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Wilhelm Alexander Böllhoff

Geschäftsführer Böllhoff GmbH, Bielefeld
Wilhelm Alexander Böllhoff

Er steuert Flugzeuge gern selbst, hält traditionelle Werte wie Treue und Fairness heute für wichtiger denn je und möchte mit jedem Produkt aus seinem Portfolio unter den ersten drei Anbietern auf dem deutschen Markt sein: Wilhelm Alexander Böllhoff, Urenkel des Böllhoff-Gründers, erklärt, wie gut Tradition und Moderne, christliche Werte und Marktwirtschaft zusammen passen können – und der Erfolg gibt ihm unumstritten Recht.

Das Interview führte KEM- Redakteurin Denise Fröhlich

„Von uns bekommt der Kunde ein Rundumsorglos-Paket für seine Verbindung“
Herr Böllhoff, die Böllhoff-Gruppe gliedert sich in die Verbindungstechnik, die Produktion, die Systemtechnik sowie die Böllhoff GmbH, deren Geschäftsführung Sie unter anderem inne haben. Was sind die einzelnen Kompetenzen?
Böllhoff: Die Kompetenzen der Böllhoff GmbH liegen im Wesentlichen im Handel mit Verbindungselementen. Know-how sind technische Beratung oder EDV-Konzepte zur Anbindung an Kunden, beispielsweise mit E-Shops. Bei der Böllhoff Verbindungstechnik ist es die Entwicklung und Herstellung von Verbindungselementen. Dazu gehört auch die Böllhoff Produktion. In der Böllhoff Systemtechnik bauen wir Maschinen und Montagetechnik, um Verbindungselemente auch einzubauen. Key-Accounts und OEMs betreut und beliefert die Böllhoff Verbindungstechnik direkt. Die Böllhoff GmbH kauft bei ihr das an „Eigenprodukten“, was in kleineren Mengen an die „breite“ Kundschaft geht.
Das Jahr 2006 ging gerade zu Ende. Wie hat´s für Böllhoff ausgesehen?
Böllhoff: 2006 hat für uns gut begonnen und geendet mit einem Umsatzplus in Deutschland von etwa 13 Prozent. Das ganze Jahr war zwar von guter Konjunktur gekennzeichnet, dennoch glauben wir, dass wir auch durch neue Kunden, neue Produkte und neue Dienstleistungen zusätzlichen Umsatz aus eigener Kraft generieren konnten.
Welche Produkte bietet Böllhoff an?
Böllhoff: Wir bieten eine Vielzahl von Verbindungselementen, etwa 100 000 verschiedene ab Lager. Davon sind rund 50 000 katalogisiert in unseren „Blauen Seiten“, 50 000 sind kundenspezifisch. Darüber hinaus bietet Böllhoff technische Lösungen rund um das Verbindungselement an. Bei uns dreht sich alles um die Wertschöpfungskette des Kunden: Verbindungselement plus Montage- und Zuführeinrichtung sowie logistische Dienstleistung.
Welche der Produkte haben besonders zum Wachstum beigetragen?
Böllhoff: Letztes Jahr sind alle Produktgruppen ähnlich stark gewachsen. Überdurchschnittlich haben sich vielleicht die Blindniettechnik sowie die Zeichnungs- und Sonderteile entwickelt. Der Trend geht weg vom Schweißen hin zum Nieten; er geht vor allem weg von der Schweißmutter hin zum vorgelochten Blech, in das man noch die Blindnietmutter einsetzt und damit ein festes Gewinde erzeugt. Das hat angefangen in der Automobilindustrie, ist heute aber auch im Maschinen- und Schienenfahrzeugbau und in der Landmaschinentechnik zu finden.
Sie möchten mit all Ihren Produkten unter den ersten drei Anbietern am Markt sein. Wie ist der Stand der Dinge und wie wollen Sie dieses Ziel verwirklichen?
Böllhoff: Wir wollen in Deutschland unter den ersten drei Anbietern von einem breiten Verbindungstechnik-Sortiment sein. Im Segment Gewindetechnik (Helicoil) sind wir die Nummer Eins, ebenso in der Blindnietmuttertechnik (Rivkle). Bei Gewindeeinsätzen aus Messing für Kunststoffe sind wir vielleicht die Nummer Zwei, in der Schnellverschlusstechnik ebenso. Bei Produktgruppen, bei denen wir uns nicht unter den ersten drei Anbietern am Markt bewegen, versuchen wir durch Neuentwicklungen oder in Ausnahmefällen auch durch Zukäufe, die Marktposition zu verbessern. In einzelnen Fällen kann es auch mal sein, dass wir eine Produktgruppe aufgeben.
Der Wert von C-Teilen ist im Vergleich zu A- und B-Teilen gering, dafür verursachen sie rund 80 Prozent der Beschaffungskosten. Wie reagieren Sie darauf?
