Findling hat kürzlich sein Lieferportfolio um Gleitlager verschiedener Ausführungen und Materialien erweitert. Auch für diese Produkte wird jetzt die für Wälzlager schon bewährte Klassifizierung nach ABEG angewandt. KEM fragt nach bei Geschäftsführer Klaus Findling, worum es sich bei der ABEG-Methode handelt und welchen Nutzen der Anwender davon hat.
Das Interview führte Dr.-Ing. Ralf Beck, Redakteur der KEM
KEM: Was ist ABEG (Advanced Bearing Expert Group) und welche Vorteile hat der Anwender?
Findling: Wir haben die ABEG-Methode ursprünglich für unsere Wälzlager eingeführt. Dort hat sich die Klassifizierung bestens bewährt, weswegen wir sie nun auch bei den Gleitlagern umsetzen. Diese geräuscharmen, stoßunempfindlichen und kompakten Maschinenelemente werden in nahezu jeder Branche eingesetzt. Das Konzept bietet eine umfassende und herstellerunabhängige Darstellung des Gesamtangebots und ermöglicht dem Anwender eine schnelle und zielsichere Auswahl. Denn auch im Gleitlagermarkt gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Typen, Materialien und Ausführungen. Wie bei Wälzlagern ist es für Einkäufer wie Techniker nur begrenzt möglich, den Überblick über technische wie wirtschaftliche Entwicklungen zu behalten. Mit ABEG ermöglichen wir dem Kunden, Angebote im Detail zu vergleichen und die individuell beste Lösung zu finden.
KEM: Das Konzept unterscheidet vier Leistungsklassen – erläutern Sie uns bitte die verschiedenen Anwendungsbereiche.
Findling: Wir teilen die Gleitlager aus unserem Sortiment in vier Leistungsklassen ein: Premium, Supra, Eco und EasyRoll. Dabei sind EasyRoll-Produkte für den Einsatz bei geringen Gleitgeschwindigkeiten und hoher Kostensensibilität geeignet, Gleitlager der Premiumklasse sind aus High-End-Materialien gefertigt, die höchsten Anforderungen bestehen. Eco und Supra decken den Bereich dazwischen ab.
KEM: Wie bzw. aufgrund welcher Daten erfolgt die Eingruppierung?
Findling: Die Bewertung zur Eingruppierung erfolgt in sieben Kategorien: Leistung und physikalisch-/chemische Merkmale, Herstellungstechnologie, Toleranzen, Material, Gleitschicht, Schmierung und Qualitätssicherung. Die Leistungskriterien basieren auf den Erkenntnissen der repräsentativen Bemusterungsergebnisse und den Vergleichen verschiedener Hersteller.
KEM: Stützt sich die Klassifizierung nur auf theoretische Grundlagen oder gibt es auch Praxistests?
Findling: Wir möchten zukünftig selbst im eigenen Hause diese Prüfungen durchführen, so wie wir das bereits bei Wälzlagern erfolgreich machen. Das geschieht über einen Prüfstand, der eigens für diesen Zweck entwickelt wird und kurz vor der Realisierung steht. Der Prüfstand kann kundenindividuelle Szenarien und Betriebsbedingungen abbilden und auch Kriterien wie Einlaufverhalten, Grenzgleitgeschwindigkeit, Ölaufnahmefähigkeit, Temperaturstabilität und Reibmomente untersuchen. Am Ende der Testreihen steht unter anderem eine zuverlässige, statistisch belegbare Aussage darüber, wie viele Stunden ein Gleitlager unter bestimmten Betriebsbedingungen seine Leistungsfähigkeit behält und wann erste Ermüdungserscheinungen auftreten. Das machen wir vor allem deshalb, weil kontinuierliche Testreihen gleichbleibend hohe Qualitätsstandards sichern und das über alle Leistungsklassen hinweg. Derzeit nutzen wir externe Möglichkeiten.
KEM: Ließ sich die Methode problemlos von den Wälz- auf die Gleitlager übertragen?
Findling: Nur in der analytischen Vorgehensweise. Die Fertigungsverfahren, die Rohstoffe und vor allem die leistungsbegrenzenden Merkmale sind ja gänzlich anders. Wir hatten jedenfalls durch unsere Erfahrungen im Wälzlagermarkt keine größeren Probleme bei der Umsetzung. Selbstverständlich haben wir auch in diesem Bereich nicht ausgelernt und die Entwicklungen hören ja auch nicht auf. Wir beobachten den Markt genau, damit unsere Kunden von diesen Neuerungen und Veränderungen schnellstmöglich profitieren. I
Findling, Tel.: 0721 55999-0, klaus.findling@findling.com
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