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Martin Kutschka

Geschäftsführer Technik und Vertrieb Pfaff-silberblau Hebezeugfabrik GmbH & Co. KG in Derching/Friedberg
Martin Kutschka

Bei der Hebezeugfabrik Pfaff-silberblau gab es in den letzten Jahren mehrere Wechsel in der Führungsspitze. Mit Martin Kutschka leitet seit langer Zeit wieder ein Diplom- Ingenieur mit technischem Hintergrund die Geschäfte des Unternehmens. Er und Bernd Wagner, der für die wirtschaftlichen Dinge verantwortlich zeichnet, haben sich sehr viel vorgenommen. KEM sprach mit dem gebürtigen Österreicher darüber, wie sie das Unternehmen in kurzer Zeit umkrempeln wollen.

Das Interview führte KEM- Redakteurin Angela Scheufler

„Ich glaube, dass mit diesem Rundumschlag das Unternehmen in eineinhalb Jahren nicht wieder zu erkennen sein wird“
Seit Januar leiten Sie zusammen mit Bernd Wagner die Geschäfte von Pfaff- silberblau. Was haben Sie beide sich vorgenommen?
Kutschka: Die Aktivitäten für die nächsten drei Jahre verteilen sich auf Produkte und Märkte. Bei den Produkten wollen wir die Entwicklung und Produktion von eigenen Produkten vorantreiben und damit dem Image der Marke „Pfaff-silberblau“ gerecht werden. Dazu werden wir unser Produktmanagement ausbauen. Auf dem Markt werden wir den Export vorantreiben. Durch Gründung von Niederlassungen in Osteuropa, Russland, Ungarn und Polen wollen wir verstärkt diese Märkte bearbeiten. In Westeuropa wollen wir in Italien, Frankreich und Spanien stärker Fuß fassen. Wichtig ist auch China: Hier haben wir zu Jahresbeginn einen Vertriebsmitarbeiter eingestellt, bis Mitte 2007 soll eine Produktionsstätte die Fertigung aufnehmen. Zudem wollen wir das Unternehmen organisatorisch von Grund auf verändern, indem wir es von der hierarchischen Kästchenstruktur zu einer prozessorientierten Organisation überleiten. Die Geschäftsabwicklung im Unternehmen wird sich künftig in Standard-Katalogprodukte mit geringem Beratungsaufwand und Engineering-Produkte für das kundenspezifische und beratungsintensive Geschäft zweiteilen. Außerdem haben wir einen großen Investi-tions-Nachholbedarf, der auf einem Defizit der letzten Jahre beruht. Dazu haben wir einen Investitionsplan bis 2009 aufgestellt, der knapp sechs Millionen Euro umfasst. Das Know-how soll im Hause bleiben. Dazu wollen wir uns verstärkt auf die Erweiterung der Kompetenz der Mitarbeiter konzentrieren. Mit diesem Rundumschlag bin ich mir sicher, dass das Unternehmen in eineinhalb Jahren nicht wieder zu erkennen ist.
Sie sind seit vielen Jahren der erste Geschäftsführer mit technischem Hintergrund. Wie wird sich das auswirken?
Kutschka: Mein Hauptaugenmerk wird der Produktentwicklung gelten, die in den letzten Jahren vernachlässigt wurde. Um die Fertigung kostengünstiger zu gestalten, werden wir die Produktionsabläufe ändern, indem wir uns mehr auf die Montage als auf die mechanische Fertigung konzentrieren. Für diese Aufgaben haben wir zwei Strategien entwickelt: Einerseits möchten wir eine Standardisierung der Varianten herbeiführen, damit sich der Kunde in der Auswahl unserer Produkte leichter tut. Zum Beispiel gibt es unseren Hubtisch momentan in zig verschiedenen Varianten. Dies soll in einem Baukastensystem wesentlich vereinfacht werden. Im Bereich Solution Engineering wird andererseits die Produktentwicklung dahin gehen, dass wir aus den kundenspezifischen Lösungen Serienprodukte generieren. Außerdem werden wir unser Produktsortiment dem Markt anpassen, indem wir Produkte eliminieren, die für das Unternehmen keinen wirtschaftlichen Beitrag bringen. An ihrer Stelle werden wir neue Produkte kreieren. Über all diesen Zielen steht natürlich das Qualitätspremium „Pfaff-silberblau“.
Was bedeutet denn dieses Qualitätspremium?
