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Wer hat’s erfunden?

Manfred Stern, Geschäftsführer Yaskawa Europe, Eschborn
Wer hat’s erfunden?

Es geht hier nicht um Hustenpastillen, sondern um den Begriff Mechatronics. Den hat – nach eigenen Angaben – Yaskawa Electric geprägt. KEM fragt in diesem Interview nach der Strategie von Yaskawa Europe. Dabei geht es um drei Kernbereiche – zusammen eben Mechatronics. Wie es gelingt, mit Antriebstechnik, Motion Control und Industrierobotern erfolgreich zu agieren, dazu hat Manfred Stern der KEM Auskunft gegeben.

Herr Stern, wer auf Yaskawa Europe stößt, der ist mit Drive&Motion sowie mit Robotics konfrontiert. Wie lautet die Gewichtung dieser beiden Gruppen?

Stern: In der Tat gliedern sich die Aktivitäten der Yaskawa Europe auf die beiden Geschäftsfelder Robotertechnik und elektrische Antriebstechnik. Die Robotics Division bietet eine breite Palette an Produkten, angefangen mit traditionellen Schweißrobotern, über Handlingsroboter, Delta-Roboter bis zu unseren Dual-Arm-Robotern, einer Spezialität von Yaskawa, die insbesondere für Assembly-Aufgaben aber auch für Arbeiten in Laboratorien geeignet sind. Die Drives & Motion Division wiederum widmet sich der elektrischen Antriebstechnik mit dem Fokus auf Frequenzumrichter, Servoantrieben und Maschinensteuerungen. Neu im Portfolio der D&M Division sind Mittelspannungsumrichter, mit denen wir uns vorgenommen haben, einen prominenten Platz zu erarbeiten. Das Leistungsspektrum, das unsere D&M Division heute abdeckt, reicht vom 100 WattAntrieb bis zu zehn Megawatt-Umrichtern. Wenn Sie nach der Gewichtung auf Basis der erzielten Umsätze fragen, dann haben wir im Moment eine ziemlich ausgeglichene Situation, mit leichtem Übergewicht bei den Robotern.
Yaskawa Europe hat ein eigenes Entwicklungszentrum. Geht es in erster Linie darum, in Japan entwickelte Produkte für den europäischen Markt „aufzubereiten“?
Stern: Wir haben nicht nur ein Entwicklungszentrum in Europa, sondern wir haben für jede Division eigene Entwicklungsteams. In der Robotics Division in Allershausen entwickeln wir hauptsächlich Software für spezielle Zielanwendungen. Diese Applikationssoftware wird auf unsere Robotersteuerungsplattform aufgesetzt, die übrigens seit dem vergangenen Jahr hier in Europa gefertigt wird. Daneben arbeiten unsere Softwareingenieure auch an Kommunikationstechniken und an Bilderkennungssystemen, wodurch unsere Roboter flexibler werden und einfach in komplexere Steuerungssysteme integriert werden können. In der D&M Division haben wir in E schborn vor drei Jahren damit begonnen die Entwicklung aufzubauen. In der Regel erweitern wir die Basisprodukte aus Japan bezüglich der in Europa üblichen Kommunikationsschnittstellen und wir setzen Applikationslösungen auf die Basisprodukte auf. So entstanden in den vergangenen Jahren fortschrittliche Produkte beispielsweise. für den Liftbereich und für Pumpenanwendungen. Stolz sind wir auf unsere Entwicklungen bei den Linearmotor-basierenden Aktuatoren.
Wie stark ruft die Antriebstechnik-Branche nach Servo- antrieben mit integrierter Safety-Funktion?
Stern: Integrierte Safety in Servoantrieben ist heute kein „Nice-to-have“ sondern eine Notwendigkeit. Die Maschinen werden nicht nur sicherer, sondern ein erheblicher Vorteil liegt darin, dass a) bei der Inbetriebnahme mit reduzierter Geschwindigkeit die volle Funktionalität geprüft werden kann, b) während der Inbetriebnahmephase die Bediener nahe an der Maschine arbeiten können, c) bei einem Fehler in einen sicheren Stopp-Modus geschaltet werden kann, d) auf teure Zusatzhardware wie Schutzzäune teilweise verzichtet werden kann, die Maschinen dadurch auch kleiner und kostengünstiger gebaut werden können. Das Gesagte trifft im übrigen nicht nur Servosysteme, sondern immer stärker auch auf Frequenzumrichter zu, die heute auch nicht mehr ohne Safe Stop oder – wie im Liftbereich – mit weiteren Safety Funktionen auskommen.
Wofür steht der Begriff Sigma 5 bei den Servo- antrieben?
Stern: Der Begriff Sigma steht seit Mitte der 90er Jahre für unsere innovativen Servolösungen. Sigma soll ausdrücken, dass die Produkte die langjährige Mechatronic-Erfahrung von Yaskawa ebenso beinhalten wie beispielsweise fortschrittliche Techniken der automatischen Reglereinstellung. „Der Regler quasi als Summe der langjährigen Yaskawa Expertise in der Servotechnik“. Die ‚Fünf’ in der Bezeichnung drückt aus, dass wir zur Zeit bereits die fünfte Generation dieser fortschrittlichen Servotechnik anbieten.
