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Unterirdischer Spürhund

Kabelmessgeräte: Einsatz von 3D-CAD-System und effektiver Datenverwaltung
Unterirdischer Spürhund

Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie die Reparaturtrupps der Energieversorger wissen, wo im Boden eine Leitung unterbrochen ist? Ganz einfach, sie benutzen Geräte des Unternehmens Sebakmt, mit denen man die Beschädigung auf wenige Zentimeter genau orten kann, bevor der Bagger anrollt.

Sebakmt ist aus mehreren Firmen entstanden. Der Standort Baunach bei Bamberg war der Standort der 1951 gegründeten Seba Dynatronic. Am Standort Radeburg bei Dresden ist seit 1991 die aus dem ehemaligen Kombinat Robotron ausgegliederte Kabelmesstechnik ansässig, die seit 1995 als Hagenuk Kabelmesstechnik GmbH zu Baunach gehört. Die beiden Standorte entwickeln und produzieren ein breites Portfolio zur Ortung von Fehlern in Strom-, Kommunikations- und auch Wasserleitungen sowie zur Prüfung von Leitungen vor der Inbetriebnahme. In Baunach arbeiten etwa 130 Personen, in Radeburg 65. Das Unternehmen entwickelt und konstruiert die mechanischen Komponenten seiner Geräte mit der CAD-Software „Solidworks“ und verwaltet die Daten mit „DB-Works“. Das Unternehmen Solidline half bei der Einführung der neuen Software.

