Auf der Messe SPS IPC Drives in Nürnberg stellte Eaton seine Lösungen für den Maschinenbau vor. KEM fragt nach bei Andreas Miessen, Produktmanager Drives & Softstarters, wie das Portfolio den Anwender dabei unterstützt, elektrische und mechanische Energie zuverlässiger, effizienter, sicherer und nachhaltiger zu nutzen.
Das Interview führte Dr.-Ing. Ralf Beck, Redakteur der KEM
KEM: Eaton bezeichnet sich als „IE3 ready“, was bedeutet das konkret?
Andreas Miessen: Im Zuge der ErP-Richtlinie (Energy-related Products) sind Hersteller gefordert, die Energieeffizienz u. a. von elektrischen Motorsystemen zu verbessern. Die Energieeffizienzklasse IE3 erfordert konstruktive Veränderungen am Motor, die seine elektrischen Eigenschaften beeinflussen, sodass die Einschaltströme steigen. Um hocheffiziente Motoren auch in Zukunft sicher und zuverlässig betreiben zu können, müssen Schaltgeräte wie Schütze und Motorschutzschalter auf die Tauglichkeit für die erhöhten Einschaltströme überprüft und im Bedarfsfall entsprechend angepasst werden. Das haben wir bei Eaton getan und kennzeichnen unsere Produktpalette nun als IE3 ready.
KEM: Geht es beim Thema Energieeffizienzklassen nicht vor allem um die Elektromotoren?
Andreas Miessen: In erster Linie schon, aber die Auswirkungen auf die Schaltgerätetechnik werden bisher unterschätzt bzw. übersehen. An einem Normenentwurf zur Aktualisierung der DIN EN 60947-4-1 für IE3-Motoren wird derzeit noch gearbeitet. Die Gefahr besteht darin, dass ein nicht geeignetes Schutzelement unter Umständen auslöst, obwohl kein Fehler oder Kurzschluss vorliegt. Darüber hinaus neigen Schützkontakte bei sehr hohen Einschaltströmen zum Prellen, was zu erhöhtem Kontaktabbrand und im Extremfall zum Verschweißen führt.
KEM: Eine neue Geräteklasse soll die Lücke zwischen Frequenzumrichter und Motorstarter schließen, worum handelt es sich?
Andreas Miessen: Um die in der ErP-Richtlinie geforderten Mindestwirkungsgrade zu erreichen, geht es auch bei Pumpen- und Lüfteranwendungen darum, die Ansteuerung zu optimieren. In vielen Fällen erfüllen die existierenden Durchflussverstellungen z. B. mit Ventilen und Drosselklappen die Anforderungen nicht. Die kosteneffizienteste Antwort, um hier den Vorschriften zu entsprechen, ist unsere neue Geräteklasse, der Drehzahlstarter, den wir unter dem Produktnamen PowerXL DE1 am Markt einführen. Er lässt sich so einfach handhaben wie ein Motorstarter, ist ebenso zuverlässig und bietet die Möglichkeit der variablen Drehzahlregelung wie ein Frequenzumrichter.
KEM: Welche Vorteile bietet der Drehzahlstarter und für welche Anwendungen eignet er sich besonders?
Andreas Miessen: Da es am Drehzahlstarter keine Knöpfe und Bedienelemente gibt, ist eine simple Out-of-the-Box-Inbetriebnahme möglich. Optional steht ein aufsteckbares, universell verwendbares Konfigurationsmodul zur Verfügung, mit dem der Anwender die wichtigsten Parameter – lediglich mithilfe eines Schraubendrehers – individuell anpassen kann. Im Praxisvergleich mit konventionellen Lösungen führte diese Art der Konfiguration zu einer Aufwandsreduzierung von bis zu 70 %. Der PowerXL DE1 eignet sich gerade für Anwendungen, bei denen ein Frequenzumrichter hinsichtlich Komplexität und Funktionalität überdimensioniert ist. So stellt er die ideale Lösung dar, wenn eine begrenzte Funktionalität aber eine variable Drehzahl erforderlich ist. Für Anwendungen mit hoher Starthäufigkeit und damit einhergehender hoher thermischer Belastung für den Motor, Anwendungen mit konstanter Drehzahl, bei denen eine andere Frequenz als Netzfrequenz benötigt wird, oder wenn beim Starten kein reduziertes Drehmoment akzeptiert werden kann, jedoch der Einschaltstrom bei Betrieb mit einem Motorstarter zu hoch ist.
KEM: Gibt es auch bei den Frequenzumrichtern Neues im Hinblick auf Energieeffizienz zu berichten?
Andreas Miessen: Ja, eine dritte Maßnahme, mit der wir Anwendern dabei helfen, energieeffizienter zu werden, besteht im Ausbau unseres Frequenzumrichterportfolios. So haben wir unsere PowerXL-Familie um die Geräteserie DG1 erweitert. Dabei handelt es sich um ein leistungsfähiges Universalgerät für industrielle Anwendungen bis 160 kW, das sich durch hohe Bedienerfreundlichkeit, einen zuverlässigen Energiesparalgorithmus zur Reduzierung der Verluste im Motor, robuste Ausführung, extreme Kurzschlussfestigkeit sowie umfangreiche integrierte Funktionalität auszeichnet. I
Eaton, www.eaton.de/IE3 Tel.: 0228 602-1274, andreasmiessen@eaton.com
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