Die Sigma 5 Serie ermöglicht eine Positioniergenauigkeit bis zu kleiner ein Mikrometer. Welche Branche braucht das?
Stern: Unsere Servoprodukte können sowohl herkömmliche rotative Motoren mit nachgeschalteten Reduktionsgetrieben als auch rotative Direktmotoren und ebenfalls Linearmotoren antreiben. Insbesondere bei Direktantrieben kommt es auf eine möglichst hohe Positioniergenauigkeit an, da ja keine nachgeschaltete mechanische Untersetzung mehr erfolgt. Für die meisten industriellen Anwendungen ist die von Sigma 5 bereitgestellte Auflösung nicht zwingend für die geforderte Positioniergenauigkeit erforderlich. Besondere Herausforderungen an Positionergenauigkeit und Auflösung stellen beispielsweise Applikationen aus der Halbleitertechnik und aus der Feinmechanik.
Das Wohlergehen der Automotive-Branche in Europa ist unterschiedlich. Wie wirkt sich das auf Yaskawa Europe aus?
Stern: Die Automotive-Branche macht uns in der Robotic Divi- sion seit 18 Monaten viel Freude. Getrieben zunächst durch die gute Absatzsituation der Branche, dann aber auch durch neue Standards wie die Euro 6-Norm in der Abgastechnik, stellen wir eine andauernd hohe Nachfrage nach unseren Robotern sowohl von den Fahrzeugherstellern als auch von den großen Automobilzulieferern, den Tier 1, fest. Auch wenn sich die Situation bei der Neuzulassung von Automobilen normalisiert, erwarte ich für die kommenden Monate eine gleichbleibende Nachfrage, getrieben von Investitionsnotwendigkeiten für neue Automobilgenerationen aber auch für die Produktion von neuen Komponenten, um die anspruchsvolleren Standards der europäischen Vorschriften zu erfüllen.
Im japanischen Mutterhaus werden doppelt soviele Frequenzumrichter wie Servoantriebe gebaut. Entspricht das auch dem Verkauf in Europa?
Stern: Global fertigt Yaskawa in etwa eine Million Servoantriebe und circa zwei Millionen Frequenzumrichter pro Jahr. Erwähnen möchte ich auch die 22 000 Roboter, die wir im vergangenen Jahr in den Markt gebracht haben. Wenn wir die Verteilung zwischen Servotechnik und Umrichtertechnik auf Basis der verkauften Stückzahlen messen, dann haben wir bei Yaskawa in Europa in etwa eine ähnliche Situation, wie wir sie in Japan vorfinden.
Einen japanischen Brand zu haben, ist in der Video- oder Automotive-Branche ein Gütesiegel. Gilt das auch für den Drive&Motion-Bereich?
Stern: Auch in der Antriebstechnik haben sich japanische Hersteller einen guten Namen erarbeitet. Japanische Hersteller in der Antriebstechnik stehen typischerweise für hohe Qualität, hohe Performance und hohe Stückzahlen. Wobei das Thema ‚hohe Stückzahlen’ für europäische Kunden mit kleineren und mittleren Stückzahlpotenzialen nicht selten gepaart ist mit Unflexibilität, wenn es darum geht, Anpassungen oder kundenspezifische Erweiterungen zu erhalten. Im Zweifelsfall ist die Stückzahl zu gering, oder der Anspechpartner in Japan schwierig zu erreichen. In Bezug auf dieses Thema haben wir uns bei Yaskawa schon vor Jahren zum Ziel gesetzt, in Europa alle Serviceleistungen inkusive Applikationsunterstützung, Fertigung, After Sales und im besonderen Maße die Entwicklung mit anzubieten. Wir verstehen uns als Europäer unter den japanischen Herstellern und verbinden die japanischen Tugenden wie überlegene Qualität und höchste Performance mit der Flexibilität, der engen Zusammenarbeit und der regionalen Fertigung, die unsere europäischen Partner mit Recht fordern. Da Japan die ‚Heimat der Roboter’ ist, gilt Yaskawa als die erste Adresse unter den globalen Robot-Playern.
Yaskawa;
Telefon: 06196 569-0;
E-Mail:
Fotograf: Frank Herrmann
Das Interview führte KEM-Chefredakteur Herbert Neumann

FIRMEN- STENOGRAMM
  • über 1000 Mitarbeiter in Europa
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  • europäische Produkt- entwicklung mit weltweiten Ressourcen

  • Quergefragt
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    Der Begriff Internetsucht ist altersmäßig …….
    … nicht auf Jugendliche begrenzt, wenn ich mich unter meinen Altersgenossen umsehe.
    Die Erwartung in puncto Einsatz von E-Fahrzeugen….
    … ist bei uns groß. Yaskawa bietet eine breite Palette von Motoren und Antrieben an, die in japanischen Automobilen heute schon verwendet werden.
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