Böllhoff: Mit Dienstleistungsangeboten, also durch Kombination von Produkt- mit Dienstleistungskompetenz. Ich denke da an logistische und technische Dienstleistungen, an Verpackungsdienstleistungen, EDV-Anbindung oder E-Shop-Kataloge. Kunden bekommen bei Böllhoff ein „Rundum-Sorglospaket“.
Sie sind der Urenkel des Böllhoff-Gründers. Denken Sie anders als der Manager im Unternehmen?
Böllhoff: Ich glaube, ein Manager und ein Inhaber müssen in vielen Punkten gleich denken. Aber gerade Manager börsennotierter Unternehmen müssen viel kurzfristigere Erfolge vorweisen. Bei Familienunternehmen schlägt der kurzfristige Erfolg dafür nicht so hoch aus, aber in schlechteren Zeiten auch nicht so schlimm nach unten.
Bei Böllhoff gilt ein christliches Leitbild. Können Sie das konkretisieren?
Böllhoff: Unser Leitbild definiert unser Selbstverständnis als Familienunternehmen mit dem Wunsch unabhängig zu bleiben und auf Basis traditioneller Werte zukunftsgerichtet zu arbeiten. Es definiert unsere Kultur, die wir mit Mut, Fairness und Treue beschreiben. Zudem sind hier unsere Unternehmensziele festgehalten – von zufriedenen Kunden bis zur Notwendigkeit profitabel zu wachsen. Viertens haben wir dort unsere Hauptfähigkeiten definiert: Innovativ, international, freundlich und zuverlässig zu sein.
Zur christlichen Frage: Unser Urgroßvater hat das Unternehmen am 6. Januar, also am Dreikönigstag, gegründet. Wir leben und wirtschaften über die Generationen christlich basiert. Zudem passen unser Leitbild und die christliche Soziallehre gut zueinander. Sie stellt den Menschen in den Vordergrund und nicht nur das Materielle. Schließlich ist am Ende der Mensch derjenige, der den Erfolg nach Hause bringt. Das sieht man auch an unserem Claim „Verbindungen schaffen“.
In der christlichen Soziallehre gibt es drei Prinzipien: Personalität heißt, dass der Mensch im Mittelpunkt seines Tuns stehen muss. Das zweite Prinzip ist die Subsidiarität. Es besagt, die möglichst kleinste Einheit soll Entscheidungen fällen, also Delegieren von Verantwortung. Das ist bei uns in den Unternehmensführungsrichtlinien auch festgehalten. Das dritte Prinzip ist die Solidarität: Immer, wenn die kleinste Einheit nicht in der Lage ist, zu überleben, versucht die Gemeinschaft, helfend einzugreifen.
Das Böllhoff-Fachkolloqium Fügetechnik wurde mittlerweile das dritte Mal durchgeführt. Was wollen Sie mit diesem Engagement erreichen?
Böllhoff: Wir wollen Fachleute aus Instituten, Universitäten, Verlagen und Unternehmen zusammenbringen, um sich über aktuelle Themen der Füge- und Verbindungstechnik auszutauschen.
Wenn Sie von der „ganzen Welt der Verbindungstechnik“ reden, bedeutet das, dass Sie daran denken, in Sachen „Kleben“ zu expandieren?
Böllhoff: Nein, wir wollen nicht in die Klebetechnik gehen. Kleben hat zwar eine hohe Bedeutung, aber wir sind der Meinung, dass in dieser Verbindungstechnik schon Global-Player unterwegs sind, die wir nicht einholen könnten. Dennoch integrieren wir in einige mechanische Verbindungselemente klebetechnische Komponenten, beispielsweise in Gewindeeinsätze. In diese Richtung entwickeln wir zusammen mit dem Unternehmen Delo. Das bezieht sich also immer nur auf Kooperationen und erstreckt sich auf Nischenanwendungen, die mit unserem Grundprodukt, mechanische Verbindungstechnik, zusammenfallen.
Böllhoff-Steckbrief
  • gegründet 1877
  • Mitarbeiter: etwa 2000 (davon 60 % im Ausland)
  • Gruppenumsatz: 387 Mio. €
  • Produktionsstandorte: Deutschland, Frankreich, USA, Brasilien, China
  • Sortiment: Gewindetechnik für Metalle und Kunststoffe, Kunststoff- und Schnellverschlusstechnik, Blindnietmuttern- und -schrauben, Tole-ranzausgleichssysteme, Blindnieten, Clinchtechnik, Stanzniettechnik, Schraubtechnik, Sicherungsmuttern, Dichtmuttern und -schrauben, Normteile, Zeichnungs- und Sonderteile, Dübeltechnik
„Blaue Seiten“ Verbindungstechnik KEM 554
Gewindetechnik KEM 555
Kunststoff- und Schnellverschlusstechnik KEM 556
Blindniettechnik KEM 557
Toleranzausgleichssysteme KEM 558
Clinchen KEM 559
Stanznieten KEM 560
Schraubtechnik KEM 561
Dichtmuttern und -schrauben KEM 562
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