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Joachim Göddertz

Geschäftsführer der Moeller Holding GmbH, Bonn „Moeller ist in zwei Bereichen aufgestellt: Gebäude und Industrie“
Joachim Göddertz

Unser Gast ist Mitglied im Management-Board der Moeller Firmengruppe. Dort verantwortet er die Bereiche Forschung & Entwicklung und das Geschäftsfeld Industrieautomation. Mit 2500 Mitarbeitern sorgt Joachim Göddertz täglich dafür, dass Trends in der Industrieautomation in konkrete Moeller-Produkte umgesetzt werden. Die notwendige Fitness holt er sich beim Mountainbike-Fahren mit seinen Söhnen.

Das Interview führte Herbert Neumann, KEM-Chefredakteur

KEM: Herr Göddertz, seit Dezember 2003 gehört die Moeller-Firmengruppe zum Finanzinvestor Advent International. Welchen Einfluss hat dies auf die Moeller-Kunden?
Göddertz: Überhaupt keinen. Wir fokussieren unser Geschäft auf die Bedürfnisse des Marktes und konzentrieren uns auf die Entwicklung und Fertigung von Komponenten und Systemen zum Automatisieren und Energie verteilen. Dabei müssen wir nicht zwangsläufig alle Stufen einer Problemlösung abdecken wie ein Generalunternehmer, der vom Gebäude bis zur Maschine alles liefert. Im Vertrieb, der mit den Business Units eine interne Kunden-/ Lieferantenbeziehung pflegt, haben wir zwei Absatzkanäle installiert, über die wir die unterschiedlichen Kundengruppen bedienen. Der Direktvertrieb beliefert hauptsächlich große Endkunden und OEMs. Der indirekte Vertrieb kümmert sich um den Elektrogroßhandel, zu dem wir traditionell eine intensive Geschäftsbeziehung pflegen. Wir agieren mit einem global aufgestellten Vertriebsnetz aus Landesgesellschaften und weltweiten Vertriebspartnern.
KEM: Moeller konzentriert sich auf das Kerngeschäft. Was genau verstehen Sie darunter?
Göddertz: Kurz gesagt, umfassen unsere Kompetenzfelder vier Bereiche: Energie verteilen, Befehlen & Melden, Schalten & Schützen sowie Steuern & Visualisieren – dies sowohl in der Industrie, in Gebäuden und der Infrastruktur von Zweckbauten. Unser Produktportfolio in diesem Kerngeschäft ist nicht älter als zwei Jahre. In all diesen Bereichen verfügen wir unzweifelhaft über einen sehr guten Namen. Wir erneuern unser Portfolio kontinuierlich, beispielsweise im Bereich der Motorschutzschalter und Schütze. Hierbei bieten wir echten Zusatznutzen oder besitzen Alleinstellungsmerkmale. Bei den Motorstartern etwa haben wir die Variantenvielfalt reduziert und decken mit wenigen Produkten einen hohen Leistungsbereich ab. Zudem integrieren wir dort gleich mehrere elektromechanische und konstruktive Vorteile, wie bereits erläutert. Schließlich geht es um das Verteilen von Energie, das Steuern einer Anlage, das Beherrschen der Antriebe und die Integration von allem.
KEM: Wann wird die Moeller-Gruppe wieder das gute Image der Ära Klöckner-Moeller erreichen?
Göddertz: Ich stelle an dieser Stelle gerne fest, das wir im Kerngeschäft unser gutes Image nie verloren haben! Insbesondere durch unsere Produktinnovationen sind wir heute in der Lage, unsere global agierenden Kunden mit neuester Technologie beim Aufbau effizienter Lösungen zu unterstützen. Der Markt honoriert das. Wir wachsen im aktuellen Geschäftsjahr in allen Kernbereichen um durchschnittlich 14 Prozent. Für das laufende Geschäftsjahr rechnen wir mit einem Umsatzplus von rund 8 Prozent. Unsere Kunden sahen und sehen in Moeller einen zuverlässigen und starken Partner.
KEM: Nach Eintritt des Investors haben sich die neue Fertigungsstrategie und die kulturelle Neuausrichung ausgezahlt. Wie ist das zu verstehen?
Göddertz: Die Pläne zum Umbau des Unternehmens existierten bereits. Sie waren elementarer Bestandteil unserer Strategie beziehungsweise. haben letztendlich unseren Gesellschafter überzeugt, das Moeller eine gute und werthaltige Investition ist. Durch frisches Kapital konnten wir unmittelbar nach der Übernahme mit der Umsetzung dieses Managementplanes beginnen. Die Ergebnisse nach etwas mehr als einem Jahr sprechen eine deutliche Sprache. Kultureller Wandel bedeutet an dieser Stelle zurück zu den Wurzeln mit einer deutlich internationaleren Ausrichtung bei gleichzeitiger Optimierung unserer Kostenstrukturen. Mitarbeiter verschiedener Standorte und Nationalität arbeiten gemeinsam an dem Erfolg – ob in unserem internationalen Vertrieb, der Administration oder in dem Länder übergreifenden Fertigungsverbund.
