Zu Ende gedacht

Den Beitrag erstellte Herbert Neumann, Chefredakteur KEM

Wie heißt es so schön? Wie sag ich´s meinem Kinde? Aber so schlimm ist es gar nicht mit PLM. Es wird nur von der IT-Branche mit diesem Begriff recht salopp umgegangen. Machen wir ein einfaches Beispiel: angenommen Sie fahren einen VW Passat, Baujahr 90. Die nächste Inspektion kommt. Selbstverständlich erwarten Sie zu Recht, dass Ihre Werkstatt die passenden Ersatzteile auch bei einem elf Jahre alten Fahrzeug parat hat. Es geht also um den Kundenwunsch, ein Produkt über den ganzen Lebenszyklus hinweg funktionstüchtig mit dem entsprechenden Service benutzen zu können. Um diesen Wunsch zu erfüllen, muss der Teileproduzent mittels CAD-Systemen nicht nur die Geometrie des Bauteils definieren, sondern er muss auch Bauteildaten und den Herstellungsprozess definieren. Um beim Beispiel zu bleiben: angenommen die Bremsbeläge des Passats werden ab Zeitpunkt x aus standfesterem Material hergestellt, dann muss der Hersteller – bei gleichen Geometriedaten – Werkstoffdaten, Stückliste, Sachenmerkmalsleiste, Chargen-Nr. … neu definieren. Der Hersteller ist also gezwungen neben den Geometriedaten auch die Prozessdaten ständig aktuell zu halten.

Doch das oben beschriebene Szenario beschreibt den Begriff PLM nur zum Teil. Wir möchten die Hauptmerkmale von PLM in folgenden sieben Schritten festhalten:

n Konstruktion – Geometrie-erfassung des Teils

n Prozessfertigung – welche Einzelteile und Verfahren brauche ich zur Konstuktion

n Herstellung – Definition der Prozessdaten

n Vertrieb – Ermittlung von Anzahl und Ort der verkauften Produkte

n Service – Wartung und Instandhaltung

n Verfügbarkeit – Sicherstellung der Lieferfähigkeit

n Recycling – Rückgewinnung von Rohstoffen, Umweltschutz

Um diese Aufgaben zu lösen, hat die IT-Industrie, vornehmlich die CAD-Branche, Softwareprodukte entwickelt, die unter unterschiedlichen Begriffen gehandelt werden: EDM Engineering Data Management, PDM Product Data Management und PLM. Wie unsere KEM-Recherche ergab, werden diese Begriffe von den Softwareanbietern gerne durcheinander geworfen. Ein Blick auf die Sprachweise der wichtigsten CAD-Systemanbieter soll das verdeutlichen.

IBM: Dieses Unternehmen hat den Begriff PLM im wesentlichen geprägt. Tatsächlich stellt IBM dafür zwei Produkte vor: Catia als high-end-CAD System und das PDM-Tool namens Enovia. Eigentlich muss noch das IBM-Produkt Delmia genannt werden, welches zur Simulation kompletter Produktionsanlagen geschaffen wurde. IBM-Ziel für die PLM Entwicklung: modulare Fertigung und kundenspezifische Massenproduktion.

PTC: Hier wird vom Produktlebenszyklus gesprochen, den Ausdruck PLM konnten wir nicht entdecken. Dafür bietet PTC eine Unternehmenslösung namens Windchill Factor!e Geschaffen speziell für alle Produktphasen: von Konzept und Produktdefinition über Produktion, Wartung und Verwaltung bis zur Stilllegung.

UGS: Jetzt geht´s rund. UGS spricht auf seiner Homepage von SDRC als dem Weltmarktführer für PLM-Systeme mit dem Produkt Metaphase. Auf der SDRC-Homepage dagegen läuft Metaphase als PDM-Sys-tem.

Autodesk: Für die Autodesk Produktepalette im M-CAD Bereich spielt PLM nicht die erste Geige. Unsere Recherche bei der GmbH bzgl. PLM führte zu Hinweisen auf bekann-te EDM/PDM-Anbieter wie AIM-systems bzw. Cyco.

Solidworks: Bei diesem Anbieter von 3D-CAD-Software aus dem mittleren Preissegment taucht PLM nicht auf. In Richtung Datenverwaltung wird mit Solidworks 2001 der SW-Explorer angeboten.

Unsere Recherche in Richtung PLM bei den einschlägigen CAD-Anbietern hat folgendes Bild ergeben: die high-end-CAD-Produzenten haben alle den Produktlebenszyklus in ihr Produktportfolio aufgenommen. Die dazu angebotenen Lösungen sind in ihrer Reichweite jedoch unterschiedlich. Über nachfolgende Kennziffer-Anfrage kann weitere Information angefordert werden. (hn)

Ausführliche Informationen

Catia-PLM

KEM 458

SDRC-Metaphase

KEM 459

PTC-Windchill

KEM 460