Metergenaue Fehler-Ortung
Das angesprochene Suchen von Kabelfehlern im Boden funktioniert folgendermaßen: Man isoliert das Kabel, in dem die Unterbrechung sein muss, und jagt einen Stoßstrom von bis zu 50 000 Volt durch das Kabel. Der an der Bruchstelle entstehende Lichtbogen verursacht im Stromfluss Änderungen, die gemessen werden und aus denen berechnet wird, nach wie viel Metern Kabellänge ab der Einspeisstelle sich der Kabelfehler befindet. Diese und andere Messungen werden meist mit einer Ausrüstung durchgeführt, die in einem Kleintransporter eingebaut ist. Da oft nicht genau bekannt ist, wie das Kabel genau verläuft, muss die exakte Position nun mit einem tragbaren Gerät gesucht werden, das die magnetischen Impulse oder das Geräusch des Lichtbogens ortet. So kann der Ort des Kabelfehlers sehr genau festgestellt werden, der Bagger muss lediglich ein kleines Loch graben und die Stromkunden werden schnellstmöglich wieder mit der heute praktisch unverzichtbaren Energie versorgt. Diese Abhängigkeit findet ihren Niederschlag in den Sebakmt-Geräten: Stromausfälle sind höchst unangenehm und müssen unter allen Umständen möglichst schnell beseitigt werden.
Während in Baunach vor allem Einzelgeräte entwickelt und gefertigt werden, ist Radeburg für die Entwicklung der Kabelmesswagen zuständig. Dabei sind die Grenzen fließend; natürlich werden in den Kabelmesswagen aus Radeburg auch Geräte aus Baunach eingesetzt. Bisher waren an beiden Standorten für die Konstruktion der Gehäuse und der Einbauten für Messwagen 2D-Systeme, in Radeburg mit einem Verwaltungsprogramm, im Einsatz, das jedoch seit dem Jahr 2005 nicht mehr weiterentwickelt wird. So machten sich die Verantwortlichen bei Sebakmt auf die Suche nach einem zeitgemäßen 3D-System; nach einer ersten Phase, in der der Gesamtmarkt analysiert wurde, konzentrierte sich die Evaluation auf drei Systeme. Dabei wurde von Anfang an das CAD-System jeweils in Kombination mit einer PDM-Lösung gewertet, wobei als Besonderheit die gemeinsame Nutzung der Daten an beiden Standorten im Lastenheft stand. Zu den Demonstrationen bei Sebakmt traten die drei CAD-Systeme mit jeweils zwei verschiedenen PDM-Lösungen an. Schließlich wurde die von Solidline präsentierte Kombination aus Solidworks und DB-Works ausgewählt.
Im Dezember 2005 standen die neuen Rechner bereit und im Januar wurden pro Standort je eine Office Premium-Lizenz, zwei Office-Professional-Lizenzen sowie drei Standardlizenzen von Solidworks installiert. Die Grund- und Aufbauschulungen fanden in Gruppen von fünf Anwendern im Januar und April statt. Der Grund für die Premium-Lizenz war, dass in diesem Paket Solidworks-Routing enthalten ist, das in der Zukunft für die Modellierung von Stromleitungen in den Geräten genutzt werden soll. „Cosmosworks Designer“ wird schon jetzt eingesetzt, um die Festigkeit der Halterungen – beispielsweise schwerer Trafos und Spulen – überschlägig zu berechnen. „E-Drawings“ werden ausgiebig zur Kommunikation mit Lieferanten und Kunden genutzt. Bilder für die Dokumentation entstehen ebenfalls aus E-Drawings: Der Redakteur dreht sich das Modell so auf dem Bildschirm, wie er es benötigt, macht einen Screenshot und bearbeitet diesen in Corel Draw weiter.
Ein besonderes Schmankerl: E-Drawings kann Baugruppen zu Explosionsdarstellungen auseinander ziehen – so kann der Redakteur auch diese Übersichten auf Knopfdruck selbst anfertigen – ohne Solidworks-Lizenz und ohne dass er CAD-Systemkenntnisse benötigt.
Datenverwaltung: Verzeichnisstruktur
Die Replikation der Konstruk- tionsdaten ist durch den besonderen Aufbau von DB-Works im Prinzip nicht schwer zu realisieren: DB-Works verwaltet Metadaten in einer Datenbank, legt die Dateien selbst jedoch in einer Verzeichnisstruktur ab. So ist es möglich, die Datenbank in Echtzeit zu spiegeln, da hier nur geringe Datenmengen bewegt werden müssen, während geänderte Dateien nachts über die Standleitung synchronisiert werden. Die Änderung einer Datei wird dabei in der Datenbank vermerkt, so dass jede Instanz der Datenbank „weiß“, dass auf dem eigenen System im Augenblick, also bis zur nächsten nächtlichen Synchronisation, eine veraltete Version der Datei liegt, weil diese am anderen Standort verändert wurde. Ruft ein Anwender eine solche Datei auf, wird die neue Version gezielt vom anderen Server geholt.
Diese Replikation machte zunächst etwas Probleme, bis die Solidline-Techniker gemeinsam mit der IT-Mannschaft von Sebakmt die Versionen von Software und Treibern beider Server anglichen. Seither läuft die replizierte DB-Works-Installation problemlos. Ein Sachverhalt allerdings, der mit der Replikation zu Tage trat, lässt sich vorerst nicht lösen: Die Solidworks-Toolbox, die unter anderem Normteile enthält, wird nicht eingesetzt, da sie zu viel Datenverkehr verursacht. Jedes Mal, wenn ein Anwender ein Normteil, beispielsweise eine Schraube, in der Toolbox auswählt, wird der Normteildatei eine neue Konfiguration hinzugefügt, das heißt, dass das System die Normteildatei als geändert erkannt hat und repliziert wird. Olaf Müller, Entwickler und für die CAD-Einführung verantwortlich, hat jedoch einen Work- around gefunden: „Wir erstellen die Normteile mit der Toolbox und speichern sie als normales Bauteil mit allen voraussichtlich benötigten Konfigurationen ab. So können wir die Normteile nutzen und in DB-Works mitverwalten ohne einen übermäßigen Datenverkehr zu verursachen.“
Solidworks KEM 549
DB-Works KEM 550
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