KEM: Im ersten Quartal 2004/05 lagen die größten Umsatzzuwächse in Osteuropa und Asien. Heißt das für das Moeller-Geschäft go east?
Göddertz: Wir sind ein global agierendes Unternehmen. Unser Know-how und unsere Leistungsfähigkeit transportieren wir in die Wachstumsmärkte dieser Welt. Wir besitzen Technologiewerke in Deutschland und Österreich und Montagewerke in Osteuropa und Asien. Moeller fertigt verstärkt in diesen Regionen und treibt die Internationalisierung im Vertrieb konsequent voran. Wir planen neue Vertriebsgesellschaften in Indien, den AFTA-Staaten, Vietnam, dem Baltikum und in Bulgarien. In den traditionellen Märkten laufen die Geschäfte gut, in den Wachstumsmärkten Asien und Osteuropa sogar überproportional. Die Qualität und Fähigkeit unserer Produkte ist das Resultat einer starken Marke „Moeller“ und die ist weltweit hoch angesiedelt. „Made by Moeller“ ist das Gütesiegel, nicht das Herkunfts- oder Veredelungsland. Die Produktion erfolgt weltweit nach gleich hohen Maßstäben, es sind Moeller-Produkte. Wir multiplizieren also unser Know-how in verschiedenen Ländern, die Produkte müssen unseren Qualitätsansprüchen und den lokalen Anforderungen genügen.
KEM: Im Geschäftsjahr 2003/04 wurden nur 670 Millionen Euro von 1001 Millionen Euro im Kerngeschäft erzielt. Hat Moeller noch einen langen Weg vor sich?
Göddertz: Durch die Konzentration auf das Komponentengeschäft werden wir bereits im laufenden Geschäftsjahr einen Teil der Lücke, die sich durch die Aufgabe des Projektgeschäftes erklärt, umsatzmäßig schließen. Unser Ziel in diesem Geschäftsjahr sind 720 Millionen Euro Umsatz im Kerngeschäft. Das Projektgeschäft war stark Verlust behaftet. In Zukunft fokussieren wir uns auf das Komponentengeschäft, erhöhen unsere Flexibilität und Innovationsstärke, daraus wachsen wir. In drei Jahren sind wir umsatzmäßig wieder da, wo wir vor der Neupositionierung standen, sind aber deutlich gesünder und wachsen stärker – aus eigener Kraft. Umsatz allein ist nicht entscheidend, nur nachhaltige Erträge führen zu neuen Investitionen.
KEM: Wo sehen Sie für Ihre Produkte generelle Trends in der Industrieautomation?
Göddertz: Integration ist hier das Stichwort. Bei den Schalt- und Schutzfunktionen wird beispielsweise die Leistungsansteuerung in die Schaltgeräte implementiert. Ebenso gewinnen Installationsfunktionen zur Reduzierung von Montagezeiten immer mehr an Bedeutung. Auch bei den Automatisierungs- und Bedienfunktionen werden Integrationen vorgenommen. Schaltgeräte wandern in die Automatisierungswelt, mit integrierten Steuerungs- und Bedienfunktionen. Die bislang artifizielle Trennung von Automatisierung und Schalten & Schützen, Bedienen & Steuern wird so nicht mehr vorhanden sein. Das bringt Kunden eindeutige Vorteile. Weitere Trends sind Ressourcenverbrauch und Umweltschutz. Das bedeutet, Gerätevolumen und Anbauflächen werden reduziert. Reduziert werden aber ebenso die Verlustleistung und die Schadstoff-Emission. Kundenkriterien sind gleichfalls Senkung von Konstruktionszeiten, Installationsaufwand und Inbetriebnahmezeiten.
Firmenprofil
  • Gründung: 1899
  • Produkte: Industrie- und Installa- tionsschaltgeräte, Industrie- und Gebäudeautomation
  • Mitarbeiter: 9500 (August 2004)
  • Umsatz: 1001 Mio. € (GJ 03/04)
  • Vertrieb: 27 Landesgesellschaften, über 350 Vertriebsnieder- lassungen und Vertriebspartner in mehr als 80 Ländern
XStart Motorstarterkombination MSC KEM 410
XSystem HMI-Control KEM 411
XPole Schutzschalter KEM 412
Systems Engineering im Fokus

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