Kutschka: Es steht für die besondere Langlebigkeit, Sicherheit und Qualität unserer Produkte. So halten beispielsweise unsere Winden im Durchschnitt sehr viel länger als die des Wettbewerbs. Wir legen größten Wert auf Ergonomie und Handhabung. Dies drückt sich zum Beispiel in unserem neuen Werkstattkran „Silverline“ aus: Per komfor-tabler Einhandbedienung können schwerste Lasten bequem und punktgenau angehoben, manövriert und abgesenkt werden. Für das Plus an Sicherheit sorgen eine hohe Steifigkeit des Chassis sowie eine optimierte Hydraulik mit integriertem Überlastventil.
Welche Produkte der Antriebstechnik bieten Sie an, die ja einen Großteil Ihres Geschäftes ausmacht?
Kutschka: Der Bereich Antriebstechnik macht etwa 42 Prozent unseres Geschäftes aus, die Hebe- und Fördertechnik 40 Prozent, der Rest verteilt sich auf Verkehrstechnik und Service. In der Antriebstechnik gibt es zwei Produktgruppen: die Spindelhubelemente und die kubischen Elemente. Die kubischen Elemente gibt es bereits im Baukastenprinzip, während die Spindelhubelemente zu siebzig Prozent kundenspezifisch ausgelegt werden. Sie unterscheiden sich in Spindellänge, Spindelart, in den verwendeten Materialien, Getriebeübersetzungen, in der Antriebsleistung vom Motor und den Anwendungsprinzipien. Ebenso extrem unterschiedlich sind die Einsatzfälle der Produkte, die überall dort Einsatz finden, wo es etwas sicher zu bewegen gilt. Im Gegensatz zu hydraulischen Produkten gibt es bei den Spindelhubelementen eine mechanische Hemmsperre, die in Funktion tritt, wenn die Kraft ausbleibt. Sie kann somit nie von selber bewegt, sondern muss immer angetrieben werden. Diese Produkte sind vom Grundaufbau her einfach, den Namen Pfaff-silberblau macht schließlich die Adaptierung dieses Systems an die spezifischen Kundenbedürfnisse aus. Wir liefern beispielsweise auch komplette Anlagen, wo mehrere Spindelhubelemente zusammengeschaltet sind bis hin zur zentralen IT-Einheit zur Steuerung des gesamten Systems. Beispiele hierfür sind die Anwendung beim Transrapid in Shanghai, wo wir mit unseren Antriebselementen die Weichenstellungen realisiert haben, höhenverstellbare Laufbahn-Steilkurven wie in den Sportarenen in Linz oder Leipzig oder Hubantriebe zur Gießwagenverstellung in Stahlwerken. Im Bühnenbau verwirklichen wir ganze Bühnenkonstruktionen, wie beispielsweise aktuell mit der Seebühne in Mailand.
Sie haben im Januar Ihr Toyota Gabelstaplergeschäft veräußert. Ist das nicht ein Imageverlust?
Kutschka: Dieses Geschäft war nur auf den süddeutschen Raum ausgerichtet und damit geografisch und wirtschaftlich für uns sehr begrenzt. Außerdem wollen wir unser Hauptaugenmerk zunächst auf unser Kerngeschäft, die elektrohydraulischen Gabelhubwagen richten. Das heißt aber nicht, dass wir uns nun aus diesem Bereich für immer verabschieden. Vielleicht werden wir eines Tages eigene Pfaff-silberblau-Stapler bauen.
Wie werden sich Ihre Zukunftspläne in den Produkten widerspiegeln?
Kutschka: Wir haben einige produktfremde Ideen, über die ich aber noch nichts sagen möchte. Die Palette der elektrischen Gabelhubwagen soll in den nächsten Jahren erweitert werden. Auch hierfür gibt es schon Produktvorschläge. Wir werden die Serienfertigung der Anlagenhubtische für die Automobilindustrie auslagern. Die bisher vertriebenene Produktpalette im Bereich Kettenhebezüge sollen durch neue Eigenentwicklungen erweitert werden. Diese wollen wir auf dem gleichen Qualitätsniveau kostengünstiger anbieten. Das bestehende Portfolio der Seilhebezüge soll überarbeitet werden.
Firmenporträt:
  • gegründet: 1867 als Windenfabrik Gottfried Schober, seit 1902 im Besitz der Familie Pfaff
  • Standort: Derching/Friedberg
  • Produkte: Hebe- und Förder- geräte, Antriebstechnik und Verkehrstechnik
  • Vertriebsstandorte: eigene Ländergesellschaften in der Schweiz, Österreich, England, Benelux, Polen und Ungarn plus weltweit über 40 angeschlossene Vertretungen und Repräsentanzen
  • Umsatz 2005: 62 Mio. €
  • Mitarbeiter: 325
Antriebstechnik KEM 410
Spindelhubelemente KEM 411
Hubgetriebe KEM 412
Solution Engineering KEM 413
Linearantriebe KEM 414
Systems Engineering im Fokus

Ingenieure bei der Teambesprechung

Mechanik, Elektrik und Software im Griff

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