie aktuelle Whitepaper


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de